Prinzessin Antonia von Württemberg und ihr Heilsweg auf der Teinacher Lehrtafel
Eva Johanna Schauer
Die kabbalistische Lehrtafel der Prinzessin Antonia von Württemberg (1613 – 1679) ist ein Gemäldeschrein in der Form eines Triptychons, der 1659 – 1662 von Johann Friedrich Gruber geschaffen wird und 1673 in der Dreifaltigkeitskirche in Bad Teinach eine endgültige Aufstellung findet.
Die Lehre von den zehn Sephirot, mit der die jüdische Kabbala die stufenweise Entfaltung göttlicher Wirkungsweisen darstellt, erscheint auf der Lehrtafel in ihrer von Johannes Reuchlin (1477 – 1522) verchristlichten Form. Sie ist mystische Basis einer «umfassenden Weltschau», eines Kompendiums der Natur, der Künste und der Wissenschaften, wie es die Barockzeit kennt, festgehalten in einem großen Andachtsbild.
Die bisherigen Betrachtungen gehen nicht über eine ikonographische Entschlüsselung der einzelnen Figuren und Symbole hinaus. Dadurch stehen die Bilder des Gemäldeschreines thematisch unverbunden nebeneinander – ohne eine zugrunde liegende Gesamtidee.
Ziel dieser Publikation ist es – ausgehend von der Persönlichkeit und dem kulturellen Umfeld der Namensgeberin und ihrer Mitarbeiter –, diese übergeordnete Thematik zu entfalten und dadurch die Lehrtafel über eine biblisch-theologische Aussage hinaus als individuellen «Fingerabdruck» einer gebildeten Frau des 17. Jahrhunderts kenntlich zu machen.
Methodisch ist für die Erarbeitung dieses Zieles ein kunsthistorischer Ansatz gewählt, der die ikonologische Methode von Aby Warburg (1866 – 1929) als Hilfsmittel heranzieht. Neben einer allgemeinen Betrachtung der Gemälde und ihrer Einbindung in Motiv- und Denkmuster des 17. Jahrhunderts wird aus einem Detail der Gemälde eine dem Gemäldeschrein innewohnende übergeordnete Thematik herausgefiltert, die nicht nur die Intention der Bilder erkennen lässt, sondern eine vollständige zusammenhängende Dramaturgie.
Bislang unveröffentlichte Handschriften der Prinzessin Antonia werden in dieser Publikation in lesbarer Größe abgebildet.