In den religiösen Reden dieses Bandes wird ein Wandel im Christentumsverständnis Kierkegaards sichtbar. Der Gegensatz zwischen dem Christlichen und der Welt tritt immer schärfer hervor; hier wird er an dem christlichen Kerngedanken der
Liebe herausgearbeitet: Im natürlichen menschlichen Denken wird das Wesen der Liebe mißdeutet; was man da unter Liebe versteht, auch was die Dichter als das große Glück der Liebe feiern, ist im Kern vielmehr oft Selbstliebe. Der Gegensatz, in dem eine solche mißdeutete Selbstliebe zu der wahren christlichen Nächstenliebe steht, wird besonders deutlich, wenn diese sich über menschliches
Glücksverlangen unerbittlich hinwegsetzen muß; mit diesem Schmerz muß sie darauf hinwirken, den Menschen der Ewigkeit zuzuwenden; für gewöhnliches Empfinden ist sie dann "unkenntlich". Das wahre Wesen der Nächstenliebe wird anschaulich gemacht an einer Vielzahl verschiedenartiger menschlicher Verhältnisse und Beziehungen.
Aktualisiert: 2019-01-01
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Diese Schrift enthält eine besonders wichtige wissenschaftliche Einsicht Kierkegaards, eine Grundlage sehr einflußreicher Entwicklungen in der Psychologie und Psychiatrie: als erster europäischer Denker hat er die Erscheinungen und Probleme der Tiefenpsychologie deutlich erkannt und philosophisch zu erfassen gesucht. An seiner eigenen seelischen Krise, die im Zerbrechen seiner Verlobung gipfelte, hat er den inneren Widerspruch erlebt, in dem die Menschen gefangen sind. Er entsteht zwischen der naturhaften Triebgrundlage des Menschen und seiner höheren geistigen Bestimmung. In diesem Konflikt vermag der Mensch dem Anspruch des Geistigen nur unvollkommen zu genügen. Das wird reflektiert als Sünde; wird der Konflikt tiefer erlebt, so können die geistigen Möglichkeiten ins Dämonische pervertieren. In einem Leben am Rande des Absturzes in Sünde und Dämonisierung aber lauert die Angst; sie wird zu einer Macht, die in diesen Abgrund zieht. So muß sie in religiösem Ernst durchlebt und überwunden werden. Von hier aus werden die wichtigen theologischen Lehraussagen zu Sünde und Erbsünde neu durchdacht und scharf kritisiert. Die neuen Einsichten werden in eine ethisch-religiöse Gesamtanschauung vom Menschen eingeordnet. - Das gleichzeitig veröffentlichte Schriftchen "Vorworte" - eine geistreiche Satire auf den Literaturbetrieb - diente vor allem dazu, in unauffälliger Verpackung das ursprüngliche Vorwort des "Begriffs Angst"
mitzuteilen; es mußte ausgewechselt werden, als der "Begriff Angst" nachträglich unter ein Pseudonym gestellt wurde.
Aktualisiert: 2019-01-01
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In dieser Schrift versucht Kierkegaard, die neuen theologischen und philosophischen Denkansätze seiner bisherigen Schriften zusammenzufassen. Dabei steht im Mittelpunkt der Konflikt zwischen christlichem Glauben und wissenschaftlichen Denkmethoden, den der unter dem Pseudonym Climacus eingeführte "Verfasser" der "Philosophischen Brocken"
herauszuarbeiten sich bemüht hatte; der Begriff des "Paradoxes", unter den "Climacus" Kernaussagen des christlichen Glaubens gestellt hatte, wird hier besonders umfassend erörtert. Die Interpretation des Werkes wird dadurch sehr erschwert, daß dieser "Climacus", der den besprochenen Glaubensfragen als ungläubiger Verstand fremd, ohne die innere Ergriffenheit des Gläubigen gegenübersteht, auch in dieser Schrift als "Verfasser" auftritt. Immerhin zeigt er für diese Glaubensfragen trotz solcher Distanz ein leidenschaftliches Interesse, behandelt andererseits die Bemühungen hegelischer Philosophen, das Christentum ihrem "System" objektivierend einzuordnen, als Herren des Systems ihm darin seine Rolle zuzuweisen, mit deutlicher Ironie. So ist diese Schrift ein Hauptdokument der Auseinandersetzung Kierkegaards mit dem Hegelianismus wie mit der damaligen
