Das 20. Jahrhundert zeigt eine unerhörte Fülle und Diversität an Diskursen, die das Musikdenken irreversibel prägen: Naturwissenschaftsboom, Revision der Weltbilder, Szientismus, Technik und Computer setzen Maßstäbe und liefern neue Referenzfelder. Die Musik gerät unter wachsenden Abstraktions- und Legitimationsdruck, dem sie durch Allianzen mit Zahlenwelten, Natur- und Superwissenschaften oder synkretistische Transsysteme begegnet. Diese Entwicklungen werden anhand zweier Hauptwerke der Avantgardisten György Ligeti und Conlon Nancarrow von je komplexer Zahlenbasierung und frappierender Logik reflektiert.
Auch der Musiktheorie bieten sich umstrittene Allianzen: die mengentheoretisch basierte Pitch Class Set Theory Allen Fortes, deren kritische Wissenschaftsrezeption hier näher erforscht wird. Als parawissenschaftlicher Kontrapunkt steht zu Beginn Cyril Scott, erfolgreicher Komponist, Pianist und Theosoph, dessen hermetischer Symbolismus die Diskontinuitäten des 20. Jahrhunderts unterläuft und ein Bild evoziert, wonach das Antimoderne Teil der Moderne ist.
Kontroversität und Distanz zum Mainstream sind allen gemeinsam: Von hier öffnet sich der Blick auf versunkene ästhetische Pfade.****************The 20th century demonstrates an unheard-of wealth and diversity of discourses which have irreversibly influenced musical thought: the boom in the sciences, the revision of world-views, scientism, technology and computers set new benchmarks and offer new fields of reference. Music comes under increasing pressure for abstraction and legitimisation, which it confronts using alliances with the world of numbers, natural sciences and supersciences or syncretic cross-systems. These developments are reflected in two major works by the avant-garde composers György Ligeti and Conlon Nancarrow, each based on a complex number system and striking logic.
Music theory also offers contested alliances: the critical academic reception of Allen Forte’s set-theory based class set theory is examined in detail here. As a parascientific counterpoint, Cyril Scott appears at the start, a successful composer, pianist and theosophist, whose hermetic symbolism avoids the discontinuities of the 20th century and evokes an image of the anti-modern as part of the modern.
Controversy and distance from the mainstream are common to all, opening the view towards sunken aesthetic paths.
Aktualisiert: 2022-11-18
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"Damit ist Heitmanns Dissertation immanent auch ein deutlicher Appell, die Vielfalt der Forschung zu erhalten
und sowohl klassische Projekte zu fördern als auch solche, die Fächergrenzen und Denkbarrieren
überschreiten – wie die vorliegende, Seite für Seite lesenswerte und sicherlich zu Diskussionen anregende
Arbeit." (Kadja Grönke, Die Tonkunst, 3. Jg., 10/2016)
Kaum ein Œuvre dürfte mit einem solchem Reichtum an verborgenen kompositions- und geistesgeschichtlichen sowie philosophisch-weltanschaulichen Tiefen aufwarten können wie das Werk des Jahrhundertwende-Pianisten, Lisztschülers, seinerzeit berühmten Beethovenspielers und ‚Mystikers‘ Conrad Ansorge (1862-1930). Die zweifellos auf Enträtselung angelegte Konstruktion zielt auf ein neues ästhetisches Kompositions- und Werkkonzept. Jedes Einzelwerk eröffnet intertextuelle ‚Abgründe‘, die in geistesgeschichtliche Exkurse münden.
Roter Faden, Ansorges musikalisch-intertextuell generierte Weltanschauung, ist das Ewigkeitsprinzip des „kosmogonischen Eros“, das auf drei Wegen verfolgt wird: über Eros-Philosophie aus dem Stefan-George- und „Kosmiker“-Kreis, über (indische) Theosophie und schließlich Orphik, eine griechisch-antike Untergrundreligion, hier Metapher für eine literarisch-geistesgeschichtliche Kunstreligion ‚aus dem Geiste der Musik‘.
Musikalisch spannen Ansorges Bezüge das ‚mystische Dreieck‘ Beethoven-Brahms-Liszt auf. Die oft in Tiefenstrukturen gelegenen Bezüge bilden eigendynamisch ein werkübergreifendes Netz, das sich summarisch als ‚Architektur‘ und ‚Weltgebäude‘ begreifen lässt. Hinter allem steckt ein Plädoyer für eine souveräne und elitäre Ästhetik des Epigonalen. Ansorges lehrhafte und bestimmte ‚Mitteilungen‘ gewähren tiefe Einblicke in sein Denken, nehmen Erkenntnisse vorweg, die die Musikwissenschaft erst im späteren 20. Jh. verifizieren wird, und rücken manches Werk der drei ‚Meister‘ in neues Licht.****************Hardly any other body of work could be expected to reveal such a wealth of hidden compositional, intellectual, philosophical and ideological depths as that of the turn-of-the-century pianist, pupil of Liszt, and once-famous Beet-hoven performer and ‘mystic’ Conrad Ansorge (1862-1930). Each individual work opens up intertextual ‘chasms’ which led to digressions into the history of ideas.
The central theme, Ansorge’s musically and intertextually generated philosophy of life, is the eternal principle of the ‘cosmogonoic Eros’ which can be traced in three ways: through the Eros philosophy of Stefan George and the ‘Cosmic Circle’, through (Indian) theosophy, and finally through Orphism, the ancient Greek underground religion.
Musically Ansorge’s references span the ‘mystic triangle’ of Beethoven-Brahms-Liszt. These references, often concealed in deep structures, form a network which binds the whole work with ist own dynamics – behind it all is a plea for a sovereign and elite aesthetic of mimesis. Ansorge’s instructive and precise ‘Communications’ anticipate insights which would only be verified by musicology in the late 20th century, and shed new light on some works of the three ‘masters’.
Aktualisiert: 2022-11-18
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