In den letzten anderthalb Jahren seiner Göttinger Lehrtätigkeit behandelte Barth erstmals das, was sein Lebensthema werden sollte: Er trug in einem dreisemestrigen Zyklus eine abgeschlossene Dogmatik vor. Sie so zu nennen war ihm als Honorarprofessor für reformierte Theologie verwehrt. Der auf Calvin anspielende Ersatztitel, den die Gesamtausgabe zur besseren Unterscheidung von der 'Christlichen' und der 'Kirchlichen Dogmatik' übernimmt, verhüllt eher das Anliegen dieses sich seiner Kühnheit bewußten Versuchs, gegenüber der 'religionistischen' Glaubenslehre des Neuprotestantismus einen offenbarungstheologischen Neuansatz zu wagen. Der 1985 veröffentlichten Prinzipienlehre (1924) folgt in diesem zweiten Band der erste Teil der inhaltlichen Ausführung. Die Disposition nimmt manche berühmte Entscheidungen der Kirchlichen Dogmatik vorweg, etwa die prominente Stellung der Praedestinationslehre als Herzstück der Gotteslehre. Der Gotteslehre ist, anders als später, auch die Schöpfungs- und Vorsehungslehre integriert, während eine besonders originell konzipierte Lehre von den Engeln die Anthropologie eröffnet. Stofflich schließt sich Barth eng an die von ihm in dieser Zeit gleichsam entdeckte altprotestantische Überlieferung an. Es ist spannend zu beobachten, wie diese mit seiner eigenen Wort-Theologie zu einem neuen Ganzen verschmilzt. Der Göttinger Vorlesungszyklus kann als die eigentliche, bisher nicht veröffentlichte Dogmatik der 'dialektischen' Theologie gelten.
Aktualisiert: 2023-01-01
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Die etwa 500 Predigten, die Karl Barth als Pfarrer des Arbeiterdorfes Stafenwil im Aargau (Schweiz) in der Zeit von 1911 bis 1921 gehalten hat, sind zum größten Teil wörtlich aufgeschrieben und erhalten. Die Publikation der Predigten im Rahmen der Gesamtausgabe beginnt mit dem Jahrgang 1914 in der Erwartung, daß er die von Barth wiederholt bezeichnete Erschütterung seines theologischen Selbstverständnisses durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges deutlich mache. In der ersten Jahreshälfte sieht man Barth bei der Entfaltung eines theologischen Programms für die Gemeinde: in 6 Predigten über Römer 1,16 entwirft er eine Art 'Wesen des Christentums', das sodann in einer fortlaufenden Auslegung der Passionsgeschichte nach Matthäus vergegenwärtigt und nach Ostern in vier Predigten über Matthäus 6,33 ethisch zugespitzt wird. Im August 1914 zerbricht mit dem völligen Versagen von Theologie und Kirche, von Humanismus und Sozialismus für Barth die Synthese zwischen liberalem Kulturidealismus und religiösem Sozialismus: nachdem der Mensch sich im Krieg offenbart hat als der, der er in Wirklichkeit ist, gilt es ganz neu nach dem Wort und dem Willen Gottes zu fragen. Diese neue Theologie entsteht allmählich von Woche zu Woche beim Predigen. So stellen diese Predigten neu es, überraschendes Material zur Biographie der frühen Jahre Barths und zur Theologiegeschichte bereit, das der sorgfältigen Erschließung bedarf und sich einseitiger Inanspruchnahme widersetzt. Sie wollen aber nicht nur als historische Dokumente gelesen werden, sondern als das, was sie sind: Verkündigung.