Theologie. Besonders ausführlich sind in ihr die für ihn charakteristischen Leitgedanken entwickelt; außer dem "Paradox" sind vor allem zu nennen: das "Absurde", der "Einzelne", die "Subjektivität", die "Existenz" und der "existierende Denker", der "Augenblick", die "Gleichzeitigkeit", die "Unkenntlichkeit". Sehr wichtig ist die weitere, vertiefende Ausarbeitung des Systems der "Existenzsphären" religiöser Entwicklung: der ästhetischen, der ethischen, der ethisch-religiösen und der paradox-religiösen, und die Unterscheidung des endlichen und des ewigen Ethos. - Diese Schrift hat mit am stärksten auf die Existenzphilosophie gewirkt. Doch muß der Leser sich immer wieder der Frage stellen: Wo spricht hier der letztlich ungläubige Skeptiker Climacus, und was ist Kierkegaards eigene Überzeugung? Eine Hilfe findet er dabei im ersten Teil der "Erbaulichen Reden in verschiedenem Geist" (s. 18. Abt. der "Gesammelten Werke")
Aktualisiert: 2019-01-01
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Im Mittelpunkt dieser Schrift stehen Meditationen darüber, wie Abraham die von Jahwe geforderte und dann im letzten Augenblick verhinderte Opferung Isaaks durchlebte. Diese Geschichte wird als Beispiel dafür genommen, daß einem Menschen eine Handlung im Gewissen als von Gott geboten erscheinen kann, die nicht nur das schwerste Opfer des eigenen Glücks bedeutet, sondern darüber hinaus auch noch nach den unter Menschen allgemein geltenden sittlichen Maßstäben unverständlich und eine schwere Verfehlung ist. Das bedeutet, daß er sich denen, die ihm nahe stehen und das Opfer mit ihm erleiden, nicht verständlich machen kann oder darf, daß ihm Schweigen auferlegt ist, und dadurch wird die Last nochmals ungeheuer erschwert. Die hier sich bietenden Probleme werden dann an ähnlichen Beispielen weiter durchdacht. - Die Wahl dieses Fragenkreises wie dessen ungeheuer intensive Meditation werden besser verständlich, wenn man bedenkt, daß Kierkegaard dies Werk zusammen mit der gleichzeitig veröffentlichten "Wiederholung" (5./6. Abteilung der "Gesammelten Werke") als weiteren Versuch entworfen hatte, sich seiner ehemaligen Verlobten Regine nachträglich verständlich zu machen: die Verlobung mit ihr, die sein großes Glück war, hatte er aus Gewissensgründen zum Opfer bringen und diese Gründe noch dazu verhüllen müssen. Die Schrift ist wichtig, um nachzuempfinden, wie tief er die Verlobungskrise durchlitten hat, - die aufwühlende "Stimmung", mit der das Werk beginnt, gehört rein dichterisch zum eindrucksvollsten, das wir von ihm besitzen -. Sie zeigt aber auch eindringlich, wie er um die religiöse Verarbeitung dieser Krise ringt, besonders um eine weitere Vertiefung des Gottesverhältnisses. Das Verständnis der Schrift wird dadurch erschwert, daß sie aus der Sicht eines fingierten Verfassers, Johannes "vom Schweigen", geschrieben sein soll, der zu diesen religiösen Problemen als Skeptiker eine innere Distanz wahrt; noch schwerer fällt es ins Gewicht, daß Kierkegaard, während er sie ausarbeitete, die Nachricht von Regines anderweitiger Verlobung erhielt, die ihn in eine neue, schwere Seelenkrise stürzte. Um so wichtiger sind als Verständnishilfe und als Korrektur die gleichzeitig veröffentlichten "Drei erbaulichen Reden" (5./6. Abteilung der "Gesammelten Werke"); sie zeigen, wie er sich um die Überwindung dieser neuen Krise bemüht.
