Das Wunder von Mannheim

Das Wunder von Mannheim von Fflorian,  Kaiser, Jens,  Ludloff
Zukunftsraum Multihalle Die Fakultät für Architektur und Stadtpla nung der Universität Stuttgart installierte im April 2014 den Lehrstuhl IBK3 Nachhaltigkeit, Bau konstruk tion und Entwerfen (heute IBK). Die ent wurfs basierten Forschungen und Interven tio nen im Stadtraum fördern eine architektoni sche Kultur der Nachhaltigkeit. Der Begriff des »nachhaltigen Handelns« hat längst die Deutung als vorausschauendes Agieren verloren und muss als Anleitung zur Bewältigung von Krisen verstanden werden. Unter Reflexion aktueller gesellschaftlicher Diskurse entwickeln wir am Lehrstuhl Prototypen nachhaltiger Handlungsdisziplinen, die als Modelle einer produzie ren den Praxis umsetzbar sind. Die Chancen eines solchen Ansatzes sollen hier am Beispiel der Mannheimer Multihalle aufgezeigt werden, der wir uns 2016 und 2017 in Seminaren aus verschiedenen Perspektiven genähert haben. Die Multihalle, von den Architekten Carlfried Mutschler, Joachim Langner und Frei Otto für die Bundesgartenschau 1975 erbaut, stammt aus der Zeit kurz vor der digitalen Revolution. Auch wenn sie also noch ein Werk des analogen Zeitalters darstellt, wagte man mit ihrer Entwicklung und Umsetzung einen ersten Schritt in die digitale Welt. Ihre Struktur offenbart, wie ein offener sozialer Raum, ein überdachter öffentlicher Platz, ohne begrenzende Platzwände hergestellt werden kann. Als doppelt gekrümmte Gitter schalenkonstruktion aus Holzleisten rea li siert, steht die Multihalle bis heute für eine forschende Baupraxis, die konstruktive Innova tion mit Kritik an gesellschaftlichen und sozialen Konventionen verbindet. Nicht nur das gebaute Resultat und die räumliche Figur sind beispielgebend, sondern auch der Prozess der Planung und Umsetzung, der erst das Gelingen dieser »realisierten Vision« ermöglichte. Das Visuelle dominiert heute unsere
Aktualisiert: 2023-05-25
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Das Treibhaus, das per U-Bahn kam

Das Treibhaus, das per U-Bahn kam von Jens,  Ludloff
Ein Selbstbauprojekt von 160 Studenten Im Modul »Bautechnische Grundlagen« der Fakultät für Architektur und Stadtplanung an der Universität Stuttgart erhalten die Studierenden in ihren ersten beiden Studiensemestern eine Einführung in die Welt der (Bau-) Konstruktion. Der 2014 gegründete Lehrstuhl für Nachhaltigkeit, Baukonstruktion und Entwerfen vermittelt Nachhaltigkeit als Kulturtechnik. Im Wintersemester, dem 1. Studiensemester des Jahrgangs, wurden in der Aufgabe »Die Materie der Stadt« bauanatomische Schnitte durch die Stadtbaugeschichte von Stuttgart vorgenommen. Im Vergleich von ca. 60 aufgenommenen und in Dreitafelprojektion dokumentierten Gebäuden vom Mittelalter bis zur Gegenwart wurde die Entwicklung der Bautechnologie erlebbar. Durch die Vergegenwärtigung von Bautradition und gesellschaftspolitischem Kontext wurde die gebaute Stadt sowohl als soziale als auch als materielle Ressource verstanden. Der mit den Studierendenarbeiten erstellte Katalog dient den Studierenden seither als selbst erstelltes Lehrbuch weit über das Grundstudium hinaus. In der Kenntnis historischer und aktueller Baustoffe und ihrer Fügungstechniken – der »Materie der Stadt« – wird deutlich, dass es einer grundlegend neuen Kulturtechnik bedarf, die sich der Begrenztheit der Ressourcen unseres Planeten auf aktuelle Weise stellt. Die Diskrepanz zwischen dem Wissen und der faktischen, aktuellen Stadtproduktion macht deutlich, dass es eines Traditionsbruchs bedarf, der die ritualisierten Handlungsweisen in eine Kultur der Nachhaltigkeit überführt. Um den Klimawandel zu verlangsamen müssen wir unsere Bautätigkeit zwingend umstellen. Holz ist hierfür das ideale Material und bietet als konstruktiver Baustoff die Chance eine ökologische und soziale Zeitenwende zu gestalten, wenn es parallel als Methode, begriffen wird, eine Architektursprache entwickelt, welche das Bauen als Ausdruck des Sozialen begreift. Unter Beachtung lokaler Ressourcen und Wertschöpfungsketten muss das Bauen das werden, was die Moderne einst versprach: Ein „echtes Lebensmittel“ zu sein, welches dazu dient unsere Welt ins Gleichgewicht zu bringen. Dies scheint heute wichtiger denn je - Bauen, Klima und Soziales sind nicht zu trennen. Prof. Jens Ludloff
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Das Wunder von Mannheim