Aktualisiert: 2023-01-01
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Der Band enthält die letzten, noch nicht veröffentlichten Vorlesungen Karl Barths zur Kirchlichen Dogmatik. Sie entstanden 1959–1961 als Teil des 17. Kapitels der KD, das unter der Überschrift 'Das Gebot Gottes des Versöhners' deren Band IV/4 hätte ausmachen sollen. Die Lehre von der Taufe hat Barth selber noch kurz vor seinem Tode als Fragment dieses Buches veröffentlicht. Ein einleitender Paragraph 'Ethik als Aufgabe der Lehre von der Versöhnung' erläutert den Weg der christlichen Ethik zwischen einer gesetzlich-kasuistischen und einer nur situations gegebenen Bestimmung des menschlichen Handeins. Lehre vom christlichen Leben ist Unterweisung und Aufforderung, unsere Geschichte auf Grund der Begegnung mit Jesus Christus zu einer Entsprechung der Geschichte dieses einen wahren Gottes und wahren Menschen werden zu lassen. Grundgestalt des christlichen Handeins ist nach Barth die dem Menschen gebotene Anrufung Gottes und das weltliche Leben in dieser Anrufung. Barth hat deshalb diesen Teil seiner Ethik als Auslegung des 'Unser Vater' durchführen wollen. Mit der Erklärung der zweiten Bitte bricht diese Auslegung ab, so daß folgende drei Paragraphen abgeschlossen vorliegen: 'Die Kinder und ihr Vater', 'Eifer um die Ehre Gottes' und 'Der Kampf um menschliche Gerechtigkeit'. Die Veröffentlichung dieser Fragmente istein höchst gewichtiger Beitrag zu dem neuerdings wieder entfachten Streit um die sozialen und politischen Implikationen von Barths Theologie. Ein Anhang gibt Einblick in Barths Arbeit an diesem Kapitel seiner Dogmatik: es werden Vorarbeiten und ein Überarbeitungsversuch zu diesen Fragmenten mitgeteilt.
Aktualisiert: 2023-01-01
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Die Jahre 1921–1935 sind die Zeit, in der Karl Barth an drei deutschen Universitäten – Göttingen (1921–1925), Münster (1925–1930) und Bonn (1930–1935) – lehrte, bis er im Sommer 1935 vom nationalsozialistischen Staat seines Amtes enthoben wurde. In allen drei Städten und zunehmend auch als Gastprediger an anderen Orten stand er neben seiner Lehr- und Vortragstätigkeit regelmässig auch auf einer Kanzel, die er ja erklärtermassen als den eigentlichen Bewährungsort der Theologie ansah. Die 14 Jahre in Deutschland sahen seine Entwicklung vom akademischen Anfänger auf der Suche nach Konsolidierung der Erkenntnisse, mit denen er sich aus dem einst von ihm selbst mit Überzeugung verfochtenen theologischen Liberalismus gelöst hatte, zum hochgeachteten Lehrer einer wachsenden studentischen Anhängerschaft und kirchlichen Öffentlichkeit und Verfasser der ersten Bände seiner Kirchlichen Dogmatik. Die Predigten spiegeln diese Entwicklung der Lehre bis zur Reife in der Unmittelbarkeit der gottesdienstlichen Anrede. Diejenigen der letzten beiden Jahre, nunmehr häufig auf auswärtigen Kanzeln und wiederholt bei besonderen Veranstaltungen der Bekennenden Kirche gehalten, sind bewegende Zeugnisse des beginnenden deutschen Kirchenkampfes aus dem Munde eines der tonangebenden Sprecher des Widerstandes gegen das Eindringen der staatlich verordneten Ideologie in die Kirche. Die Predigten der späteren Jahre fanden meist rasche Verbreitung durch den Druck, aus der Frühzeit finden sich in dem vorliegenden Band zahlreiche Erstveröffentlichungen. Den Predigten zur Seite gehen (wie in den früher erschienenen Gesamtausgabe-Bänden der Abteilung I aus den Jahren 1935–1952 bzw. 1954–1967) Artikel, die Barth vornehmlich zu kirchlichen Feiertagen in verschiedenen Zeitungen veröffentlicht hat und die zum Teil bis jetzt kaum mehr greifbar waren. Zwischen diese beiden Gattungen tritt, einmalig in diesem Band, eine weitere von besonderer Dichte und Leuchtkraft: Bibelstunden, die Barth in Münster 1926 als Gast der Christlichen Studenten-Vereinigung und dann in Bonn an vier Abenden im Dezember 1934, soeben von seiner Professur suspendiert, über das 1. Kapitel des Lukasevangeliums vor seinen Studenten hielt. In unverbrauchter Direktheit bringen alle diese Predigten, Bibelstunden und Artikel die biblischen Texte zum Sprechen und vermitteln auch Lesern, die schwerlich zu fachtheologischen Büchern greifen, die Botschaft, deren Erkenntnis das Lebenswerk dieses grossen Theologen diente.
