Literatur in der Region
Tagung des Vereins Literaturhaus Nordhessen
Karl H Nickel
Nach fast einjähriger Vorbereitung konnte sich das noch junge Literaturhaus Nordhessen mit dieser, seiner ersten großen Veranstaltung erfolgreich der regionalen und überregionalen literarischen Öffentlichkeit präsentieren.
In Anknüpfung an die 2001 in Kassel stattgefundene Veranstaltung Chatten, Datteln, Literaten – literarische Kultur in und aus Nordhessen, die allein den regionalen Themen gewidmet war, suchte unsere Tagung den überregionalen Aspekt herauszustellen. Wie organisiert und vernetzt sich Literatur in anderen Städten und Landschaften? Wie steht es um Organisation und Vernetzung der Literatur in Kassel und Nordhessen? Und als Diskussionshorizont stand dabei allen Teilnehmern stets der Gedanke an ein Europa der Regionen vor Augen.
Der historischen Verortung des Themas gilt der erste Text (Gebhardt) über Franz Dingelstedts Kasseler Jahre und seinen resignierenden Befund über die ‚Lokal-Literatur‘. Schon hier wurde das schwierige Verhältnis zwischen dem damaligen Residenz- bzw. Hauptstadt-Publikum, zu der Literatur und den Literaten in Kassel deutlich.
Die Arbeit eines Kulturredakteur (Angebauer) und der Stadtbibliothek Kassel (Krippner/Hilgenberg) sind Thema der folgenden Referate.
Ziele, Aufgaben und Arbeit eines regionalen Literaturarchivs wurden vorgestellt im Abendvortrag über das Rheinische Literaturarchiv (Kortländer). Trotz der grundsätzlichen institutionellen Unterschiede konnten wir viele Anregungen für die eigene Arbeit entnehmen.
Am Beispiel der außerordentlich facettenreichen Kulturszene von Linz in Österreich wurden nochmals die vielfältigen Möglichkeiten für Literatur und Literaten in einer Kassel vergleichbaren Stadt aufgezeigt (Steinbacher).
Nach einem Beitrag zum Regionalkrimi (Wagner), der erfolgreichsten Gattung der Regionalliteratur, schloss sich eine rege Diskussion an.
Erstmals wurde der Literaturführer Nordhessen (Block) vorgestellt, der nun bereits im Internet benutzt werden kann und einen ersten Überblick über die regionale Literaturszene erlaubt. Der Kasseläner Mundart (Garff) und den regionalen Schreibwerkstätten (Alers) galten die nächsten Vorträge. Ein Höhepunkt war die Lesung des nordhessischen Autors Jamal Tuschick, sein Kattenbeat wurde mit viel Beifall aufgenommen. Wie man als Kasseler Verleger in Südspanien erfolgreich sein kann, diesem Spagat galt der letzte Vortrag (Jenior).