Hähnchenfleisch im Test auf Resistenzen gegen Reserveantibiotika
Ranking von EU-Hähnchenfleischkonzernennach Kontamination mit antibiotikaresistenten Krankheitserregern
Reinhild Benning
Jede zweite Hähnchenfleischprobe ist mit antibiotikaresistenten Krankheitserregern belastet.
Das ergab die Untersuchung von 165 Fleischproben der Top 3 EU-Geflügelfleischkonzerne,
gekauft aus dem Billigsortiment von Lidl und Aldi sowie aus dem Werksverkauf der Konzerne.
Am stärksten belastet ist Hähnchenfleisch der PHW-Gruppe mit 59 Prozent der Proben, gefolgt
von der französischen LDC-Gruppe mit 57 Prozent kontaminierter Proben. Bei der niederländischen
Plukon Food Group ist jedes dritte Hähnchen belastet. Antibiotikaresistente
Krankheitserreger stellen eine wachsende Gesundheitsgefahr dar. Nehmen Menschen bei der
Zubereitung oder dem Verzehr des Fleisches resistente Erreger auf, kann dies zu schweren
Infektionen führen, bei denen Antibiotika kaum oder gar nicht mehr wirken.
Im Schnitt weist ein Drittel der Hähnchenfleischproben aus insgesamt fünf EU-Staaten (DE,
ES, FR, NL, PL) Krankheitserreger auf, die gegen Chinolone resistent sind. Diese Reserveantibiotika-
Gruppe wird von der WHO als besonders wichtig eingestuft und hat allerhöchste Priorität
für die menschliche Gesundheit. Einheitliche EU-Regeln gegen deren routinemäßigen
Einsatz in industriellen Tierhaltungen fehlen bisher. In den USA wurden Chinolone bereits
2005 für Masthühner verboten und seitdem gingen die Resistenzraten bei den Tieren deutlich
zurück.
Die EU-Kommission erwägt bis Ende 2020, die wichtigsten Antibiotika-Gruppen für Menschen
vorzubehalten, um Resistenzen gegen diese Reserveantibiotika aus Tierhaltungen zu bekämpfen.
Die vorliegenden Testergebnisse belegen die Notwendigkeit für ein EU-weites Verbot
der Reserveantibiotika in industriellen Tierhaltungen. Zugleich ist ein Systemwandel in
der Zucht und Haltung von Lebensmittel liefernden Tieren erforderlich, da tiergerechtere Verfahren
den bisherigen routinemäßigen Antibiotikaeinsatz vermeiden können. Verbraucherinnen
und Verbrauchern wird geraten, auf ökologische Produkte von Tieren aus bäuerlichen
Tierhaltungen umzusteigen, bei denen – wenn überhaupt – ganz erheblich geringere Resistenzraten
gefunden werden.