Aktualisiert: 2023-01-01
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1920 widmete sich Karl Barth der kritischen Überprüfung der in seiner Auslegung des 'Römerbriefes' von 1919 neu gewonnenen theologischen Grundlagen. Einen wichtigen Anstoß dazu brachte die Lektüre Overbecks, dessen 'Todesweisheit' ein Leitwort auf der weitergehenden Suche nach der rechten Gestalt theologischer Erkenntnis wurde. Die hermeneutische Revision, die Barth besonders konzentriert in den Predigten für seine Safenwiler Gemeinde weiterführte, erreichte ein neues Stadium, als er zur Erkenntnis kam, dass sein 'Römerbrief' 'an Haupt und Gliedern reformiert werden' müsse, und zu einer ganz neuen Auslegung ansetzte: zum 'Römerbrief' von 1922, der Barth mit einem Schlag weit über die evangelische Kirche hinaus in vielen Sprachen bekannt machte. Die 48 Predigten des Jahres 1920 spiegeln und beleuchten diesen Erkenntnisprozess. Insbesondere in den 24 Predigten zu 2Kor 1–7 wird Barths Suche nach einer wirklichen Gemeinschaft in Glauben, Erkennen und Leben deutlich, die freilich 'ganz und gar ein Gotteswerk' ist.
Aktualisiert: 2023-01-01
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Mit dem Jahr 1916 erreicht die sukzessive Veröffentlichung der Predigten, die der junge Karl Barth als Safenwiler Pfarrer allsonntäglich zu halten hatte, die Zeit, in der – im Sommer dieses Jahres – mit seiner ersten Auslegung des Römerbriefs der grundlegende Wandel seiner Theologie sich anzubahnen begann. Bekanntlich musste dieses zwei Jahre später vollendete Erstlingswerk schon nach weiteren zwei Jahren einer radikal anders konzipierten Neufassung weichen, die 'einschlug' und zum Grunddokument der 'dialektischen Theologie' wurde. Das Jahr 1916 markiert sozusagen den Anfang dieses Anfangs, der als ein dramatischer Gärungsprozess die letzten Jahre von Barths Pfarramt erfüllte. Was wird von diesem Prozess auf der Kanzel spürbar? Das ist wohl die interessanteste Frage, mit der man diesen Band lesen wird. Wer einigermassen mit der Zielrichtung von Barths Suche nach Neuorientierung vertraut ist, wird überrascht sein durch das Schwergewicht, das in der ersten Jahreshälfte noch auf das menschliche 'Ernstmachen' mit der biblischen Botschaft fällt – ein Ernstmachen zugleich mit dem, was verborgen in ihm, dem Menschen selber, steckt. Dieses Ernstmachen ist geradezu die Bedingung dafür, dass Gott zum Ziel kommen kann. Es fehlt nicht an drastischen Vorhaltungen an die Gemeinde, die sich nicht zum Mitgehen bewegen lassen will. Eine förmliche Strafpredigt, die Barth drucken und in den Safenwiler Häusern verteilen liess, musste er 16 Jahre später bei ihrem Wiederabdruck mit einem selbstkritischen Kommentar versehen. In der zweiten Jahreshälfte setzt eine markante Akzentverschiebung ein. Der Prediger sucht mehr und mehr deutlich zu machen, dass es nur ein kleiner Schritt ist, der dem Menschen zu tun übrig bleibt, nachdem Gott alles für ihn getan hat. Diesem kleinen Schritt dient aber weiterhin ein starker homiletischer Nachdruck.
