Absitzen
Aschekreuz
Rüdiger Paul
ABSITZEN
Da Hendrich Bauer seinen Beruf nicht
heiraten konnte, lebte er mit ihm in wilder Ehe. Hier Frau und Sohn, dort Kurbel und Schranke.
Böse Zungen behaupteten, der Schrankenwärter sei mit einer Eisenbahneruniform zur Welt gekommen.
Hätte Hendrich mit dem Bahnwärtehäuschen geschlafen, damit wären die Menschen später zurecht gekommen. Aber, dass Hendrich Bauer, der Übervater aller Schrankenwärter, in dieser Nacht am Arbeitsplatz die Augen schloss, das war unfassbar.
Der stets Wachsame und Perfekte, nie einen Zug Vergessende, wollte lieber tot gewesen sein, als das unabwendbare Ereignis zu sehen, was vor seinen Augen passierte…
Als er am späten Abend die Wohnung verließ, spürte Hendrich noch keine Schicksalswehen. Auch auf dem Weg
zur Nachtschicht war alles noch normal, doch mit dem Einbruch der Morgendämmerung trommelten das Grauen so heftig an seine Schläfe, dass er meinte, den Verstand verlieren zu müssen.
Erkrankt an der Kontrollsucht, sucht der Bahnangestellte Hendrich Bauer, genannt der Bähnrich, bei der Nationalen Voksarmee sein Leben wieder in Ordnung zu bringen. Er wird dort mit der Macht über das Befinden von Soldaten konfrontiert. Ob ihm das gelingt, Heilung und Zufriedenheit in seiner neuen
Lebensaufgabe als Oberfähnrich zu bringen, das erzählt der Autor, der ebenfalls einen Teil seiner Lebenszit dort verbringen musste.