Das Phänomen Burnout am Arbeitsplatz Schule. Ein empirischer Beitrag zur Beschreibung des Burnout-Syndroms und seiner Verbreitung sowie zur Analyse von Zusammenhängen und potentiellen Einflussfaktoren auf das Ausbrennen von Gymnasiallehrern
Sylvia Christine Körner
Die Existenz von Burnout als ein Phänomen der sogenannten Humandienstleistungsberufe gilt mittlerweile als unbestritten, auch wenn es häufig als populäres Schlagwort für berufliche Unlust o.ä. mißbraucht wird. Dahinter verbirgt sich jedoch weit mehr: Burnout nimmt eine Art Schlüsselposition zwischen Gesundheit und Krankheit ein.
Wenn einst motivierte engagierte Lehrer, die ursprünglich für ihren Beruf entflammt waren, ihre Freude am Unterrichten, am Umgang mit ihren Schülern verlieren, zunehmend desillusionierter, unzufriedener und erschöpfter werden und eine Reihe psychophysischer Beschwerden entwickeln bis sie schließlich ausgebrannt und arbeitsunfähig sind, wird sich dies langfristig auf die Qualität des Unterrichts auswirken. Folglich kann im Zusammenhang mit derzeit hochaktuellen nationalen und internationalen Schulleistungsvergleichen der Gesundheitszustand der Lehrerinnen und Lehrer als eine wesentliche Voraussetzung für qualitätvollen Unterricht nicht unberücksichtigt bleiben. Dieser scheint zum Teil besorgniserregend zu sein, zumindest weist die seit einigen Jahren überproportional hohe Zahl an gesundheitsbedingten Frühpensionierungen unter der Lehrerschaft darauf hin. Vor dem Hintergrund dieser alarmierenden Entwicklung und der gestiegenen Medienpopularität des Begriffs bei gleichzeitiger Existenz zahlreicher Unklarheiten rund um das Konstrukt Burnout legt die Autorin eine umfassende Analyse der aktuellen Befundlage zum Phänomen des Ausbrennens vor, bei der auch grundlegenden Fragen der Definition, Symptomatik, Ätiologie und Epidemiologie des sozialen Stress-Syndroms nachgegangen wird.
Im Rahmen einer umfangreichen bundesländervergleichenden empirischen Studie zur Lehrerbeanspruchung mit hohem repräsentativen Charakter an rund 1000 deutschen Gymnasiallehrern widmet sich die Autorin in ihrer Arbeit speziell dem Phänomen Burnout. Neben einer Analyse der Verbreitung des Syndroms bei Lehrern werden potentielle Entstehungsfaktoren und aufrechterhaltende Bedingungen auf personen- sowie umweltbezogener Ebene herausgearbeitet und eine komplexe multidimensionale Burnout-Modellstruktur entwickelt.
S.C. Körner, selbst ehemalige Grundschullehrerin, Diplompädagogin und Diplompsychologin, die derzeit in einer psychosomatischen Klinik u.a. mit ausgebrannten Lehrern therapeutisch arbeitet, leistet nicht nur einen methodisch fundierten empirischen Beitrag zur Analyse des Burnout-Syndroms, sondern sensibilisiert auch für mögliche Hintergründe und Zusammenhänge, die entsprechend des ganzheitlich-systemischen Blickwinkels der Autorin sowohl beim Individuum als auch bei den Arbeits- und Organisationsbedingungen des Arbeitsplatzes Schule zu suchen sind. Darüber hinaus leitet die Autorin aus den gewonnenen Erkenntnissen zahlreiche Hinweise zur Prävention und Intervention des Phänomens ab und stellt bereits entwickelte Ansätze vor.