Das Johannes-Evangelium und die Verinnerlichung des Sehens
Eine Studie über die Tätigkeitswörter des Sehens im Johannes-Evangelium
Peter Goedings
Im altgriechischen Text des Johannes-Evangeliums werden unterschiedliche Zeitwörter verwendet, um eine Verschiedenheit in der „Tätigkeit des Sehens“ zum Ausdruck zu bringen. Diese Nuancierung erstreckt sich von der Funktionalität der Augen, das heißt der Offenheit und des „Nicht-Blind-Seins“ für die Eindrücke der Umwelt, hin zum innerlichen Verarbeiten des Wahrgenommenen und der selbständigen Urteilsfähigkeit. In den Reden Jesu wird ein Sehen, ein Ein-Sehen, gefordert, das sich mit dem inneren Wesen des Menschen verbindet und sich im altgriechischen Zeitwort „the ^orein“ darstellt. Dieses „the ^orein“ — das Sehen mit dem inneren Auge — ist im Johannes-Evangelium das wichtigste Tätigkeitswort des Sehens.
Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Die Einleitung gibt eine Übersicht über die Bedeutung des Sehens im Johannes-Evangelium. Im zweiten Teil wird nah am biblischen Text auf Einzelheiten der visuellen Wahrnehmung — in der Blindenheilung, in den Begegnungen und Auseinandersetzungen Jesu mit den Menschen oder in den Heilsgeschichten — eingegangen. Im letzten Teil werden, zur ausführlicheren Begründung der in diesem Buch vertretenen Übersetzung, die altgriechischen Seh-Wörter in ihrer inhaltlichen Abgrenzung betrachtet.