Die Studie gibt einen Überblick über die vorhandene Literatur zu den Themen Kolik, Peritonitis und Peritoneallavage beim Pferd sowie den Einsatz der Peritoneallavage in der Humanmedizin. Da es zur Peritoneallavage beim Pferd bisher nur wenige Forschungsergebnisse gibt, wurde das Therapieverfahren der postoperativen Peritoneallavage, das in den Jahren 1995 bis 2014 an der Klinik für Pferde (Chirurgie) mit Lehrschmiede der Justus-Liebig-Universität Gießen angewendet wurde, in Form einer retrospektiven Studie näher untersucht. Zusätzlich zur Auswertung der Patientenakten wurden die Patientenbesitzer zum Leistungsniveau, erneuten Kolikepisoden und dem Überleben der Lavagepatienten befragt.
Ziel der Studie war es, positive und negative Effekte der postoperativen Peritoneallavage auf den Heilungsverlauf und die Wirksamkeit der Peritoneallavage als Adhäsionsprophylaxe zu ermitteln. Die erhobenen Werte wurden untersucht und mit Literaturwerten verglichen.
In den Jahren 1995 bis 2014 wurden an der Klinik für Pferde (Chirurgie) mit Lehrschmiede der Justus-Liebig-Universität Gießen 2452 Kolikpatienten chirurgisch behandelt. 563 dieser Kolikpatienten wurden postoperativ mit einer Peritoneallavage therapiert. Dabei handelte es sich um Kolikpatienten, bei denen durch Ischämie, Ruptur oder chirurgische Eröffnung des Darmes von einer Kontamination der Bauchhöhle ausgegangen werden musste. Hauptsächlich wurde die postoperative Peritoneallavage nach Inkarzerationen von Dünndarm in eine Hernie (21,3 %), Dickdarmtorsionen (15,5 %), Dickdarmverlagerungen (11 %), Obstipationen im Bereich des Dickdarms (10,5 %) und Abschnürungen durch ein Lipoma pendulans im Bereich des Dünndarmes (8,3 %) eingesetzt. Dünndarmerkrankungen wurden geringgradig häufiger therapiert als Erkrankungen des Dickdarmes. Vorangegangene Operationen waren zu 40,2 % Enterotomien, zu 31,1 % Darmresektionen und zu 27,9 % Repositionen von verlagerten Darmabschnitten.
Die Entscheidung zur postoperativen Peritoneallavage wurde während der Bauchhöhlenoperation durch den Chirurgen getroffen. Es wurde eine Redon-Drainage in die Linea alba eingelegt. Im postoperativen Verlauf wurde die Bauchhöhle der Patienten alle 12 Stunden mit NaCl-Infusionslösung gespült. Dabei wurden verschieden Zusätze zugegeben (Heparin, Ampicillin, Amoxicillin, Lidocain).
Die Peritoneallavage wurde von den Patienten gut toleriert und auch Komplikationen in Zusammenhang mit der Redon-Drainage traten sehr selten auf (7,2 %).
Postoperative Kolik trat bei 213/549 Lavagepatienten auf und 25/549 Patienten litten unter Nahtdehiszenz.
Die Zellzahl in der Peritonealflüssigkeit, die in den ersten 48 Stunden nach der Operation ansteigt, konnte durch die Peritoneallavage gesenkt werden. Antibiotische Zusätze und Heparin wirkten sich dabei zusätzlich senkend aus, während Lidocain die Abnahme der Zellzahl verlangsamte und zu deutlich mehr Patienten mit postoperativer Kolik führte. Auch Patienten, die Ampicillin intraperitoneal erhielten, litten häufiger unter postoperativer Kolik.
72 % der Lavagepatienten konnten geheilt entlassen werden und 79,7 % der entlassenen nachverfolgbaren Lavagepatienten lebten noch mindestens ein Jahr nach der Entlassung. 77,7 % der nachverfolgbaren Patienten erreichten ihr ursprüngliches Leistungsniveau wieder.
