Die Briefsammlungen des Nikephoros Chumnos
Einleitung, Edition, Übersetzung
Alexander Riehle
Die literarischen Briefe der Byzantiner sind in der historischen Forschung lange mit Skepsis betrachtet worden. Durch ihre an klassischen Vorbildern orientierte Diktion ist ihnen jeglicher zeitgeschichtlicher Bezug abgesprochen worden, ihre Verfasser wurden zu realitätsfernen Elfenbeinturm-Gelehrten erklärt. Das vorliegende Buch demonstriert, dass Briefe und Briefsammlungen nicht in erster Linie als zeitlose Monumente literarischer Ästhetik konzipiert wurden, sondern in gesellschaftlichen Dynamiken zu verorten sind, in denen Selbstrepräsentation, Kommunikation und Netzwerkbildung durch Literatur eine entscheidende Rolle spielten. Gegenstand der Arbeit sind die Briefsammlungen, die der Hofbeamte Nikephoros Chumnos (ca. 1260-1327) auf Grundlage seiner Korrespondenz mit dem Kaiser, Aristokraten und Gelehrten anlegte. Diese Sammlungen werden zunächst im Bereich der Grundlagenforschung erschlossen (Analyse der Überlieferung, Genese und Komposition der Sammlungen, Prosopographie der Adressaten, Briefregesten mit Kommentar). Neben der Neuausgabe wird erstmals eine vollständige Übersetzung der sprachlich komplexen Briefe sowie deren literaturwissenschaftliche und literatursoziologische Interpretation vorgelegt.