Wie ein unzerstörbarer Edelstein

Wie ein unzerstörbarer Edelstein von Herwig,  Hans-Heinrich, Hoos,  Hans-Helmut
Die Geschichte des Gießener Wingolf widerspiegelt auch die gesellschaftspolitischen Zeitläufte in den unterschiedlichen Herrschaftssystemen. Sie berichtet vom Mut der Stifter, gegen die bestimmende theologische Richtung des Rationalismus einerseits und die beherrschende Präsenz der Corps andererseits eine Verbindung gleichgesinnter Studenten unterschiedlicher Fachrichtungen zu gründen. Grundlage hierfür war eine erweckungschristliche Überzeugung ohne Hang zu dogmatischer Engherzigkeit. Diese Verbindung erstreitet sich eine anerkannte Stellung an der Universität und im später entstehenden Bund der Wingolfsverbindungen an den Universitäten. Die examinierten Mitglieder der Verbindung bauen in Gießen für ihren Lebensbund ein aus universitätsgeschichtlicher, künstlerischer und städtebaulicher Sicht bedeutsames Gebäude. In der Zeit des Nationalsozialismus belegte die aktive Verbindung der Studenten im Gießener Wingolf, dass der totalen Forderung des Staates im Sinne von Gleichschaltung und Kontrolle der totale Anspruch der Gemeinschaft auf Freiheit des Gewissens gegenübersteht. Die aktive Verbindung löste sich 1935 unter der Polarisierung einer freien, bekenntnisorientierten Bindung an Gott und der nationalsozialistisch-ideologiebehafteten Denk- und Handlungsstrukturen der Deutschen Christen auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden sich 1948 wiederum gleichgesinnte Studenten zusammen, die dem ursprünglichen Gedanken einer schlichten, christlichen Frömmigkeit folgend, gepaart mit studentischer Fröhlichkeit, den Gießener Wingolf wieder gründeten.
Aktualisiert: 2022-11-10
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Hofprediger Ernst Philipp Grein

Hofprediger Ernst Philipp Grein von Herwig,  Hans-Heinrich
Ernst Philipp Grein (1833 – 1888), Vater der beiden Darmstädter Pfarrer Friedrich und Karl Gein, legte sein Abitur am Großherzoglichen Gymnasium in Darmstadt ab und studierte anschließend Theologie in Gießen. Er gehörte zu den jungen Theologen, die seinerzeit „frischen seelsorgerlichen“ Wind in die Gemeinden tragen wollten. Die Biographie beschreibt Ernst Philipp Greins privates und berufliches Leben. Sie konzentriert sich dabei auf seine Tätigkeit als Hofprediger am Darmstädter Hof, die damit einhergehende Verbindung zu seiner Gönnerin Prinzessin Elisabeth (Mutter von Ludwig IV.), sowie seine erzieherische Tätigkeit am Hofmann’schen Institut, der seinerzeit angesehensten Privatschule Darmstadts. Grein kann sicher zu den wenigen Menschen gezählt werden, die „das ausführen halfen, was einmal beschlossene Sache war; er tat das in aller Bescheidenheit, aber mit Ausdauer und Zähigkeit und das verschaffte seinen Bemühungen Erfolge und machte ihn zu einem sehr einflussreichen Mann.“
Aktualisiert: 2020-07-09
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Kriegs-Getrenntseins-Zeit

Kriegs-Getrenntseins-Zeit von Herwig,  Hans-Heinrich
„Es ist doch ein gutes Erinnern an unsere Kriegs-Getrenntseins-Zeit“, schreibt Karl Grein in einem seiner 600 Briefe an seine Frau Hedwig. Der Inhalt seiner zahlreichen Briefe spiegelt die andauernde Begegnung mit Leid und Tod im Ersten Weltkrieg wider. Während er in seinem persönlichen Kriegstagebuch die Umstände oft ungeschminkt und drastisch festhält, bemüht er sich in den Briefen an seine Frau um mildere Worte. Hedwig erzählt ihm im Gegenzug in mehr als 900 Briefen von Zuhause und geht ausführlich auf die Entwicklung der gemeinsamen Kinder ein. Sie berichtet ihm von den belastenden Versorgungsengpässen in der Heimat und nimmt regen Anteil an tagespolitischen und militärischen Ereignissen. Karl träumt davon, seine Kinder „nur einmal für ein Stündchen“ zu sehen. Und Hedwig denkt, auch wenn es mal nichts Wichtiges zu berichten gibt: „ein wenig mit dir plaudern, kann man ja doch und tut‘s so gern.“ So entsteht aus der Kontextualisierung von Tagebuch und wechselseitiger Korrespondenz ein über die familiären Belange hinausreichender tiefer Einblick in zeitgeschichtliche Zusammenhänge.
Aktualisiert: 2020-07-06
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Karl Grein 1881-1957 „Man weiß, dass ich niemanden fürchte“, Biographie

Karl Grein 1881-1957 „Man weiß, dass ich niemanden fürchte“, Biographie von Herwig,  Hans-Heinrich
Karl Grein (1881-1957), von 1920 - 1950 Pfarrer der Auferstehungsgemeinde Darmstadt-Arheilgen, lebt Volkskirche in dem Verständnis von Kirche als einer christlichen Gemeinschaft. Besonders die pädagogischen, diakonischen und sozialen Aspekte, im Sinne seiner eigenen Leitmotive „helfen, raten, dienen“ stehen als Angebot für alle Mitglieder seiner Gemeinde im Mittelpunkt seiner Arbeit. In den Jahren des Kirchenkampfes steht er ab 1934 zusammen mit seiner Gemeinde unverrückbar, aber auch kritisch, zu den Zielen der Bekennenden Kirche. Er stellt sich den Auseinandersetzungen mit der kirchlichen Gegenseite „Deutsche Christen“ und den Nationalsozialisten und nimmt dafür auch Gefahren für sich selbst in Kauf. In seinem Arheilger Amtszimmer wird 1945, nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches, der Grundstein für den Wiederaufbau der Evangelischen Landeskirche Hessen und ihren Zusammenschluss mit den Kirchen von Nassau und Frankfurt/M. gelegt. Als erster Personalreferent und Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), sowie als enger Mitarbeiter des ersten Kirchenpräsidenten, Martin Niemöller, gehört Karl Grein zu den Mitbegründern und Gestaltern der EKHN.
Aktualisiert: 2020-07-07
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