Koliksymptome kamen postoperativ bei 38,8 % der Lavagepatienten vor, was eine geringgradig höheren Häufigkeit als in anderen Studien (28,2-33 %) zu Komplikationen nach Kolikchirurgie bedeutet (McCarthy und Hutchins 1988; Proudman et al. 2002; Mair und Smith 2005b). Deutlich häufiger (4,6 %) als in anderen Studien (1-3,8 %) trat postoperativ Nahtdehiszenzen auf (van den Boom und van der Velden 2001; Gazzerro et al. 2015).
Die Lavage senkt die Zellzahl in der Bauchhöhle. Auch die geometrischen Mittelwerte der Zellzahl in der Peritonealflüssigkeit (Anstieg bis auf 20,42 x 109 Zellen/l) stellen sich geringer dar als in Studien ohne postoperative Peritoneallavage (242 x 109 Zellen/l) (Sapper und Gerhards 2005).
Im Vergleich zur Humanmedizin sind in der Pferdemedizin die Risiken für den Patienten im Zusammenhang mit der Peritoneallavage deutlich größer. Zudem sind die Sach- und Personalkosten höher. Bei schweren manifesten Peritonitiden überwiegt jedoch der Erfolg der Behandlung, weshalb die Peritoneallavage in diesen Fällen durchgeführt werden sollte. Die Studie lässt keine eindeutigen Rückschlüsse auf den Einsatz der Peritoneallavage zur Peritonitis- und Adhäsionsprophylaxe zu, was daher weiter untersucht werden muss.
Aktualisiert: 2023-05-18
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Die Studie gibt einen Überblick über die vorhandene Literatur zu den Themen Kolik, Peritonitis und Peritoneallavage beim Pferd sowie den Einsatz der Peritoneallavage in der Humanmedizin. Da es zur Peritoneallavage beim Pferd bisher nur wenige Forschungsergebnisse gibt, wurde das Therapieverfahren der postoperativen Peritoneallavage, das in den Jahren 1995 bis 2014 an der Klinik für Pferde (Chirurgie) mit Lehrschmiede der Justus-Liebig-Universität Gießen angewendet wurde, in Form einer retrospektiven Studie näher untersucht. Zusätzlich zur Auswertung der Patientenakten wurden die Patientenbesitzer zum Leistungsniveau, erneuten Kolikepisoden und dem Überleben der Lavagepatienten befragt.
Ziel der Studie war es, positive und negative Effekte der postoperativen Peritoneallavage auf den Heilungsverlauf und die Wirksamkeit der Peritoneallavage als Adhäsionsprophylaxe zu ermitteln. Die erhobenen Werte wurden untersucht und mit Literaturwerten verglichen.
In den Jahren 1995 bis 2014 wurden an der Klinik für Pferde (Chirurgie) mit Lehrschmiede der Justus-Liebig-Universität Gießen 2452 Kolikpatienten chirurgisch behandelt. 563 dieser Kolikpatienten wurden postoperativ mit einer Peritoneallavage therapiert. Dabei handelte es sich um Kolikpatienten, bei denen durch Ischämie, Ruptur oder chirurgische Eröffnung des Darmes von einer Kontamination der Bauchhöhle ausgegangen werden musste. Hauptsächlich wurde die postoperative Peritoneallavage nach Inkarzerationen von Dünndarm in eine Hernie (21,3 %), Dickdarmtorsionen (15,5 %), Dickdarmverlagerungen (11 %), Obstipationen im Bereich des Dickdarms (10,5 %) und Abschnürungen durch ein Lipoma pendulans im Bereich des Dünndarmes (8,3 %) eingesetzt. Dünndarmerkrankungen wurden geringgradig häufiger therapiert als Erkrankungen des Dickdarmes. Vorangegangene Operationen waren zu 40,2 % Enterotomien, zu 31,1 % Darmresektionen und zu 27,9 % Repositionen von verlagerten Darmabschnitten.
Die Entscheidung zur postoperativen Peritoneallavage wurde während der Bauchhöhlenoperation durch den Chirurgen getroffen. Es wurde eine Redon-Drainage in die Linea alba eingelegt. Im postoperativen Verlauf wurde die Bauchhöhle der Patienten alle 12 Stunden mit NaCl-Infusionslösung gespült. Dabei wurden verschieden Zusätze zugegeben (Heparin, Ampicillin, Amoxicillin, Lidocain).
