Raimon
Monika Lederer
Hanko ist gerade fünfzehn Jahre alt, als die Räuber den Bauernhof seiner Eltern überfallen, alle töten, die Widerstand leisten wollen, und den Jungen zu anderen Gefangenen auf einen schäbigen Karren stoßen.
Als Hanko nach langer ermüdender Fahrt krank und halb verhungert von den Sklavenhändlern in die Halle eines vornehmen Hauses gezerrt wird, hat er nur einen Gedanken im Kopf: Irgendwie zu überleben. Auch während er langsam im Hause seines neuen Herrn wieder zu Kräften kommt, macht er sich noch kaum Gedanken darüber, was für Aufgaben ihn wohl erwarten werden.
Endlich wieder gesund, wird er zum ersten Mal zum Dienst eingeteilt: Er soll dem Hausherrn und seinen vornehmen Gästen, zusammen mit anderen Jungen, die Speisen servieren. Doch zu seinem Erschrecken zeigt der Hausherr nicht nur am Essen, sondern auch an den Jungen selbst Interesse.
„Verdammt noch mal, du Schwein, was tust du da? Weißt du denn nicht, dass man so etwas nicht tut? Ich bin nicht so einer! Ich bin keiner von denen! – Wo bin ich hier bloß hingeraten?“ Mit diesem verzweifelten Ausruf entzieht sich Hanko den ersten eindeutigen Berührungen, ohne zu ahnen, dass es gerade sein Widerstand ist, der Raimon fasziniert. Eine seltsame, qualvolle Liebesbeziehung beginnt zwischen den beiden ungleichen Partnern, die weder von einander lassen noch richtig zueinander finden können.