Eine fortschreitende Fragmentierung der Kulturlandschaft in Mitteleuropa führte und führt zu einer zunehmenden Isolation der verbleibenden Lebensräume für heimische Tier- und Pflanzenarten. Ein reduzierter oder auch vollständig ausbleibender Genfluss zwischen Populationen fragmentierter Habitate begünstigt wiederum eine erhöhte Aussterbewahrscheinlichkeit, besonders von stenotopen bzw. stenöken sowie ausbreitungsschwachen Arten. Eine großräumige Vernetzung von Lebensräumen durch geeignete Ausbreitungswege oder „Korridore“ ist somit eine entscheidende Voraussetzung für den langfristigen Erhalt und Schutz von Biodiversität.
Doch besonders in Landschaften, in denen sich Offenland- und Waldlebensräume verzahnen, kommt es häufig zu Konflikten bei der „Biotopvernetzung“, da Korridore, welche auf die Vernetzung eines bestimmten Lebensraumtyps zielen, häufig
zugleich eine Fragmentierung des anderen Lebensraumtyps bewirken. Seit einiger Zeit werden „halb offene Lebensräume“, welche ein Mosaik aus offenland- und gehölzgeprägten Strukturen besitzen, als Lösungsansatz für einen effektiveren Ausbreitungskorridor für Offenland- und Waldarten diskutiert.
In dem vorliegenden Band zum Forschungs- und Entwicklungsvorhaben (F+E) „Ökologische Funktion von halboffenen Verbundkorridoren“ wurden, mit Förderung
des Bundesamtes für Naturschutz, das Potenzial und die Perspektiven von halboffenen Lebensräumen als Ausbreitungskorridore untersucht und dokumentiert. Die
Ergebnisse zeigen, dass „halb offene Korridore“ für Offenland- und Waldarten gleichermaßen als Korridor oder „stepping stone“ dienen und somit wirksam zu einer Vernetzung verschiedener Lebensraumtypen in Kulturlandschaften beitragen können. Die Ergebnisse des Projektes wurden für den vorliegenden Band zudem im Hinblick auf ihre Anwendbarkeit und Umsetzung in der Naturschutzpraxis aufbereitet.
Aktualisiert: 2023-04-04
Autor:
Thorsten Aßmann,
Estève Boutaud,
Bundesamt für Naturschutz,
Peter Finck,
Werner Härdtle,
Diethart Matthies,
Dorothea Nolte,
Uwe Riecken,
Eliane Travers,
Karin Ullrich,
Goddert von Oheimb
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Insbesondere grünlandgeprägte, extensiv genutzte Kulturlandschaften stellen "hotspots" der Biodiversität dar. Durch moderne Entwicklungen in der Landwirtschaft (Intensivierung in Gunstlagen, Nutzungsaufgabe in peripheren Räumen) sind sie europaweit hochgradig gefährdet. Als ein zukunftsweisendes und kostengünstiges Managementkonzept zum Erhalt solcher Landschaften werden seit einigen Jahren "Halboffene Weidelandschaften" diskutiert. Um deren naturschutzfachlichen und ökonomischen Chancen und Perspektiven zu dokumentieren und übertragbare Erkenntnisse zu gewinnen, wurde mit Förderung des Bundesamtes für Naturschutz das Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben (E+E) "Halboffene Weidelandschaft Höltigbaum" durchgeführt. Mit dem vorliegenden Band werden die praktischen Erfahrungen und die Erkenntnisse aus der wissenschaftlichen Begleitung zu diesem Projekt vorgestellt. Neben den spezifischen Gesichtspunkten des Naturschutzes wird dabei auch auf die ökonomischen Aspekte eingegangen. Die Ergebnisse der Vorhabens belegen in eindrucksvoller Weise die sich ergebenden viel versprechende Perspektiven für solche Landnutzungssysteme sowohl für den Naturschutz als auch für die nachhaltige Landnutzung. Eine umfangreiche Fotodokumentation und weitere Daten finden sich auf der beigefügten Anhangs-CD.
Aktualisiert: 2023-04-04
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Neben den typischen halbnatürlichen Offenland-Ökosystemen in Mitteleuropa, die meist anthropo-zoogenen Ursprungs sind und somit in der Regel landwirtschaftliche Nutzflächen darstellen, gibt es eine Reihe schützenswerter offener und halboffener Ökosysteme, deren Existenz von dynamischen Prozessen bzw. geeigneter Pflege oder Management abhängt, die jedoch keiner landwirtschaftlichen Nutzung unterliegen. Hierzu zählen natürliche Pionier-Ökosysteme z. B. in Flussauen, aber auch eine Reihe von sekundären Biotopen wie ehemalige Entnahmestellen von Kies und Sand oder Teile ehemaliger Truppenübungsplätze sowie Waldlichtungen und Waldwiesen.
Im Rahmen einer im Juni 2008 veranstalteten Experten-Tagung des Bundesamtes für Naturschutz an der Internationalen Naturschutzakademie auf der Insel Vilm wurden die fachlichen Notwendigkeiten und Möglichkeiten, aber auch wirtschaftliche Aspekte geeigneter Managementverfahren für den Erhalt dieser Offenlandlebensräume diskutiert. Dies geschah auch vor dem Hintergrund der Verpflichtungen der FFH-Richtlinie und des gesetzlichen Biotopschutzes zum Erhalt dieser Ökosysteme.
