Bedeutung feinmotorischer Fertigkeiten für den Leseerwerb im Vorschul- und frühen Grundschulalter
Eva Pufke
Die vorliegende Arbeit untersucht den Einfluss fein- und schreibmotorischer Fertigkeiten auf den Leseerwerb im Vorschul- und frühen Grundschulalter. Bisherige Untersuchungen konnten bereits positive Zusammenhänge zwischen feinmotorischen Fertigkeiten und Aspekten der Leseentwicklung nachweisen, allerdings ist die Befundlage insgesamt uneinheitlich. Neuere Forschungsbefunde weisen darauf hin, dass eine Unterscheidung zwischen Fein- und Schreibmotorik diese uneinheitliche Befundlage erklären könnte.
Die Beziehungen zwischen fein- und schreibmotorischen Fertigkeiten und Aspekten der Leseentwicklung wurden im Rahmen von zwei empirischen Studien untersucht. Studie I, eine Längsschnittuntersuchung von der Vorschule bis zur ersten Jahrgangsstufe, konnte anhand einer Stichprobe von 144 Kindern unter Kontrolle von Drittvariablen (z.B. Aufmerksamkeit) zeigen, dass abhängig von der untersuchten Altersgruppe geringe bis moderate Zusammenhänge zwischen Feinmotorik und einigen Leseaspekten bestehen. Zudem deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die Beziehungen über schreibmotorische Fertigkeiten vermittelt werden. Studie II, eine daran anschließende experimentelle Untersuchung mit 50 Vorschulkindern, liefert darüber hinaus Hinweise auf einen kausalen Zusammenhang zwischen schreibmotorischen Fertigkeiten und dem Leseerwerb bei Schreibaktivtäten.
Die Befunde der vorliegenden Arbeit zeigen, dass Defizite der fein- und schreibmotorischen Fertigkeiten Unterschiede in der Leseentwicklung von Kindern erklären können und weisen auf die Relevanz der frühen Förderung fein- und schreibmotorischer Fertigkeiten hin.