„… die ökonomische Theorie in einen breiteren philosophischen Rahmen stellen…“
Das Lebenswerk von Louise Sommer (1889-1964)
Ute Lampalzer
„. die ökonomische Theorie in einen breiteren philosophischen Rahmen stellen.“ – diese Worte, mit denen Louise Sommer das Ziel eines von ihr angedachten Buchprojekts beschreibt, können als Motto ihres gesamten wissenschaftlichen Werkes angesehen werden. Ihr Interesse, das sie in Forschung und Lehre leitete, galt der Geschichte des ökonomischen Denkens, Methodenfragen und der Gestaltung der europäischen Handelspolitik.
1889 in Wien geboren, war Louise Sommer nach ihrem dortigen Studium die erste Frau, die in Basel mit „summa cum laude“ promovierte. Anschließend wirkte sie lange Jahre als Dozentin an der Universität Genf und verlegte den Ort ihres Schaffens schließlich in die USA. Dort wurde sie von so renommierten Ökonomen wie Fritz Machlup und Gottfried Haberler unterstützt. Dank ihrer exzellenten Sprachkenntnisse gelang es ihr, sich auch als Übersetzerin einen Namen zu machen, unter anderem von Daniel Bernoullis berühmtem Aufsatz zum St. Petersburg-Paradox. Den Ausgangspunkt ihres Werkes bildet die zum Standardwerk gewordene Monografie „Die österreichischen Kameralisten in dogmengeschichtlicher Darstellung“ (1920/25). Der darin zu erkennende Einfluss der Österreichischen Schule blieb bis ins Spätwerk von Bedeutung – war jedoch von Anfang an durchzogen von anderen wirtschaftswissenschaftlichen Strömungen. In der Integration einer Vielfalt von Denkansätzen und der tief gehenden Analyse ideengeschichtlicher Hintergründe besteht der besondere Wert von Louise Sommers Werk.