In diesem Tagungsband wird der Stand des Wissens insbesondere zu den Managementverfahren Redynamisierung von Flussauen, großflächige extensive Beweidung von Offenlandlebensräumen, Feuermanagement und massive mechanische „Störungen“ vorgestellt. Im Ergebnis der Diskussionen im Rahmen der Tagung werden Einschätzungen bezüglich der Einsetzbarkeit dieser Managementverfahren in der allgemeinen Naturschutzpraxis formuliert, Aspekte ihrer nachhaltigen Durchführbarkeit diskutiert und der weitere Forschungsbedarf benannt.
Aktualisiert: 2023-04-04
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Die Umsetzung eines länderübergreifenden Biotopverbunds und die Wiedervernetzung von Lebensräumen leisten einen wichtigen und notwendigen Beitrag zur Erhaltung der biologischen Vielfalt in Deutschland. Zudem können so die Anforderungen an die Ausgestaltung von Verbundsystemelementen und -funktionen im Rahmen des europäischen Schutzgebietssystems Natura 2000 in der Landschaft gemäß Artikel 10 der FFH-Richtlinie umgesetzt und dauerhaft gesichert werden. Auch die nationale Strategie der Bundesregierung zur Biologischen Vielfalt nennt die Umsetzung eines länderübergreifenden Biotopverbunds als eines ihrer Ziele. Vor dem Hintergrund des Klimawandels und den in diesem Zusammenhang zu erwartenden klimatischen Verschiebungen und Veränderungen der Lebensräume ist ein funktionierender Biotopverbund zudem für viele Arten eine entscheidende Voraussetzung, um durch Neubesiedlung von Lebensräumen auf die erwarteten Veränderungen reagieren zu können. 2002 wurde erstmals der Aufbau eines länderübergreifenden Biotopverbundes auf mindestens 10 % der Landfläche auf Bundesebene gesetzlich verankert. Seitdem ist das Bundesamt für Naturschutz (BfN) intensiv in der fachlichen Ausgestaltung der Umsetzung des Biotopverbundes auf Bundesebene involviert. In verschiedenen vom BfN initiierten Forschungsvorhaben wurde ein fachlich fundiertes Konzept und eine räumliche Kulisse für den länderübergreifenden Biotopverbund für ganz Deutschland erarbeitet. Die wichtigsten Ergebnisse dieser Forschungsvorhaben werden in diesem Band vorgestellt. Sie sollen die Bundesländer in ihren Aktivitäten zur Umsetzung des länderübergreifenden Biotopverbunds fachlich unterstützen und stellen wichtige räumliche Informationen zur Beurteilung von überregional bedeutsamen Fachplanungen dar.
Aktualisiert: 2021-05-03
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In der mitteleuropäischen Naturlandschaft war ursprünglich eine Vielzahl von großen Pflanzenfressern heimisch. Diese haben für die Entwicklung und Dynamik der natürlichen Ökosysteme eine wichtige, wenngleich auch aus heutiger Sicht nicht exakt quantifizierbare Rolle gespielt. Im Zuge der Umwandlung der Naturlandschaften in Kulturlandschaften und mit zunehmender menschlicher Besiedlung wurden insbesondere große Arten, wie der Auerochse, ausgerottet oder überlebten nur in Gefangenschaft, wie der Wisent. Nur über die Zucht in Zoos und Wildgehegen gelang es, den Wisent zu erhalten. Seit den 1950er Jahren erfolgten umfangreiche Wiederansiedelungen, die sich bislang jedoch auf Ost europa beschränken.
Ziel des in diesem Band dokumentierten, in 2005 begonnenen E+E-Vorhabens war es, die Voraussetzungen und Möglichkeiten einer Freisetzung in Deutschland (Rothaargebirge im Süden Nordrhein-Westfalens) zu prüfen und zu erproben. Damit sollte nicht nur ein Beitrag zum Schutz dieser gefährdeten Art geleistet, sondern insbesondere auch untersucht werden, wie sich der Wisent in die heutigen kulturgeprägten Ökosysteme einfügt und welche Rolle er darin spielen kann. Zugleich galt es zu klären, ob eine Koexistenz mit den im Rothaargebirge lebenden bzw. sich dort erholenden Menschen möglich ist und welche Vorkehrungen dafür getroffen werden
müssen. Ein weiteres Ziel war die Klärung der Frage, inwieweit das Vorhaben auch einen Beitrag für die Entwicklung des Natur tourismus in der Region leisten kann.
Ziel des in diesem Band dokumentierten, in 2005 begonnenen E+E-Vorhabens war es, die Voraussetzungen und Möglichkeiten einer Freisetzung in Deutschland (Rothaargebirge im Süden Nordrhein-Westfalens) zu prüfen und zu erproben. Damit sollte nicht nur ein Beitrag zum Schutz dieser gefährdeten Art geleistet, sondern insbesondere auch untersucht werden, wie sich der Wisent in die heutigen kulturgeprägten Ökosysteme einfügt und welche Rolle er darin spielen kann. Zugleich galt es zu klären, ob eine Koexistenz mit den im Rothaargebirge lebenden bzw. sich dort erholenden Menschen möglich ist und welche Vorkehrungen dafür getroffen werden müssen. Ein weiteres Ziel war die Klärung der Frage, inwieweit das Vorhaben auch einen Beitrag für die Entwicklung des Natur tourismus in der Region leisten kann.
Aktualisiert: 2021-03-12
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