Flüchtlingsgespräche 2015ff.
Über demokratische Ausländerfeindlichkeit und völkischen Nationalismus, linke Heimatliebe und weltoffenen Patriotismus
Freerk Huisken
»Ich habe nichts gegen Fremde; und die AfD-Nazis wähle ich schon gleich nicht. Aber dass Flüchtlinge uns die Arbeitsplätze wegnehmen, ist doch nicht zu bestreiten!« So hört man es allenthalben. Diese guten Deutschen stellen inzwischen die Mehrheit der Bevölkerung. Ihre Fremdenfeindlichkeit ist »in der Mitte der Gesellschaft angekommen«, heißt es.
Man begegnet ihr in Verwandt- und Nachbarschaft, in Schule und Uni, in Kneipe und Verein, auf Zugfahrten oder in der U-Bahn. Mit ihren Vertretern ist die Auseinandersetzung zu führen – wo auch immer. Demos gegen die AfD – schön und gut. Aber sie versammeln nur ohnehin entschlossene AfD-Gegner. Die Bürger mit rechten Parolen im Kopf, die in der CDU/CSU, SPD, FDP oder bei den Grünen ihre Wahlheimat haben, werden so nicht kritisiert. Schlimmer noch: Dass Nazis nicht zu Deutschland passen, ist ein Ausschlussbefund der »Bunt statt braun«-Demonstranten, den viele der rechten Patrioten teilen; wenngleich in deren Bild vom sauberen Deutschland all jene Ausländer gerade nicht gehören, für die sich Anti-AfD-Demonstranten einsetzen.
Freerk Huisken setzt sich in doppelter Weise mit Ausländerfeinden auseinander: Zum einen wird das argumentative Rüstzeug deutscher Bürger, die sich in ihrer Heimat von Flüchtlingen und anderen Ausländern gestört sehen, angegriffen. Es reicht eben nicht, ihnen das Etikett »Rassist« oder »Nationalist« anzuhängen, ohne die in diesen Verurteilungen enthaltenen Fehler und ideellen Beschädigungen nachzuweisen. Zum anderen wird auch gegen Ausländerfreunde, die sich gegen Diskriminierung und Intoleranz wenden, explizit Stellung bezogen. Ihre Gegenparolen und ihre Einwände gegen rechtes Denken halten selten einer kritischen Überprüfung stand.