Das Wunder von Mannheim von Fflorian,  Kaiser, Jens,  Ludloff
Zukunftsraum Multihalle Die Fakultät für Architektur und Stadtpla nung der Universität Stuttgart installierte im April 2014 den Lehrstuhl IBK3 Nachhaltigkeit, Bau konstruk tion und Entwerfen (heute IBK). Die ent wurfs basierten Forschungen und Interven tio nen im Stadtraum fördern eine architektoni sche Kultur der Nachhaltigkeit. Der Begriff des »nachhaltigen Handelns« hat längst die Deutung als vorausschauendes Agieren verloren und muss als Anleitung zur Bewältigung von Krisen verstanden werden. Unter Reflexion aktueller gesellschaftlicher Diskurse entwickeln wir am Lehrstuhl Prototypen nachhaltiger Handlungsdisziplinen, die als Modelle einer produzie ren den Praxis umsetzbar sind. Die Chancen eines solchen Ansatzes sollen hier am Beispiel der Mannheimer Multihalle aufgezeigt werden, der wir uns 2016 und 2017 in Seminaren aus verschiedenen Perspektiven genähert haben. Die Multihalle, von den Architekten Carlfried Mutschler, Joachim Langner und Frei Otto für die Bundesgartenschau 1975 erbaut, stammt aus der Zeit kurz vor der digitalen Revolution. Auch wenn sie also noch ein Werk des analogen Zeitalters darstellt, wagte man mit ihrer Entwicklung und Umsetzung einen ersten Schritt in die digitale Welt. Ihre Struktur offenbart, wie ein offener sozialer Raum, ein überdachter öffentlicher Platz, ohne begrenzende Platzwände hergestellt werden kann. Als doppelt gekrümmte Gitter schalenkonstruktion aus Holzleisten rea li siert, steht die Multihalle bis heute für eine forschende Baupraxis, die konstruktive Innova tion mit Kritik an gesellschaftlichen und sozialen Konventionen verbindet. Nicht nur das gebaute Resultat und die räumliche Figur sind beispielgebend, sondern auch der Prozess der Planung und Umsetzung, der erst das Gelingen dieser »realisierten Vision« ermöglichte. Das Visuelle dominiert heute unsere
Aktualisiert: 2023-05-15
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Das Treibhaus, das per U-Bahn kam

Das Treibhaus, das per U-Bahn kam von Jens,  Ludloff
Ein Selbstbauprojekt von 160 Studenten Im Modul »Bautechnische Grundlagen« der Fakultät für Architektur und Stadtplanung an der Universität Stuttgart erhalten die Studierenden in ihren ersten beiden Studiensemestern eine Einführung in die Welt der (Bau-) Konstruktion. Der 2014 gegründete Lehrstuhl für Nachhaltigkeit, Baukonstruktion und Entwerfen vermittelt Nachhaltigkeit als Kulturtechnik. Im Wintersemester, dem 1. Studiensemester des Jahrgangs, wurden in der Aufgabe »Die Materie der Stadt« bauanatomische Schnitte durch die Stadtbaugeschichte von Stuttgart vorgenommen. Im Vergleich von ca. 60 aufgenommenen und in Dreitafelprojektion dokumentierten Gebäuden vom Mittelalter bis zur Gegenwart wurde die Entwicklung der Bautechnologie erlebbar. Durch die Vergegenwärtigung von Bautradition und gesellschaftspolitischem Kontext wurde die gebaute Stadt sowohl als soziale als auch als materielle Ressource verstanden. Der mit den Studierendenarbeiten erstellte Katalog dient den Studierenden seither als selbst erstelltes Lehrbuch weit über das Grundstudium hinaus. In der Kenntnis historischer und aktueller Baustoffe und ihrer Fügungstechniken – der »Materie der Stadt« – wird deutlich, dass es einer grundlegend neuen Kulturtechnik bedarf, die sich der Begrenztheit der Ressourcen unseres Planeten auf aktuelle Weise stellt. Die Diskrepanz zwischen dem Wissen und der faktischen, aktuellen Stadtproduktion macht deutlich, dass es eines Traditionsbruchs bedarf, der die ritualisierten Handlungsweisen in eine Kultur der Nachhaltigkeit überführt. Um den Klimawandel zu verlangsamen müssen wir unsere Bautätigkeit zwingend umstellen. Holz ist hierfür das ideale Material und bietet als konstruktiver Baustoff die Chance eine ökologische und soziale Zeitenwende zu gestalten, wenn es parallel als Methode, begriffen wird, eine Architektursprache entwickelt, welche das Bauen als Ausdruck des Sozialen begreift. Unter Beachtung lokaler Ressourcen und Wertschöpfungsketten muss das Bauen das werden, was die Moderne einst versprach: Ein „echtes Lebensmittel“ zu sein, welches dazu dient unsere Welt ins Gleichgewicht zu bringen. Dies scheint heute wichtiger denn je - Bauen, Klima und Soziales sind nicht zu trennen. Prof. Jens Ludloff
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Zukunftsraum Multihalle Die Fakultät für Architektur und Stadtpla nung der Universität Stuttgart installierte im April 2014 den Lehrstuhl IBK3 Nachhaltigkeit, Bau konstruk tion und Entwerfen (heute IBK). Die ent wurfs basierten Forschungen und Interven tio nen im Stadtraum fördern eine architektoni sche Kultur der Nachhaltigkeit. Der Begriff des »nachhaltigen Handelns« hat längst die Deutung als vorausschauendes Agieren verloren und muss als Anleitung zur Bewältigung von Krisen verstanden werden. Unter Reflexion aktueller gesellschaftlicher Diskurse entwickeln wir am Lehrstuhl Prototypen nachhaltiger Handlungsdisziplinen, die als Modelle einer produzie ren den Praxis umsetzbar sind. Die Chancen eines solchen Ansatzes sollen hier am Beispiel der Mannheimer Multihalle aufgezeigt werden, der wir uns 2016 und 2017 in Seminaren aus verschiedenen Perspektiven genähert haben. Die Multihalle, von den Architekten Carlfried Mutschler, Joachim Langner und Frei Otto für die Bundesgartenschau 1975 erbaut, stammt aus der Zeit kurz vor der digitalen Revolution. Auch wenn sie also noch ein Werk des analogen Zeitalters darstellt, wagte man mit ihrer Entwicklung und Umsetzung einen ersten Schritt in die digitale Welt. Ihre Struktur offenbart, wie ein offener sozialer Raum, ein überdachter öffentlicher Platz, ohne begrenzende Platzwände hergestellt werden kann. Als doppelt gekrümmte Gitter schalenkonstruktion aus Holzleisten rea li siert, steht die Multihalle bis heute für eine forschende Baupraxis, die konstruktive Innova tion mit Kritik an gesellschaftlichen und sozialen Konventionen verbindet. Nicht nur das gebaute Resultat und die räumliche Figur sind beispielgebend, sondern auch der Prozess der Planung und Umsetzung, der erst das Gelingen dieser »realisierten Vision« ermöglichte. Das Visuelle dominiert heute unsere
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Das Treibhaus, das per U-Bahn kam

