Pränatale Diagnostik zwischen Selbstbestimmung und Selektion
Marco Kröger
Die Pränatale Diagnostik hat sich seit ihren Anfängen in den 60er Jahren zu einem hoch technisierten Instrument der Schwangerenvorsorge entwickelt.
Die mit ihr verfolgten Ziele und Interessen sind häufig nicht mehr eindeutig erkennbar und nicht selten zweifelhaft. Wurde eine Schädigung des Fötus diagnostiziert, kann die Schwangere weder auf eine angemessene Beratung noch auf vernünftige Therapieformen zurückgreifen. Deshalb werden die Intentionen der pränatalen Diagnostik hinterfragt.
Die pränatale Diagnostik steht im Brennpunkt breiter öffentlicher Diskussionen: während die einen deren selektiven Charakter kritisieren, bestehen die anderen auf das Selbstbestimmungsrecht der Frauen, die autonom über die Nutzung pränataler Untersuchungen bzw. eine Abtreibung entscheiden können sollten.
In diesem Spannungsfeld bewegen sich auch die Mediziner, die sich aufgrund des Risikos einer fehlerhaften Beratung oder eines nicht korrekt durchgeführten Abbruchs der Schwangerschaft Schadensersatzansprüchen ausgesetzt sehen.
Der Autor stellt die verschiedenen Positionen gegenüber und verknüpft sie mit der vor allem in Europa geführten Diskussion über den Umgang mit ungeborenem Leben. Er deckt dabei vielfach ein Menschenbild auf, das Defizite ächtet und Unterschiede auszumerzen versucht. Dabei greift er die aktuellen Kosten-Nutzen-Analysen ebenso auf wie die Argumente derjenigen, die behinderten Menschen das Lebensrecht insgesamt absprechen wollen. Gibt es Tendenzen zu einer Neuen Eugenik?