Aktualisiert: 2023-01-01
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1918 wurde für Karl Barth das Jahr des 'Römerbriefs': 1916 begonnen, wurde das erste Manuskript im Sommer 1918 fertig und sogleich zu dem Ende 1918 erscheinenden Buch umgearbeitet. 1918 war aber auch das Jahr, in dem der Erste Weltkrieg unter großen Erschütterungen zu Ende ging. Im November entluden sich die sozialen Spannungen in der Schweiz in einem 'Generalstreik', um den es in der Folge in Safenwil zu 'scharfen Gefechten' in der Kirchenpflege und in der von Barth geleiteten Sozialfürsorgekommission kam, welche die Folgen der heftigen Grippewelle lindern sollte. Vieles davon klingt in den 44 Predigten dieses Jahrgangs an. Vor allem aber bieten sie ein eindrucksvolles Bild der mit der Arbeit am Römerbrief verbundenen theologischen Reorientierung: sie zeigen, wie Barth immer wieder um ein neues Verstehen der Bibel ringt und eben von daher auch ein besseres Verständnis für das Zeitgeschehen und für das Leben seiner Gemeinde zu gewinnen versucht. Die Intensität dieser Arbeit dokumentiert sich auch daran, dass Barth mehrere Predigten sofort überarbeitete, so daß sie in zwei Fassungen vorliegen. So machen diese Predigten – unter denen neben drei Predigten zu Römer 12,1–2 und der kursorischen Auslegung von Matthäus 8 die Adventspredigten über Johannes 1,1–5 besonders zu erwähnen sind – in einzelnen Schritten eine hermeneutisch-exegetische Arbeit sichtbar, die Theologie und Kirche entscheidend verändern sollte.
Aktualisiert: 2023-01-01
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Karl Barth war von 1911 bis 1921 Pfarrer in der Bauern- und Arbeitergemeinde Safenwil (Kanton Aargau, Schweiz). Er hat sich in diesen Jahren ganz dem Gemeindeaufbau, das heißt vor allem der sorgfältigen Ausarbeitung der sonntäglichen Predigt und der Vorbereitung des kirchlichen Unterrichts gewidmet. Auf dieser Arbeit beruhen die Anfänge seiner späteren Theologie, die – nach Barths eigener Aussage – 'Theologie für die Pfarrer' sein will. Der vorliegende Band enthält alle Predigten aus dem Jahre 1913. Die Predigttexte – oft kurze Bibelworte, zum Teil aber auch größere Textzusammenhänge (zum Beispiel Predigten über den Propheten Amos und über die Petrus-Geschichte) – hat Barth selbst gewählt. Entscheidend für die Textwahl war die exemplarische Bedeutung des biblischen Wortes und die aktuelle Gemeindesituation. Die Predigten zeichnen sich durch eine breite Auslegung des biblischen Textes und eine nicht weniger eindringliche Anleitung zum christlichen Leben aus, dabei wird immer wieder auch die Frage nach den praktisch-politischen Konsequenzen des christlichen Glaubens gestellt. Daß Karl Barth damals ein 'Religiös-Sozialer' war, wird aus diesen Predigten erneut deutlich.
Aktualisiert: 2023-01-01
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Vom Herbst 1925 bis zum Frühjahr 1930 bekleidete Karl Barth – nach der unterprivilegierten Stellung als Honorarprofessor für Reformierte Theologie in Göttingen – zum ersten Mal ein Ordinariat: an der Evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Münster in Westfalen. Die Tätigkeit in Münster vermittelte ihm, u.a. durch die Nachbarschaft der Katholisch-theologischen Fakultät, die neue Erfahrung eines direkten Kontaktes mit dem römischen Katholizismus auf akademischer Ebene. Am Ende der Zeit in Münster steht der scharf polemische Artikel 'Quo usque tandem …?', mit dem er als Kritiker der offiziösen Selbstdarstellung der deutschen evangelischen Kirche in die Schlagzeilen kam. Dieser Vorgang nimmt sich nachträglich aus wie das erste Vorspiel zu Barths Beteiligung am Kirchenkampf der Jahre ab 1933. Die Spannweite der hier vollständig dargebotenen kleineren Arbeiten aus dieser Zeit ist groß. Sie reicht von berühmt gewordenen Vorträgen wie 'Kirche und Kultur' (1926), 'Der Begriff der Kirche' (1927), 'Der römische Katholizismus als Frage an die protestantische Kirche' (1928), 'Schicksal und Idee in der Theologie' (1929) bis zu Gelegenheitsarbeiten. Neben einigen kleineren enthält der vorliegende Band auch drei größere, bisher unveröffentlichte Texte: 'Die Theologie und der heutige Mensch' (1927), 'Theologische und philosophische Ethik' (1930) sowie 'Gottes Offenbarung nach der Lehre der christlichen Kirche' (1927). Spezielle Einleitungen geben über die Entstehungsgeschichte jedes Stücks Auskunft. Ausführliche Register machen Kontinuität und Neueinsätze in der Thematik erkennbar.
