Die tückische Straße
Walter Serner
Der Autor über seine eigenen Bücher:
Sie wollen wissen, ob ich meine Bücher für Dichtung halte? Keineswegs. Dichtung ist und bleibt ein, wenn auch höherer, Schwindel. Ich lege Wert darauf, das zum ersten Mal ausgesprochen zu haben. Menschen gestalten, heißt: sie fälschen. Es gibt so wenig geschlossene oder intelligible Charaktere, wie es Wahrheit gibt. Alles ist stets im Fluß. Gestalten aber schafft Umrisse, in die es hineinerklärt und Positives festzulegen meint. Das ist Tüchtigkeit, Kunst, Mumpitz. Ist Ihnen noch nicht aufgefallen, daß die Menschen meiner Bücher, wie lebendig und echt sie auch auf sie gewirkt haben mögen, hinterher Ihnen doch gleichsam zwischen den Fingern zerrinnen? Sie bekamen kein festes Bild von ihnen, nur scharfe Deteilaufnahmen, die dem Zeitraum einer Stunde oder weniger Wochen angehören und diese prägnant illustrieren. Darüber hinaus vermögen Sie sich von diesen Menschen schon keine Vorstellung mehr zu machen. Darauf kommt es mir an. Darauf allein sollte es überhaupt ankommen. Und deshalb lehne ich für meine Bücher das Rubrum »Naturalismus« ab, der, mag er noch so getreu das Leben abschreiben, ja doch nur Gestaltung von allen Seiten her ist.