Unsterbliche Sterbliche
Zum erzählerischen Umgang mit dem ewigen Leben im Diesseits
Viktor Hoffmann
Who wants to live forever? Jeder. Keiner.
Die Suche nach irdischer Unsterblichkeit ist als Gegenstand
von Erzählung so alt wie das Erzählen selbst: Seit Anbeginn
der Überlieferung bildet das Streben nach ewigem Leben
einen zentralen Stoff menschlicher Fantasie, der sich bis in die
aktuellen Formen auch audiovisuellen Erzählens fortgesetzt hat.
Die fiktiven Narrative begleiten dabei ein ganz reales Streben
um die Verlängerung des Lebens, das sich vom Okkulten zum
Religiösen, vom Magischen zum Wissenschaftlichen und hin zu
den aktuellen Bestrebungen der Life-Science im Silicon Valley an
immer neue Kontexte zu heften versteht.
Dem Wechselspiel beider Sphären widmet sich der vorliegende
Band: Er verfolgt, wie sich im fortlaufenden Gespräch über die
Unsterblichkeit Legenden und Beobachtungen, Geschichten
und Untersuchungen, Visionen und Studien, kurz Fiktion und
Forschung annähern. Gerade an der entstehenden Schnittstelle
kann Erzählung ihr ganzes Potential entfalten: Wo sie zum
Simulationsraum einzig in der Fiktion durchzuspielender
Phänomene wird, da ist ihr Zugang exklusiv. Ihre Unsterblichen
stecken den Rahmen für ein zukünftiges Operieren mit realen
Lebensverlängerungsangeboten ab. Ihre Aushandlung von
Unsterblichkeit generiert dabei Deutungsangebote, die mit
Philosophie, Publizistik und auch Naturwissenschaft um die
Legitimität freilich auch einer Interpretation bereits gegenwärtiger
Konflikte konkurrieren.