Aktualisiert: 2023-01-01
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Die Korrespondenz der beiden bekanntesten protestantischen Theologen dieses Jahrhunderts ist ein beredtes Zeugnis einer auch durch zeitweilige Krisen nicht zu erschütternden persönlichen Freundschaft. Vor allem aber liegt hier ein entscheidendes Dokument der jüngeren europäischen Geistesgeschichte vor, beim Lesen erlebt man ein wichtiges Stück Kirchen- und Theologiegeschichte gleichsam von der Quelle her mit. Das Spektrum reicht von den Anfängen der 'dialektischen Theologie' über die Vorgänge im 'Dritten Reich' bis zur Diskussion um die Bedeutung der sog. Entmythologisierung. Diese zweite Auflage ist auf der Grundlage der jetzt geltenden Editionsprinzipien neu strukturiert und darüber hinaus um etliche, zum Teil wichtige Briefe, die erst nach der Erstausgabe von 1970 entdeckt wurden, erweitert worden. In den Anhang sind einige für das Verständnis hilfreiche Texte neu aufgenommen worden, alle im Anhang abgedruckten Texte sind jetzt mit Anmerkungen versehen.
Aktualisiert: 2023-01-01
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Nach seiner Berufung auf den Lehrstuhl für Reformierte Theologie der Universität Göttingen (1921) widmete Barth die erste große Vorlesung der Darstellung der Theologie Calvins. Der Hauptteil der Vorlesung besteht aus einer zum großen Teil aus Primärquellen gewonnenen minutiösen Nachzeichnung von Calvins Leben. Darin eingeflochten sind eingehende Interpretationen seiner Schriften in der Reihenfolge ihres Entstehens. Infolge ihrer Breite bricht die Darstellung bereits im Jahr 1538 ab. Ihr entscheidendes Gepräge empfängt die Vorlesung durch einen tiefschürfenden, wohldokumentierten Vorbau, in welchem Barth eigenständige Gedanken über die theologische Bedeutung der Geschichte entwickelt. Wenn Gotteserkenntnis in der Reformation als 'ein jäh auftauchendes Neues und ganz Anderes' verstanden wird, wie verhält sie sich zur Relativität der Geschichte? Das ist die Denkaufgabe, der sich Barth – im Anschluß an die Auslegung des Römerbriefs – stellt. In einem ersten Durchgang wird die Reformation sowohl gegen das Mittelalter wie auch gegen die Neuzeit abgehoben im Bild der Vertikale, die senkrecht auf die Horizontale menschlichen Denkens und Tuns trifft. Der zweite Durchgang zeigt den Unterschied zwischen der Reformation 'erster Wendung' (Luther) und derjenigen 'zweiter Wendung' (Zwingli, Calvin): die geschichtliche Aufgabe der letzteren ist die 'Auseinandersetzung mit dem Mittelalter-Neuzeit-Problem der Ethik, das bei Luther gleichsam für eine Sekunde zwischen den Zeiten suspendiert erscheint'. Diese weite Perspektive verleiht dem Text eine Spannkraft, die auch dort nie nachläßt, wo Barth Calvins Leben in liebevoller Kleinmalerei vor uns ausbreitet und seinen Gedankengängen bis in feinste Verästelungen folgt.
