Natur
Caroline Arni, Anna Becker, Claudia Opitz-Belakhal
Für die kritische Auseinandersetzung mit der modernen Geschlechterordnung ist die Debatte über „Kultur“ vs. „Natur“ zentral. Hier wurde und wird weiterhin argumentiert, das vermeintlich Natürliche sei eigentlich ganz und gar kultürlich und die „natürliche“ Geschlechterordnung (ja, die Geschlechtlichkeit selbst) infolgedessen sozial konstruiert. Jede Referenz auf „Natur“ ist damit grundsätzlich dem Essenzialismusverdacht unterworfen worden, was auch zu harscher Kritik am Ökofeminismus oder am so genannten „Differenzfeminismus“ führte. Für die historische Arbeit entpuppt sich dieses Denken zunehmend als unproduktives Hindernis bzw. als vorschnelle Begrenzung der Forschung – wenn nämlich nicht gefragt werden kann, wovon AkteurInnen eigentlich handeln, wenn sie von „Natur“ reden, aber auch, wenn ein Naturbegriff absolut gesetzt wird, der selbst erheblichem historischem Wandel unterworfen war und ist. Im Heft werden solche Fragen an diversen historischen Szenarien (insbesondere der Vormoderne) diskutiert. Damit wird ein wichtiger Beitrag zur derzeitigen Debatte über „Natur“, Kultur und Geschlechterordnungen geleistet.
“Nature” and its presumed opposite, “culture” are central categories when examining the modern order of the sexes. A central argument has long been that what is supposedly “natural” might actually be entirely “cultural” and that the “natural” gender order and even gender itself is, indeed, socially constructed. Any reference to “nature” has thus been fundamentally subjected to a suspicion of essentialism, leading to to harsh feminist critiques of intellectual currents such as “ecofeminism” or “feminism of difference”. This binary way of thinking, however, seems to bear in it an unproductive limitation of research. It becomes impossible to ask what historical actors are doing when they use the term “nature” and it makes the concept of nature absolute, rather than showing it to be the subject to considerable historical change. This issue discusses questions of the contingency of nature and its relationship with gender along various historical settings, thus making an important contribution to our current debate on “nature”, culture and the gendered order of society.