Brigitte Jochum
„Augen haben und Betrachten ist nicht dasselbe!“ Diese Aussage des HI. Augustinus beschreibt die exorbitan- te, farbbetonte Ausdruckinterpretationen der Kunst von Brigitte Jochum treffend. Die Künstlerin stellt uns als Betrachter immer wieder vor Herausforderungen, ohne die wir aber die enorme Farbigkeit der Arbeiten nicht verinnerlichen können. Diese extreme Farbvielfalt ist beeindruckend und ist in nahezu allen Kompositionen als fast überbordende Dynamik zu interpretieren – in der Betrachtung und im Erleben absolut stimmig!
Das war zu Anfang der künstlerischen Karriere Brigitte Jochums jedoch noch nicht so – bei Weitem nicht! Sie begann schon in der Kindheit mit Zeichnungen, wurde allerdings nicht gefördert oder bestärkt – eher entmutigt. Erst 2002 brach sich ihr Talent Bahn und sie widmete sich intensiv der Acryl- und Ölmalerei. Sie erkannte ihre Begabung zur gekonnten Motiv- und Farbwahl und erarbeite sich über die Jahre eine ausgesprochene Fertig- keit für das Ausdrücken von Harmonie im Bildaufbau und zur Bildgestaltung. Zahlreiche Kurse bei namhaften Dozenten brachten sie auf das Niveau, das sie heute besitzt und ihr Können erlaubt ihr auch neben des Ein- satzes der genannten Farben, auch die Verwendung diverser anderer Materialien, vom Marmormehl bis hin zu Markern, Sprays, Ölstiften und Tusche.
Brigitte Jochum nutzt eben die Farben teils als ordnende Struktur, teils expressiv anmutend, in ihren Portraits als Kompositionsinstrument, in anderen Arbeiten oft als lasierende, losgelöste, meist nur angedeutete Gestal- tungsebenen, um in ihren abstrakten Arbeiten die Farbkomposition als herausragende Regieanweisung für den Betrachter zu positionieren. Ihre Fähigkeit, ihr Talent zur Mischung von abstrakten Farben und Formideen in realistische Bildportraits kommen ihr im Malvorgang sehr entgegen. Wir finden immer wieder erstaunliche Chan- gierungen die nicht jeder Künstler so gekonnt sicher platzieren würde und dann wiederum Farbkontraste, die in fast allen ihrer Bilder eben diese extreme Tiefenwirkung und Bildhaftigkeit erzeugen.
Es gibt nicht sehr viele Künstlerinnen, die ihre subjektive innere Welt in so beeindruckender Form auf die Lein- wand bringen. „Sie malt sich die Welt, so wie sie ihr gefällt – Farbig!“ Einer solchen Charakterisierung stimmt sie – glaube ich – vorbehaltlos zu.
Günter Weiler