Strategische Flexibilität und kognitive Modelle
Eine empirische Untersuchung deutscher börsennotierter Unternehmen
Maximilian Dicenta
Strategische Flexibilität gehört sowohl in der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung als auch in der Managementpraxis zu den Themen, denen in der jüngeren Vergangenheit besondere Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Zum einen gilt strategische Flexibilität als das ex ante Handlungspotenzial eines Unternehmens. Zum anderen wird eine tatsächliche Handlung, insbesondere die Veränderung der implementierten Strategie, als die ex post realisierte Form von strategischer Flexibilität verstanden. Die vorliegende Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen diesen beiden Formen. Dabei werden kognitive Modelle von Topmanagern – Beachtung des Unternehmensumfelds und Orientierung im Ressourcenmanagement – als Ursprung des Flexibilitätspotenzials eines Unternehmens untersucht. Der Forschungsbeitrag beruht insbesondere auf drei Aspekten: Erstens erklärt die vorliegende Dissertation, welchen potenziellen Einfluss die kognitiven Modelle von Topmanagern auf das Veränderungspotenzial eines Unternehmens haben. Zweitens liefert die Analyse einer Vielzahl verschiedener unabhängiger Konzepte wichtige Erklärungsansätze für das Wettbewerbsverhalten von Unternehmen. Drittens kann das methodische Vorgehen – die Inhaltsanalyse der Grußworte des Vorstandsvorsitzenden an die Aktionäre zur Messung der kognitiven Modelle von Topmanagern – als Blaupause für zukünftige Forschungsvorhaben in diesem Bereich dienen. Die verwendete Stichprobe umfasst große und mittlere Unternehmen aus Deutschland, die im Zeitraum von 2002 bis 2011 im HDAX der Deutschen Börse gelistet waren. Die Untersuchung des Forschungsmodells erfolgt mittels Regressionsanalysen auf Basis des Paneldatensatzes. Die empirischen Ergebnisse erklären, inwiefern verschiedene Elemente der Beachtung des Unternehmensumfelds (u.a. inhaltliche Fokussierung) einen Einfluss auf die Veränderung von Wettbewerbsstrategien haben. Zudem kann gezeigt werden, wie eine flexible Orientierung den Veränderungsgrad steigert, während eine spezifische Orientierung keinerlei Einfluss zu haben scheint.