Der Flughafen Pütnitz unter Hakenkreuz und Sowjetstern 1935-1994
Edwin Sternkiker, Verlag Redieck & Schade GmbH
Mitte der dreißiger Jahre errichteten die Nazis im Zuge ihrer Luftkriegsvorbereitungen auf der zwischen Rostock und Stralsund gelegenen Halbinsel Pütnitz einen kombinierten Land- und Segelfliegerhorst. Die Ausbildung der Piloten erfolgte zunächst im Sicht-, später dann auch im Blindflug. Daneben gab es eine umfangreiche technische Ausbildung. Während des Krieges wurde der Flugplatz auch Produktionsstandort: Heinkel ließ in einer der Seehallen Tragflächen für den Bomber He 111 bauen. Dabei kamen sowjetische und französische Kriegsgefangene zum Einsatz. Der Flugzeugindustrielle Walther Bachmann nutzte den Flugplatz, um dort die in seinem Ribnitzer Werk reparierten Landflugzeuge einfliegen zu lassen. Am 02. Mai 1945 besetzten sowjetische Einheiten den unzerstört gebliebenen Fliegerhorst. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges fanden Tausende Flüchtlinge und Vertriebene auf dem Gelände eine vorübergehende Bleibe. In den Jahren 1948 bis 1951 nutzte die Damgartener Boddenwerft die Hallen für den Bau von Fischkuttern. Die sowjetische Besatzungsmacht beendete dieses zivile Zwischenspiel jedoch schon bald und nutzte den Platz seit 1952 als Einsatzbasis. Über 40 Jahre übten hier nun sowjetisch/russische Piloten auf Bomben- und Jagdflugzeugen zu jeder Tages- und Nachtzeit den Luftkrieg. Die Einwohner von Ribnitz-Damgarten und der umliegenden kleineren Ortschaften litten unter dem unerträglichen Fluglärm. Erst nach dem politischen Umbruch im Herbst 1989 konnte dagegen öffentlich die Stimme erhoben werden. Im Sommer 1994 zogen die letzten russischen Gardeflieger ab. Damit endete die insgesamt über 50 Jahre währende Präsenz des Militärs auf der Halbinsel Pütnitz.
Edwin Sternkiker stellt die spannende und wechselvolle Geschichte des Flugplatzes auf der Grundlage von Dokumenten aus Archiven und Zeitzeugenaussagen dar und präsentiert zahlreiche, zum Teil erstmalig veröffentlichte historische Fotos.