Musen der Platzangst
Roger Corman verfilmt Stifters "Hochwald"
Markus R Weber
Eine low budget Produktion: In wenigen Tagen verwandelt der Drehbuchautor und gelegentliche Ich-Erzähler Stifters Erzählung ‚Der Hochwald‘ in ein Filmskript, und gleichzeitig verwandelt sich die Situation am Drehort langsam in das Geschehen eines Horrorfilms (‚The Haunting‘ von Robert Wise, nach Shirley Jacksons Roman ‚The Haunting of Hill House‘). Diese drei Ebenen – ‚Der Hochwald‘, der Drehort, der Horrorfilm – reagieren aufeinander, und insbesondere der Text Adalbert Stifters, des Autors des ’stillen Gesetzes‘, erlebt eine ungeahnte Dynamisierung.
Verwandlung, Metamorphose, Überblendung: unter diesem Gesetz steht die Geschichte zweier Frauen, die in einem alten einsamen Anwesen Geistererscheinungen haben und von traumatischen Erinnerungen heimgesucht werden.
Mit nahezu wissenschaftlicher Akribie und einer an den nouveau roman erinnernden Technik nähert sich Markus Weber dieser ausgesprochen spannenden Vorlage. Sein Crossover verfolgt nicht nur das Geschehen in dem alten Spukhaus, sondern unter der Oberfläche auch die Frage: wie entstehen Texte und wodurch werden sie an welchen Stellen unserer Kultur situiert?
Reizvoll ist diese Erzählung nicht zuletzt auch deswegen, weil Weber genau dazu einen neuen Text erzeugt hat, dessen kultureller Ort weder in der Sphäre Stifters noch bei Roger Corman zu lokalisieren ist.
Eine faszinierende Analyse künstlerischer Verfahrensweisen und eine brillante Erzählung aus zwei heterogenen Kulturen.