Joachim Gerstenbüttel (1647-1721) im Spannungsfeld von Oper und Kirche von Kremer,  Joachim

Joachim Gerstenbüttel (1647-1721) im Spannungsfeld von Oper und Kirche

Ein Beitrag zur Musikgeschichte Hamburgs

Anläßlich des 350. Geburtstages des Hamburger Kantors und Director musices Joachim Gerstenbüttel (1647-1721) umreißt der Autor das Leben des aus Wismar stammenden Musikers, Sängers, Kantors und Komponisten, das in eine Phase tiefgreifender kulturgeschichtlicher Wandlungen fällt. Vor allem in Hamburg, dem Ort seines 46jährigen Wirkens, zentrierten sich diese Entwicklungen wie in kaum einer norddeutschen Stadt: Die theologischen Auseinandersetzungen um den Pietismus, die Eröffnung einer Oper, die Begründung eines neuen Kirchspiels, das Aufkommen konzertartiger Darbietungen und die engagierte Musikförderung des Domkapitels konkurrierten mit der zentralen Position des Kantors und ließen so das hamburgische Musikleben äußerst vielschichtig werden.
Zahlreiche neu aufgefundene, hier erstmals wiedergegebene und ausgewertete archivalische Quellen stellen Details zur Biographie Gerstenbüttels, zur hamburgischen Kirchengeschichte und zur Kantorei nach Thomas Selle und Christoph Bernhard bereit.
Die Beschreibung von Leben und Werk Gerstenbüttels thematisiert auch das spannungsreiche Verhältnis der unterschiedlichen Musiziersphären in Hamburg um 1700. Als Konkurrenz zur Musikpflege des Kantors sind die „Operisten“ zu betrachten, deren kirchenmusikalische Aktivitäten hier erstmals dokumentiert und diskutiert werden. Die Protektion der „Operisten“ durch den streitbaren und opernfreundlichen Jakobihauptpastor Johann Friedrich Mayer wirft den frömmigkeitsgeschichtlichen Hintergrund auf und erlaubt, theologische Position und Musikförderung in Beziehung zu setzen. Gerstenbüttels Amtsverständnis als Kantor und seine Sicht von der Funktionsgebundenheit der Kirchenmusik unterscheidet sich stark von Mayers Einstellung und steht dadurch in Nähe zu reformtheologischen und sogar pietistischen Positionen, ohne daß Gerstenbüttel jedoch dezidiert Partei für die in Hamburg ansässigen Pietisten ergriffen hätte. Dafür trat er für eine starke Traditionsverbundenheit ein, deren musikalische Vorbilder im 16. Jahrhundert zu finden sind, etwa in Franz Elers „Cantica sacra“ von 1588.
Gerstenbüttels Positionen finden ihre Entsprechung im kompositorischen Werk. Ausgewählte Analysen zeigen, daß seine Kompositionen nicht losgelöst von dieser Kontextbindung gesehen werden können, die auch die musikalische Faktur seiner Kompositionen prägt: Zwar findet sich kunstvolles und expressives Gestalten, die zentrale Kategorie der „Textverständlichkeit“ wird aber niemals aufgegeben. Archivalische und musikalische Quellen fügen sich so zu einem Gesamtbild und liefern ein Beispiel einer kontextbezogenen Musikbetrachtung.
Im raschen und umfassenden Wandel der institutionellen und musikalischen Strukturen und Vorbilder, also in der Auseinandersetzung mit der Oper und den verwandten Gattungen, wirkte Gerstenbüttels Position auf die Zeitgenossen „befremdlich“. Der Hamburger Kantor repräsentiert somit eine „Gegenposition“ zur theatralischen und italienisch beeinflußten Musik. Seine Polemik gegen die „krumme Operen Schlange“, die „liebe zu französischen, italienischen welteitelkeiten“ und „juckende Ohren nach den Opern“ steht somit in krassem Gegensatz zum Standpunkt vieler seiner Zeitgenossen, aber auch seines Amtsnachfolgers Georg Philipp Telemann. Um so klarer lassen sich an seiner Person, seinem Amtsverständnis und seinem musikalischen Wirken die Ausweitung und Auffächerung, aber auch der Spannungsreichtum des hamburgischen Musiklebens zwischen 1674 und 1721 beschreiben.

Das Buch behandelt als weitere Aspekte: Uneinheitliche liturgische Gebräuche in den Hauptkirchen; Gerstenbüttels Projekt zur Einführung deutscher Kirchengesänge; Verselbständigung der Kirchensänger; Kantoreirechnung 1660-1682; Liste hamburgischer Kirchensänger; Organisten- und Operistenmusiken; Satztechnische Strukturen und Affekthaltigkeit ausgewählter Kantaten; Werkverzeichnis.

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