Aktualisiert: 2023-01-01
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Die 52 Predigten des Jahrgangs 1919 dokumentieren nicht nur die von Woche zu Woche unablässig weitergetriebene Bemühung um sachgemäßes Verstehen der Bibel, sie zeigen Barth auch als Pfarrer und Seelsorger in seiner Gemeinde. Eben von der Anrede und dem Anspruch der Bibel her wird er prononciert Zeitgenosse. Die tiefen politischen und sozialen Erschütterungen und die Hoffnungen dieses ersten Nachkriegsjahres werden im Lichte der großen Veränderung thematisiert, die das Wort 'Gnade' anzeigt. In ihrem Horizont deutet Barth die Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit, nach Freiheit und Gemeinschaft, welche die Menschen in dieser Zeit, ob sie es wissen oder nicht, in einer Richtung eint. Ein Zeichen für die Intensität und für den methodischen Anspruch dieser Arbeit am Verstehen sind die Predigtreihen über Matthäus 9 und Matthäus 18 und vor allem die vom Mai bis zum September 1919 unternommene fortlaufende Auslegung des Epheserbriefes. Auf diese Weise versuchte Barth die in der Arbeit am Römerbrief gewonnenen Einsichten im Zusammenhang zu überprüfen, zu präzisieren und zu vertiefen.
Aktualisiert: 2023-01-01
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Schon 1931 bemerkte Dietrich Bonhoeffer über Barths freie Rede im Gespräch: 'Es ist da eine Offenheit und eine Bereitschaft für den Einwand, der auch auf die Sache zielen soll, und dabei eine derartige Konzentration und ein ungestümes Drängen auf die Sache, der zuliebe man stolz oder bescheiden, rechthaberisch oder völlig unsicher reden kann.' Besonders in seinem letzten Lebensjahrzehnt hat der Basler Theologe die Gattung des freien Gesprächs geschätzt und mit mannigfachen Gesprächspartnern praktiziert, sei es in Form von Diskussionen mit verschiedenen Gruppen, sei es in Gestalt von 'Fragebeantwortungen' und Interviews. Interessant sind die Gespräche mit Vertretern der Gemeinschaftsbewegung: mit Pietisten, Methodisten und Herrnhutern, die Diskussionen und Interviews in den USA. Eine spezielle Perle ist das Gespräch mit evangelischen Buchhändlern über 'Möglichkeiten der Kirche im totalen Staat' und über 'das Alter'. Karl Barth wird in diesen Gesprächen noch unmittelbarer und lebendiger präsent als in seinen Büchern. Herausgefordert durch Fragen und Gegenvoten, äußert er sich zu Fragen des Glaubens und des Christenlebens, zu theologischen Problemen, zu aktuellen Vorgängen in Kirche und Politik, zu seinem Lebensweg und Werk. Das alles mit Freude an der Sache und in einer so eingängigen Sprache, daß die Texte nicht nur theologischen Kennern neue Einblicke vermitteln, sondern auch sogenannte 'Laien' zum Mitgehen und Nachdenken beflügeln.
Aktualisiert: 2023-01-01
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Karl Barth hob auch nach seinem Übertritt ins akademische Lehramt immer wieder hervor, die Wurzel seiner theologischen Einsichten liege in der Predigtaufgabe des Pfarrers und in der Verlegenheit, die ihm diese Aufgabe zunehmend bereitet habe. Gerade darum blieb er trotz immenser Verpflichtungen als Professor dieser ursprünglichen Aufgabe treu. Nach dem Antritt seiner Professur in Basel im Herbst 1935 war er regelmäßiger Gastprediger auf den Kanzeln seiner Freunde Eduard Thurneysen und Wilhelm Vischer im Basler Münster und in der Kirche St. Jakob, sowie gelegentlich an anderen Orten der Schweiz und bei außergemeindlichen Anlässen in Basel. Er predigte auch auf Auslandsreisen in Frankreich, England, Rumänien und Ungarn und während der beiden Gastsemester in Bonn 1946 und 1947 und in verschiedenen anderen vom Krieg verwüsteten deutschen Städten. Einzig in den Jahren 1948–1953 reduzierte er seine Predigttätigkeit auf ein Minimum, bevor er sie 1954, nunmehr fast ausschließlich in der Basler Strafanstalt, wieder aufnahm. Der vorliegende Band enhält sämtliche erhaltenen Predigten Barths aus der Basler Professorenzeit mit Ausnahme der bereits veröffentlichten (Gesamtausgabe Band 12: Predigten 1954–1967). Im Unterschied zu seiner Gewohnheit im Pfarramt predigte Barth nun nicht mehr nach einem ausgeschriebenen Manuskript, sondern nach relativ ausführlichen Stichwortkonzepten. Die meisten hier dargebotenen Predigten beruhen auf autorisierten Stenogrammen. Der Band enthält aber auch zahlreiche Predigten in Stichwortfassung. Die Sammlung wird ergänzt durch einige Kasualreden, unter anderem durch die (von ihm selbst wörtlich ausgeschriebene) Predigt beim Begräbnis seines Sohnes Matthias, sowie durch eine Reihe von Artikeln vorwiegend zu kirchlichen Feiertagen.
