Die Transformation des Einheitsdenkens Meister Eckharts bei Heinrich Seuse und Johannes Tauler
Christine Büchner
Einheit ist die Schlüsselkategorie für Meister Eckharts Verständnis des Verhältnisses zwischen Gott und Geschöpf. Sie wird von Eckhart inhaltlich bestimmt als unabgegrenzte Offenheit, in der nichts fremd ist. Hier greifen unsere auf gegenseitigem Abgrenzen basierenden Kategorien nicht mehr. Ein Reden aus dieser Perspektive birgt daher die Gefahr, den Unterschied zwischen Schöpfer und Geschöpf zu verwischen, ist aber nach Eckhart notwendig, um dem Menschen die Offenheit seines Innersten auf diese Einheit der vollkommenen Beziehung hin bewusst zu machen. Eckharts unmittelbare Rezipienten Heinrich Seuse und Johannes Tauler vermeiden es eher, aus der Perspektive der Einheit heraus zu reden. Es wird aufgezeigt, wie sie die Ebenen wieder entzerren, die in Gottes integrativer Wirklichkeit eins sind, Seuse in der Absicht, das Anliegen Eckharts unangreifbarer zu machen, Tauler, um es in die alltägliche Praxis umzusetzen. Ihre Neudeutungen des Einheitsdenkens bieten ein Mehr an denkerischem Fortschritt, insofern sie als eine perspektivische Ergänzung gesehen werden, ein Weniger, insofern sie sich zu geschlossenen Systemen verfestigen.
Das „Meister-Eckhart-Jahrbuch“ ist das Publikationsorgan der Meister-Eckhart-Gesellschaft. Es nimmt wissenschaftliche Beiträge der gesamten Eckhartforschung auf. Umfangreichere Arbeiten werden der Forschung durch „Beihefte zum Meister-Eckhart-Jahrbuch“ zugänglich gemacht.