Die Peritoneallavage wurde von den Patienten gut toleriert und auch Komplikationen in Zusammenhang mit der Redon-Drainage traten sehr selten auf (7,2 %).
Postoperative Kolik trat bei 213/549 Lavagepatienten auf und 25/549 Patienten litten unter Nahtdehiszenz.
Die Zellzahl in der Peritonealflüssigkeit, die in den ersten 48 Stunden nach der Operation ansteigt, konnte durch die Peritoneallavage gesenkt werden. Antibiotische Zusätze und Heparin wirkten sich dabei zusätzlich senkend aus, während Lidocain die Abnahme der Zellzahl verlangsamte und zu deutlich mehr Patienten mit postoperativer Kolik führte. Auch Patienten, die Ampicillin intraperitoneal erhielten, litten häufiger unter postoperativer Kolik.
72 % der Lavagepatienten konnten geheilt entlassen werden und 79,7 % der entlassenen nachverfolgbaren Lavagepatienten lebten noch mindestens ein Jahr nach der Entlassung. 77,7 % der nachverfolgbaren Patienten erreichten ihr ursprüngliches Leistungsniveau wieder.
Koliksymptome kamen postoperativ bei 38,8 % der Lavagepatienten vor, was eine geringgradig höheren Häufigkeit als in anderen Studien (28,2-33 %) zu Komplikationen nach Kolikchirurgie bedeutet (McCarthy und Hutchins 1988; Proudman et al. 2002; Mair und Smith 2005b). Deutlich häufiger (4,6 %) als in anderen Studien (1-3,8 %) trat postoperativ Nahtdehiszenzen auf (van den Boom und van der Velden 2001; Gazzerro et al. 2015).
Die Lavage senkt die Zellzahl in der Bauchhöhle. Auch die geometrischen Mittelwerte der Zellzahl in der Peritonealflüssigkeit (Anstieg bis auf 20,42 x 109 Zellen/l) stellen sich geringer dar als in Studien ohne postoperative Peritoneallavage (242 x 109 Zellen/l) (Sapper und Gerhards 2005).
Im Vergleich zur Humanmedizin sind in der Pferdemedizin die Risiken für den Patienten im Zusammenhang mit der Peritoneallavage deutlich größer. Zudem sind die Sach- und Personalkosten höher. Bei schweren manifesten Peritonitiden überwiegt jedoch der Erfolg der Behandlung, weshalb die Peritoneallavage in diesen Fällen durchgeführt werden sollte. Die Studie lässt keine eindeutigen Rückschlüsse auf den Einsatz der Peritoneallavage zur Peritonitis- und Adhäsionsprophylaxe zu, was daher weiter untersucht werden muss.
Aktualisiert: 2023-05-12
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Die Studie gibt einen Überblick über die vorhandene Literatur zu den Themen Kolik, Peritonitis und Peritoneallavage beim Pferd sowie den Einsatz der Peritoneallavage in der Humanmedizin. Da es zur Peritoneallavage beim Pferd bisher nur wenige Forschungsergebnisse gibt, wurde das Therapieverfahren der postoperativen Peritoneallavage, das in den Jahren 1995 bis 2014 an der Klinik für Pferde (Chirurgie) mit Lehrschmiede der Justus-Liebig-Universität Gießen angewendet wurde, in Form einer retrospektiven Studie näher untersucht. Zusätzlich zur Auswertung der Patientenakten wurden die Patientenbesitzer zum Leistungsniveau, erneuten Kolikepisoden und dem Überleben der Lavagepatienten befragt.
Ziel der Studie war es, positive und negative Effekte der postoperativen Peritoneallavage auf den Heilungsverlauf und die Wirksamkeit der Peritoneallavage als Adhäsionsprophylaxe zu ermitteln. Die erhobenen Werte wurden untersucht und mit Literaturwerten verglichen.
