Schule – Verlust oder Stärkung der Person?
Fritz Bohnsack
„Schon mal über Schule nachgedacht? Läuft da nicht manches falsch?“
Ziele der Schule wandeln sich gegenwärtig stärker zu messbaren, auch testbaren, Kompetenzen nach schul- und länderübergreifenden Standards, letztlich orientiert auch an Perspektiven des PISA- und Wirtschafts-Standortes Deutschland. Kritiker fragen, wieweit Schüler und Lehrer dadurch zu fremdbestimmten Werkzeugen außerpädagogischer Interessen werden.
Der vorliegende Band sucht nach Möglichkeiten, die Paradoxie der Fremdbestimmung mit dem Ziel der Selbstbestimmung der Heranwachsenden zu überwinden. Dabei geht es
– um Konsequenzen der personalen Besonderheit bzw. Einmaligkeit jedes Lernenden für die Vielfalt der Lernvorgänge und Heterogenität der schulischen Lerngruppe;
– um die Möglichkeiten und Grenzen der Selbstbestimmung der Lernenden und deren Abhängigkeit von Aspekten der Lehrersteuerung;
– um die Bedeutung und Bedingungen des Vertrauens zwischen Lehrern und Schülern und um beider „Seins-Vertrauen“, dessen Zusammenhang mit Selbstbewusstsein, Lebensmut und Erfolg durch die empirische Gesundheitsforschung nachgewiesen wird;
– um religiöse Dimensionen eines nicht-konfessionellen „Seins-Vertrauens“ und generell um die Möglichkeiten der Schule zur personalen Stärkung der Heranwachsenden.
Zu alledem werden vor allem die dialogischen Kategorien der Anthropologie und Pädagogik Martin Bubers als Urteilskriterien herangezogen. Die konkreten Hinweise auf Unterricht sollen Lehrer zu neuen Wegen anregen.