Kontraktion und Konvergenz als Leitbegriffe der Politischen Ökonomie der Umwelt
Károly Henrich
Das Zukunftsmodell „Kontraktion und Konvergenz“ (K & K) geht von der Auffassung aus, dass der menschliche Naturverbrauch bereits jetzt die ökologische Kapazität des Erdsystems um wenigstens ein Viertel übersteige und dringend zumindest auf das Volumen dieser globalen Ökokapazität beschränkt werden müsse. Dieser Kontraktionsprozess wird nur dann für weltweit politisch akzeptierbar und durchsetzbar gehalten, wenn er mit dem Gerechtigkeitsaspekt verbunden wird und die großen Unterschiede des Naturverbrauchs im Zuge eines die Kontraktion begleitenden Konvergenzprozesses aufgehoben werden. Die prägenden Merkmale der bisherigen historischen Entwicklung des menschlichen Umgangs mit der Natur sind allerdings Expansion und Divergenz: Zum einen hat die Menschheit den von ihr dominierten, gestörten und zerstörten Anteil der Natursphäre immer weiter ausgedehnt, zum anderen haben sich die inner- und zwischengesellschaftlichen Unterschiede im Naturverbrauch ständig vergrößert. Das Gegenmodell „Kontraktion & Konvergenz“ ist zunächst für die Klimapolitik und die künftigen Treibhausgasemissionen entwickelt worden. Die bisherigen Versuche der Verallgemeinerung zu einem generellen umweltpolitischen Zukunftsmodell werden in dieser Studie aufgegriffen und differenziert gewürdigt. Der Realisierung solcher Vorstellungen stehen freilich zahlreiche Schwierigkeiten entgegen, sind sie doch nur um den Preis gravierender Verminderungen des Produktionsvolumens, des Kapitalstocks und/oder der Weltbevölkerung zu verwirklichen. Nicht zuletzt stehen sowohl die vorherrschenden sozioökonomischen Machtstrukturen als auch die evolutionsbiologisch begründete Tatsache, dass wir „unfit für Nachhaltigkeit“ und für Rücksichtnahme gegenüber der Natur sind, der Realisierung von K & K-Modellen im Wege.