Die Stadt im schlafenden Wald
Von Saigon nach Angkor im Automobil im Jahr 1908
Ferdinand François d'Orléans Duc de Montpensier, Günter Ranzinger
Vom Jahr 1886, dem Jahr der Erfindung des Automobils, bis zum Jahr 1910, dem Jahr der Erstausgabe der hier vorliegenden Übersetzung ins Deutsche, sind meines Wissens nur wenige Erzählungen zu Kraftfahrzeugthemen publiziert worden.
„La Ville au Bois dormant. De Saïgon à Ang-kor en Automobile“ vom Duc de Montpensier aus dem Jahr 1910 ist nicht nur eines dieser seltenen frühen Bücher, die Automobilgeschichte geschrieben haben, es ist auch eine Erzählung aus der frühen Kolonialzeit der Franzosen und eine Hommage an Henri Mouhot, der 1863 Angkor für die westliche Welt wieder bekannt gemacht hat.
Das Automobil war damals gerade mal zwanzig Jahre alt, und die Chancen seiner Verbreitung waren noch umstritten. Das erklärt die waghalsigen Autorennen der Gründerjahre. Verlässlichkeit des Materials und Tempo waren die Marketingstrategien der neuen Automobilmarken.
Der Entschluss des Werks Lorraine Diétrich an solchen Fahrten nicht teilzunehmen, stattdessen eine eigene, französische, ebenfalls zumindest lokal sehr beachtete Expedition, zu starten, war weise. Dieses „Lokale Interessengeflecht“ erstreckte sich immerhin über die damalige gesamte Kolonie und diente dazu, den gerade entstehenden Tourismusboom, von den Sehenswürdigkeiten der indischen Kolonien, nach Indochina umzulenken. Ein weiterer marketingtechnisch genialer Zug war das Publizieren von „La ville au bois dormant“, der schlafenden Stadt im Wald – im Märchenwald.