Aktualisiert: 2023-01-01
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Die Tatsache, daß Karl Barth seit einigen Jahren hin und wieder in der Strafanstalt predigt, ist weithin bekannt geworden und hat mancherlei Echo ausgelöst: Erstaunen, Befremden, Kopfschütteln, weit mehr aber Verständnis und Freude. …. Ja gewiß, vor sehr kritischen und 'nichtchristlichen' Leuten sind diese Predigten gehalten und darum – so ist man versucht fortzufahren – auch aufmerksam gehört und verstanden worden. Aber man muß es doch wohl umgekehrt sagen: weil diese Predigten so nüchtern und einfach, so klar und ohne jeden falschen Ton, so eindeutig und fröhlich von der 'Hauptsache' reden, darum sind sie von den Kritischen und 'Nichtchristlichen' gehört und verstanden, bejaht und angenommen worden. Martin Schwarz (1905–1990), seinerzeit Pfarrer an der Strafanstalt in Basel
Aktualisiert: 2023-01-01
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Im Jahr 1917 wachsen in der Schweiz die Spannungen: Ringsum tobt der 1. Weltkrieg. Armut bedrängt immer grössere Teile des Volkes. Die Lebensmittelpreise steigen. Unternehmer machen Riesengewinne beim Export in kriegführende Länder. Die Arbeiterschaft organisiert sich in Gewerkschaften. Gegen Jahresende erweckt die Revolution in Russland gebannte Aufmerksamkeit. Verträgt sich diese bis zum Zerreissen gespannte Situation mit dem Glauben an einen Gott der Liebe und Gerechtigkeit? 'Wer erwartet heute von der Kirche etwas Anderes als Unehrlichkeit?', fragt Karl Barth seine Safenwiler und mutet sich selbst und seiner Gemeinde ein Äusserstes an Ehrlichkeit zu. Dem Freund Eduard Thurneysen schreibt er von der 'apriorischen Unmöglichkeit unseres Predigens'. 'Das Predigen fällt mir all die Zeiten immer schwerer.' Während die Bemühungen, mit Hilfe des Römerbriefs eine 'ganz andere theologische Grundlegung' zu finden, nur schleppend vorwärtsgehen, bildet die Verpflichtung zur Verkündigung einen kräftigen Antrieb für die allwöchentliche Predigtarbeit und gibt den Predigten Ernst und Kraft. Doch der Marburger Lehrer und Freund Martin Rade beklagt das 'prophetische Selbstbewusstsein' der beiden. Was es damit tatsächlich auf sich hat, wird besonders deutlich an den sieben Predigten Barths über Jeremia 1. Motiv und Sinn seines Engagements für die Sozialdemokratie – er sieht sich mehrfach in örtliche Auseinandersetzungen hineingezogen – lässt sich authentisch an der Ansprache zur Beerdigung eines Safenwiler Gewerkschafters studieren. Sie ist den 49 Predigten des Jahrgangs 1917 beigegeben, von denen 43 hier erstmals veröffentlicht werden. Zeitgeschichtliche und literarische Anspielungen werden in den Anmerkungen erläutert.
Aktualisiert: 2023-01-01
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Karl Barth hat seinen Konfirmanden- und später auch Präparanden- (Vorkonfirmanden-)Unterricht jedes Jahr neu und Stunde für Stunde schriftlich vorbereitet, meist mit ausformulierten Diktatsätzen, denen sich jeweils Stichwortskizzen des ausgeführten Unterrichts anschließen. Neun dieser Konfirmanden- und drei Präparandenhefte sind erhalten und werden hier erstmals publiziert. Die Texte lassen die große Sorgfalt erkennen, mit der sich Barth auch der katechetischen Aufgabe des Pfarramtes widmete.
