Sprache und Begriffsbildung in Fachtexten des 16. Jahrhunderts
Brigitte Döring, Birgit Eichler
Im diachronen Vergleich mit den dort entstandenen Arbeiten zur Wortbildung in spätmittelalterlichen handschriftlichen Übersetzungstexten werden insbesondere Prozesse der substantivischen Wortbildung (Ableitungen und Konversionen) beschrieben, wie sie sich – nunmehr zu Beginn der frühen Neuzeit vermittelt über den Buchdruck – in den fachlichen Teilbereichen Medizin/ Naturkunde, Theologie, Recht vollzogen. Zugleich wird ein Beitrag zur Sprachbeschreibung von Fachtexten des 16. Jahrhunderts geleistet, da solche Schriften wie beispielsweise die der zum Bereich der Medizin/Naturkunde zuordneten Kompilatoren Walther H. Ryff, Eucharius Rößlin, Michael Herr oder die zum Bereich Recht zugeordneten Schriften von Ortholph Fuchsperger, Justinus Gobler und Heinrich Knaust insgesamt ein noch offenes Feld der sprachhistorischen Forschung darstellen. Bereits abgeschlossene Untersuchungen zur Substantiv-Derivation in den Schriften Albrecht Dürers (Peter O. Müller 1993) wurden in den synchronen Vergleich einbezogen und vermitteln so ein differenzierteres Bild der Wortbildungsmöglichkeiten im Frühneuhochdeutschen. Es werden fachlich determinierte Sprachstrukturen der Wissensvermittlung herausgearbeitet, die zur Bildung von Begriffen führen. Der während der kooperativen Arbeit mit dem Würzburger Projekt festgelegte gleichartige methodische Ansatz – die computergestützte Erfassung des Sprachmaterials, onomasiologische und semasiologische Fragestellungen, die pragmalinguistische Auswertung – läßt die benannten Wortbildungsprozesse im diachronen Schnitt bis zur Gegenwartssprache transparent werden, wobei Konstanten wie Brüche im Nominationsinventar graphisch verdeutlicht und kommentiert werden.