Die Unterbestimmtheitsthese ist in der wissenschaftstheoretischen Diskussion wesentlicher Bestandteil der Realismus-Debatte. Sie thematisiert das Verhältnis wissenschaftskonstitutiver, theoretischer Aspekte zur Empirie und dessen philosophische Konsequenzen. Die forschungspraktische Bedeutung von Unterbestimmtheiten für die Wissenschaften gerät nie in den Blick. Die vorliegende Untersuchung kommt nach einer philosophiehistorischen Rekonstruktion der Unterbestimmtheitsthese bei Duhem, Neurath und Quine zu dem Ergebnis, dass es keine einheitliche Unterbestimmtheitsthese gibt: Unterbestimmtheit übernimmt bei den drei Autoren je unterschiedliche Rollen, die nur vor dem Hintergrund ihrer philosophischen Gesamtkonzeption angemessen zu verstehen sind, aber keine Rückschlüsse auf eine realistische oder instrumentalistische Interpretation von Wissenschaften erlauben. Dieses Buch schlägt einen anderen Weg zur Analyse von Unterbestimmtheiten ein: Es rekonstruiert ausgehend von William James’ und C. I. Lewis’ Verständnis der konstitutiven Bedingungen von Wissenschaften theore tische Rahmenbedingungen als pragmatische Aprioris, die dem historischen Wandel unterliegen. Im Zuge dieses Wandels können sich die apriorischen Bedingungen semantisch aufladen und werden der empirischen Erforschung zugänglich. In diesem Prozess werden sie von formalen Bedingungen der Forschungspraxis zu unterbestimmten empirischen Hypothesen. Die Unterbestimmtheitsthese mutiert damit vom metatheoretischen Postulat zum empirischen Werkzeug zur Analyse wissenschaftlicher Entwicklung.
Aktualisiert: 2023-04-26
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Die Unterbestimmtheitsthese ist in der wissenschaftstheoretischen Diskussion wesentlicher Bestandteil der Realismus-Debatte. Sie thematisiert das Verhältnis wissenschaftskonstitutiver, theoretischer Aspekte zur Empirie und dessen philosophische Konsequenzen. Die forschungspraktische Bedeutung von Unterbestimmtheiten für die Wissenschaften gerät nie in den Blick. Die vorliegende Untersuchung kommt nach einer philosophiehistorischen Rekonstruktion der Unterbestimmtheitsthese bei Duhem, Neurath und Quine zu dem Ergebnis, dass es keine einheitliche Unterbestimmtheitsthese gibt: Unterbestimmtheit übernimmt bei den drei Autoren je unterschiedliche Rollen, die nur vor dem Hintergrund ihrer philosophischen Gesamtkonzeption angemessen zu verstehen sind, aber keine Rückschlüsse auf eine realistische oder instrumentalistische Interpretation von Wissenschaften erlauben. Dieses Buch schlägt einen anderen Weg zur Analyse von Unterbestimmtheiten ein: Es rekonstruiert ausgehend von William James’ und C. I. Lewis’ Verständnis der konstitutiven Bedingungen von Wissenschaften theore tische Rahmenbedingungen als pragmatische Aprioris, die dem historischen Wandel unterliegen. Im Zuge dieses Wandels können sich die apriorischen Bedingungen semantisch aufladen und werden der empirischen Erforschung zugänglich. In diesem Prozess werden sie von formalen Bedingungen der Forschungspraxis zu unterbestimmten empirischen Hypothesen. Die Unterbestimmtheitsthese mutiert damit vom metatheoretischen Postulat zum empirischen Werkzeug zur Analyse wissenschaftlicher Entwicklung.
Aktualisiert: 2023-04-26
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Seit den 60er Jahren hat ein überwunden geglaubtes certistisches Paradigma wieder Einzug in die Analysen des Wissensbegriffes gehalten. Die Orientierung an einem cartesianischen Wissenschaftsideal kann keine Grundlage für eine moderne Wissenschaftstheorie liefern, die Wissenschaft vor allem als ein fallibles Unternehmen charakterisiert. Aus der Aufgabe des Wahrheitsgewissheitsanspruchs - die gerade für die Anschlussfähigkeit an die moderne Wissenschaftstheorie notwendig ist - folgt aber weder eine Verabschiedung noch eine Relativierung des Wahrheitsbegriffs. Ausgehend von Quines holistischem Naturalismus einerseits und einer Weiterentwicklung der interpretationalen Erkenntnistheorie Davidsons andererseits, belegt die vorliegende Untersuchung, dass gerade die skeptische Intuition der beständigen Möglichkeit der Täuschung, des sich Irren-Könnens, dem Wahrheitsbegriff zugrundeliegt. Der sowohl systematisch als auch historisch argumentierende Ansatz überwindet die bloss scheinbare Dichotomie von kohärentistisch/konventionalistischen und korrespondenztheoretischen Wahrheits- und Wissensbegriffen. Die Überwindung des Skeptizismus ist nicht Aufgabe der Erkenntnistheorie. Der Skeptizismus muss vielmehr selbst integraler Bestandteil einer Theorie sein, die die Absicht hat zu erklären, was wir als fehlbare, endliche Wesen tun, wenn wir handelnd und kommunizierend miteinander und mit der Welt umgehen.
Aktualisiert: 2023-02-06
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