Pränataldiagnostik ethisch reflektiert
Johannes Reunecker
Thematisiert werden in diesem Buch Grenzfragen ärztlichen Handelns im Bereich der pränatalen Diagnostik. Ethische Probleme entstehen u.a. dann, wenn embryonales Leben bedroht ist. Können Schwangerschaftsabbrüche, insbesondere späte Abbrüche, die Auswahl und Tötung menschlicher Embryonen durch Präimplantationsdiagnostik ethisch gerechtfertigt werden? Wie sind altersbedingte Fruchtwasserbiopsien zu bewerten? Sollten Embryonen aufgrund ihres Geschlechts selektiert werden können oder als zukünftige Gewebespender für erkrankte Geschwisterkinder?
Im Mittelpunkt der Betrachtung wird der menschliche Embryo gestellt und die Frage nach seinem moralischen Status. Besitzt er von Anfang an Würde- und Lebensschutz oder kann willkürlich mit ihm umgegangen werden? Gleichgewichtig wird die reproduktive Autonomie und Verantwortung der Frau erörtert und ihre besondere Stellung als werdende Mutter in ihrem sozialen Umfeld.
Um die schwierige Frage der Existenzberechtigung menschlicher Embryonen, auch hinsichtlich genetischer Vorbelastungen, ethisch reflektieren zu können, sind grundlegende Kenntnisse der embryonalen Entwicklung, genetisch bedingter Erkrankungen und Fehlbildungen sowie der Schwangerenvorsorge notwendig. Deshalb wird ausführlich die Pränataldiagnostik und ihre Untersuchungsmethoden dargestellt, mögliche genbedingte Erkrankungen und Fehlbildungen aufgeführt und die embryonale Entwicklung erläutert, um dann Grenzfragen ärztlichen Handelns aus ethischer Sicht zu erörtern.
Zur Sprache kommt die Präimplantationsdiagnostik (PID) (genetische Untersuchung früher Embryonen außerhalb des Mutterleibes), als Teilbereich der pränatalen Diagnostik, sowie die In-vitro-Fertilisation (künstliche Befruchtung bei Kinderlosigkeit), als Voraussetzung der PID sowie die Risiken dieser Methoden.
Nicht zuletzt wird auf eine gesellschaftliche und staatliche Verantwortung hingewiesen, die aus Konfliktsituationen entstehenden Belastungen für Familien mit behinderten Kindern hervorgeht.