Aktualisiert: 2023-01-01
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1915 zeigen sich bei Barth erste deutliche Spuren der Abkehr von den liberalen Anfängen und der Hinwendung zu jener Theologie, die dann in den beiden Auslegungen des Römerbriefs allmählich ihre Gestalt gewinnt. Die nahezu allsonntägliche Predigt des Safenwiler Pfarrers ist Schauplatz einer Theologie im Werden. Die sorgfältig ausgearbeiteten Niederschriften der Predigten sind das unmittelbarste und ausführlichste Zeugnis der Entwicklung ihres Autors. Die beiden bisher in der Gesamtausgabe erschienenen Predigt-Jahrgänge 1913 und 1914 dokumentieren noch mehr oder weniger ungebrochen den 'Schulsack': die begierig, wenn auch eigenständig übernommene Theologie, die Barth bei seinem Marburger Lehrer Wilhelm Herrmann gelernt hatte. Dazu kam vom Sommer 1914 an sein Ringen um eine angemessene Interpretation des Weltkriegs. Mit dem Jahr 1915 brechen sich, noch sporadisch und zögernd, neue Einsichten Bahn. Eine handfeste Bezogenheit auf den Alltag des Dorfs ist unvermindert spürbar, die Herausforderung durch den Krieg bleibt weiterhin auf der Tagesordnung, tritt aber deutlich zurück. Die Auslegung des biblischen Texts ist noch nicht Barths zentrales homiletisches Anliegen. Aber in manchen Zügen, so etwa in der jetzt öfters verwendeten Rede vom 'lebendigen Gott' (Hermann Kutter) ist die Suche nach einer fundamental neuen Orientierung spürbar. So sind die Predigten dieses Jahres neben ihrer erfrischenden Lebens- und Gemeindenähe mit gelegentlich sehr temperamentvoll-kritischen Ausbrüchen ein theologiegeschichtliches Dokument von Rang. Nur eine einzige von allen Predigten dieses Jahrgangs wurde bisher gedruckt, ihre vollständige Veröffentlichung schließt eine Lücke.
Aktualisiert: 2023-01-01
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Kurz vor Erscheinen der neuen Fassung seines 'Römerbriefs' begann Karl Barth im Herbst 1921 seine erste akademische Lehrtätigkeit als Honorarprofessor für Reformierte Theologie an der Universität Göttingen. Jetzt ging es darum, die von ihm als Einzelgänger im schweizerischen Dorfpfarramt eingeleitete Umwälzung im Rahmen des akademischen Lehrbetriebs zu konsolidieren und gegen allerlei Rückfragen und Angriffe zu verteidigen. Sein sich rasch ausbreitender Ruf führte aber auch zu einer ausgedehnten Vortragstätigkeit. Dabei kam er zu Einblicken in unterschiedliche kirchliche Verhältnisse. Die meisten Vorträge entstanden in größtem zeitlichen Gedränge, wurden nach der mündlichen Abhaltung von Barth überarbeitet und dann publiziert, z.T. in 'Zwischen den Zeiten'. Insgesamt entstanden in dieser Zeit Texte, denen die Bedeutung eines zweiten Grunddokuments neben dem 'Römerbrief' zukommt!. Der vorliegende Band enthält alle Vorträge, Aufsätze und Polemiken aus der Göttinger Zeit, 24 Stücke, darunter fünf bisher unveröffentlichte neben solchen, die längst klassische Geltung haben. Ein ausführlicher Anmerkungsapparat erschließt Barths Quellengebrauch sowie die zahlreichen zeitgeschichtlichen Bezugnahmen und Anspielungen. Einleitungen unterrichten über die Umstände der Entstehung der einzelnen Stücke. Das Register erleichtert das Erkennen gedanklicher Kontinuitäten und Entwicklungen innerhalb dieser Schaffensperiode. In mancher Hinsicht könnte die Überschrift eines der kürzesten Beiträge: 'Immer noch unerledigte Anfragen' der Titel dieses ganzen Bandes sein, mit Aktualität auch für die heutige Zeit …!
Aktualisiert: 2023-01-01
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