In den Jahren 1995 bis 2014 wurden an der Klinik für Pferde (Chirurgie) mit Lehrschmiede der Justus-Liebig-Universität Gießen 2452 Kolikpatienten chirurgisch behandelt. 563 dieser Kolikpatienten wurden postoperativ mit einer Peritoneallavage therapiert. Dabei handelte es sich um Kolikpatienten, bei denen durch Ischämie, Ruptur oder chirurgische Eröffnung des Darmes von einer Kontamination der Bauchhöhle ausgegangen werden musste. Hauptsächlich wurde die postoperative Peritoneallavage nach Inkarzerationen von Dünndarm in eine Hernie (21,3 %), Dickdarmtorsionen (15,5 %), Dickdarmverlagerungen (11 %), Obstipationen im Bereich des Dickdarms (10,5 %) und Abschnürungen durch ein Lipoma pendulans im Bereich des Dünndarmes (8,3 %) eingesetzt. Dünndarmerkrankungen wurden geringgradig häufiger therapiert als Erkrankungen des Dickdarmes. Vorangegangene Operationen waren zu 40,2 % Enterotomien, zu 31,1 % Darmresektionen und zu 27,9 % Repositionen von verlagerten Darmabschnitten.
Die Entscheidung zur postoperativen Peritoneallavage wurde während der Bauchhöhlenoperation durch den Chirurgen getroffen. Es wurde eine Redon-Drainage in die Linea alba eingelegt. Im postoperativen Verlauf wurde die Bauchhöhle der Patienten alle 12 Stunden mit NaCl-Infusionslösung gespült. Dabei wurden verschieden Zusätze zugegeben (Heparin, Ampicillin, Amoxicillin, Lidocain).
Die Peritoneallavage wurde von den Patienten gut toleriert und auch Komplikationen in Zusammenhang mit der Redon-Drainage traten sehr selten auf (7,2 %).
Postoperative Kolik trat bei 213/549 Lavagepatienten auf und 25/549 Patienten litten unter Nahtdehiszenz.
Die Zellzahl in der Peritonealflüssigkeit, die in den ersten 48 Stunden nach der Operation ansteigt, konnte durch die Peritoneallavage gesenkt werden. Antibiotische Zusätze und Heparin wirkten sich dabei zusätzlich senkend aus, während Lidocain die Abnahme der Zellzahl verlangsamte und zu deutlich mehr Patienten mit postoperativer Kolik führte. Auch Patienten, die Ampicillin intraperitoneal erhielten, litten häufiger unter postoperativer Kolik.
72 % der Lavagepatienten konnten geheilt entlassen werden und 79,7 % der entlassenen nachverfolgbaren Lavagepatienten lebten noch mindestens ein Jahr nach der Entlassung. 77,7 % der nachverfolgbaren Patienten erreichten ihr ursprüngliches Leistungsniveau wieder.
Koliksymptome kamen postoperativ bei 38,8 % der Lavagepatienten vor, was eine geringgradig höheren Häufigkeit als in anderen Studien (28,2-33 %) zu Komplikationen nach Kolikchirurgie bedeutet (McCarthy und Hutchins 1988; Proudman et al. 2002; Mair und Smith 2005b). Deutlich häufiger (4,6 %) als in anderen Studien (1-3,8 %) trat postoperativ Nahtdehiszenzen auf (van den Boom und van der Velden 2001; Gazzerro et al. 2015).
Die Lavage senkt die Zellzahl in der Bauchhöhle. Auch die geometrischen Mittelwerte der Zellzahl in der Peritonealflüssigkeit (Anstieg bis auf 20,42 x 109 Zellen/l) stellen sich geringer dar als in Studien ohne postoperative Peritoneallavage (242 x 109 Zellen/l) (Sapper und Gerhards 2005).
Im Vergleich zur Humanmedizin sind in der Pferdemedizin die Risiken für den Patienten im Zusammenhang mit der Peritoneallavage deutlich größer. Zudem sind die Sach- und Personalkosten höher. Bei schweren manifesten Peritonitiden überwiegt jedoch der Erfolg der Behandlung, weshalb die Peritoneallavage in diesen Fällen durchgeführt werden sollte. Die Studie lässt keine eindeutigen Rückschlüsse auf den Einsatz der Peritoneallavage zur Peritonitis- und Adhäsionsprophylaxe zu, was daher weiter untersucht werden muss.
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