Struffoli und Lebkuchenhaus
Eine Spurensuche
Silvana Maria Giuseppina Goldbach
Ein Autounfall passiert bei Schnee und Glatteis im Januar 1961. Der Fahrer ist sofort tot, die Beifahrerin lebensgefährlich verletzt. Die Kinder, zehn und vier Jahre alt, blieben allein zu Hause. Eine Tante aus England organisiert den Notfallplan, denn sie mussten ein halbes Jahr ohne Eltern überstehen. Die Trauernde, emotional abwesende Mutter kehrte völlig verändert vom Krankenhaus heim. Der verunglückte Vater, Sohn von vertriebenen Deutschen aus Schlesien, hatte keine Angehörigen im „Ländle“. Die Familie der Mutter lebte in Italien und England. Wie gut, daß es Tante Candida gab, die diese Familie zwei Jahre lang betreute, bis die Mutter wieder in der Lage war, ihre Aufgaben zu übernehmen.
Tante Candida brachte „Struffoli“ in unseren Advent – das Lebkuchenhäuschen liebten wir ebensosehr. Eine süße kulturelle Auseinandersetzung findet statt. Da können auch Pasta e Lenticchie oder Linsen und Spätzle mithalten.
Nach einem halben Jahrhundert begibt sich die Tochter auf die Suche nach ihren Wurzeln in Schlesien. Sie reist nach Frankenstein, wo ihr Vater als Friedhofswärter-Sohn aufgewachsen war. Sie besichtigt seine ehemalige Schule, die katholische Kirche, die mit Sicherheit ihre Oma geprägt hatte. Eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben keimt auf.