Von Polis zu Kosmopolis
Senghors kulturpolitisches Erbe und Afrikas kritischer Zustand • Irrwege der Selbstverwirklichung – von gestern bis heute
Ndiaga Gaye
Die Jahre vor und nach 1960 brachten vielen afrikanischen Ländern die Unabhängigkeit. Große Ideen geisterten in den Köpfen der Politiker herum; der Kontinent sollte ein neues Gesicht bekommen. De facto ist es so, dass auch ein halbes Jahrhundert später das Schicksal Afrikas immer noch anderswo als dort entschieden wird. Dabei ist nicht zu übersehen, dass sich viele menschliche Fehlentwicklungen und Paradoxien gegenwärtiger Gesellschaften am deutlichsten in Afrika zeigen.
Gilt es also nicht mehr denn je, den verlorenen und ratlosen Afrikanern zurück zu sich zu verhelfen, damit sie nicht weiterhin im Schatten der fortschrittlichen Teile der Menschheit wandeln?
Der senegalesische Dichter und Politiker Leopold Sedar Senghor ist hierbei eine Schlüsselfigur. Nicht nur, weil er sowohl in Europa als auch in Afrika lebte und wirkte, sondern auch aufgrund seiner Überlegungen zur Stellung der Afrikaner im internationalen Kontext. Autor Ndiaga Gaye stellt Senghors kulturpolitisches Erbe zur Diskussion und sinnt im Lichte seines politischen Denkens und Handelns über die aktuelle Lage der Menschen in Afrika und über Auswege nach.