Wilhelm von Humboldt (1767–1835)
Menschen, Sprachen, Politik
Jürgen Trabant
Wilhelm von Humboldt (1767–1835) war Denker und Politiker. Eine tiefe Liebe zum Griechischen und das Wissen um die schöpferischen Kräfte der Geschlechtlichkeit liegen seinem Denken und Handeln zugrunde. Den Zweck des Menschen bestimmt er als »proportionirlichste Bildung seiner Kräfte zu einem Ganzen«. Diese höchste Bildung des Menschen hat er persönlich, wissenschaftlich und politisch in vielfacher Hinsicht verfolgt. Er richtet sein geistiges Interesse auf Anthropologie als Wissenschaft von den mannigfaltigen Erscheinungsweisen des Menschen. In der Sprache findet er das Zentrum des Anthropos. Sprache ist »Arbeit des Geistes«, also primär Denken, das sich in den verschiedenen »Weltansichten« der Sprachen manifestiert. Forschungen zu zahlreichen Sprachen der Welt führen zu seiner Philosophie der Sprache und einer neuen, kognitiv ausgerichteten vergleichenden Sprachwissenschaft. Aufs engste verbunden mit dem an Bildung und Sprache orientierten Denken ist Humboldts politisches Handeln, wenn er das preußische Erziehungssystem reformiert, die Berliner Universität gründet und die Einrichtung des Königlichen Museums maßgeblich bestimmt. Die föderale Neuordnung Deutschlands und die Einführung einer Verfassung in Preußen sind ihm nicht gelungen.