Mensch, Hildegard!
Zwölf Einblicke in das Leben der Hildegard von Bingen
Wolfgang Piechota
Verehrte Leser*innen!
„Mensch, Hildegard! Zu dir wollte ich längst wieder Kontakt aufnehmen!
Wer bist du? Für mich? Für andere?“
Die Esoterikerin, die Mystikerin, die „feministische Urgroßmutter“ (Dorothee Sölle), die begnadete Seherin, die erste richtige Ärztin des Mittelalters (deutsches Ärzteblatt), die rheinische Prophetin, Kirchenlehrerin und Äbtissin des Heiligen Benedikt kenne ich. Ihre Werke habe ich studiert, mühevoll im lateinischen Ursprungstext und anhand zahlreicher historischer Begleiturkunden. Bei regelmäßigen Spaziergängen über den Disibodenberg, im Kreis feiernder Feministinnen und wissbegieriger Gemeindeglieder kam ich ihr näher. Vielfach hat sich ein Bild der „Heiligen Hildegard“ entfaltet. Aber: Wo bleibt das Menschenkind? Die kleine, verspottete „Schrumpelgard“, wie Zeitgenossen sie genannt haben, ein Wesen von geringer Körperkraft, die bescheidene Magd unter den Gestalten der Kirchengeschichte. Beflügelt sie mein Christsein heute? …