Das Treibhaus, das per U-Bahn kam von Jens,  Ludloff
Ein Selbstbauprojekt von 160 Studenten Im Modul »Bautechnische Grundlagen« der Fakultät für Architektur und Stadtplanung an der Universität Stuttgart erhalten die Studierenden in ihren ersten beiden Studiensemestern eine Einführung in die Welt der (Bau-) Konstruktion. Der 2014 gegründete Lehrstuhl für Nachhaltigkeit, Baukonstruktion und Entwerfen vermittelt Nachhaltigkeit als Kulturtechnik. Im Wintersemester, dem 1. Studiensemester des Jahrgangs, wurden in der Aufgabe »Die Materie der Stadt« bauanatomische Schnitte durch die Stadtbaugeschichte von Stuttgart vorgenommen. Im Vergleich von ca. 60 aufgenommenen und in Dreitafelprojektion dokumentierten Gebäuden vom Mittelalter bis zur Gegenwart wurde die Entwicklung der Bautechnologie erlebbar. Durch die Vergegenwärtigung von Bautradition und gesellschaftspolitischem Kontext wurde die gebaute Stadt sowohl als soziale als auch als materielle Ressource verstanden. Der mit den Studierendenarbeiten erstellte Katalog dient den Studierenden seither als selbst erstelltes Lehrbuch weit über das Grundstudium hinaus. In der Kenntnis historischer und aktueller Baustoffe und ihrer Fügungstechniken – der »Materie der Stadt« – wird deutlich, dass es einer grundlegend neuen Kulturtechnik bedarf, die sich der Begrenztheit der Ressourcen unseres Planeten auf aktuelle Weise stellt. Die Diskrepanz zwischen dem Wissen und der faktischen, aktuellen Stadtproduktion macht deutlich, dass es eines Traditionsbruchs bedarf, der die ritualisierten Handlungsweisen in eine Kultur der Nachhaltigkeit überführt. Um den Klimawandel zu verlangsamen müssen wir unsere Bautätigkeit zwingend umstellen. Holz ist hierfür das ideale Material und bietet als konstruktiver Baustoff die Chance eine ökologische und soziale Zeitenwende zu gestalten, wenn es parallel als Methode, begriffen wird, eine Architektursprache entwickelt, welche das Bauen als Ausdruck des Sozialen begreift. Unter Beachtung lokaler Ressourcen und Wertschöpfungsketten muss das Bauen das werden, was die Moderne einst versprach: Ein „echtes Lebensmittel“ zu sein, welches dazu dient unsere Welt ins Gleichgewicht zu bringen. Dies scheint heute wichtiger denn je - Bauen, Klima und Soziales sind nicht zu trennen. Prof. Jens Ludloff
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