Aktualisiert: 2019-01-01
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In dieser Schrift versucht Kierkegaard, die neuen theologischen und philosophischen Denkansätze seiner bisherigen Schriften zusammenzufassen. Dabei steht im Mittelpunkt der Konflikt zwischen christlichem Glauben und wissenschaftlichen Denkmethoden, den der unter dem Pseudonym Climacus eingeführte "Verfasser" der "Philosophischen Brocken"
herauszuarbeiten sich bemüht hatte; der Begriff des "Paradoxes", unter den "Climacus" Kernaussagen des christlichen Glaubens gestellt hatte, wird hier besonders umfassend erörtert. Die Interpretation des Werkes wird dadurch sehr erschwert, daß dieser "Climacus", der den besprochenen Glaubensfragen als ungläubiger Verstand fremd, ohne die innere Ergriffenheit des Gläubigen gegenübersteht, auch in dieser Schrift als "Verfasser" auftritt. Immerhin zeigt er für diese Glaubensfragen trotz solcher Distanz ein leidenschaftliches Interesse, behandelt andererseits die Bemühungen hegelischer Philosophen, das Christentum ihrem "System" objektivierend einzuordnen, als Herren des Systems ihm darin seine Rolle zuzuweisen, mit deutlicher Ironie. So ist diese Schrift ein Hauptdokument der Auseinandersetzung Kierkegaards mit dem Hegelianismus wie mit der damaligen
Theologie. Besonders ausführlich sind in ihr die für ihn charakteristischen Leitgedanken entwickelt; außer dem "Paradox" sind vor allem zu nennen: das "Absurde", der "Einzelne", die "Subjektivität", die "Existenz" und der "existierende Denker", der "Augenblick", die "Gleichzeitigkeit", die "Unkenntlichkeit". Sehr wichtig ist die weitere, vertiefende Ausarbeitung des Systems der "Existenzsphären" religiöser Entwicklung: der ästhetischen, der ethischen, der ethisch-religiösen und der paradox-religiösen, und die Unterscheidung des endlichen und des ewigen Ethos. - Diese Schrift hat mit am stärksten auf die Existenzphilosophie gewirkt. Doch muß der Leser sich immer wieder der Frage stellen: Wo spricht hier der letztlich ungläubige Skeptiker Climacus, und was ist Kierkegaards eigene Überzeugung? Eine Hilfe findet er dabei im ersten Teil der "Erbaulichen Reden in verschiedenem Geist" (s. 18. Abt. der "Gesammelten Werke")
Aktualisiert: 2019-01-01
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Der vierte Band der Tagebücher Kierkegaards umfaßt die Zeit von September 1849 bis April 1851. Hier steht wiederum das Grübeln darüber im Vordergrund, ob und inwieweit er berechtigt ist, den sich verschärfenden Anstoß an der getarnten Weltlichkeit der "bestehenden Christenheit" - der ihn seit dem Corsarenstreit 1846 innerlich vor allem beschäftigt - durch öffentlich vorgetragene Kritik zum Ausdruck zu bringen. Dabei setzt er sich auch von seinen religiösen Maßstäben aus intensiver mit der politischen Entwicklung auseinander, mit eindrucksvollen kritischen Beobachtungen und Urteilen über die Massengesellschaft und ihre Tendenzen zur Nivellierung des geistigen Lebens. Wichtige Stationen seines "Reflexionskampfes" um diese Fragen sind sein Entschluß, die "Einübung im Christentum" zu veröffentlichen, im August 1850 und der entscheidende innere Bruch mit Bischof Mynster im März 1851, vor allem wegen dessen öffentlicher Empfehlung für Goldschmidt, den früheren Hauptverantwortlichen des Hetzblatts "Corsar"; durch diesen Bruch wurde in ihm eine wesentliche Hemmung dagegen abgebaut, seine scharfe Kritik an der in Dänemark gerade von Mynster eindrucksvoll repräsentierten Kirche öffentlich zur Wirkung zu bringen. - Zum Verständnis seines philosophisch-theologischen Denkens sind in diesem Band Erörterungen des "Paradox"-Begriffs wichtig,
besonders in einer Auseinandersetzung mit Magnus Eiriksson
Aktualisiert: 2019-01-01
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Mit "Entweder/Oder" beginnt die Reihe der religionsphilosophischen, dichterischen und erbaulichen Werke, mit denen Kierkegaard sich in der Geistesgeschichte einen hervorragenden Platz erworben hat. Er eröffnet sie hier mit einem Werk voller eigenartiger Kontraste. Der I. Teil bietet eine Sammlung hochorigineller literarischer Essays. In einer viel bewunderten Analyse von Mozarts "Don Giovanni" wird gezeigt, daß für die Darstellung "sinnlich-erotischer Genialität", als deren reinste Verkörperung Don Juan vorgestellt wird, ein musikalisches Kunstwerk die angemessene Gestalt ist - auch wenn Musik dabei zu einseitig gefaßt sein sollte, bleibt die Fülle feinsinniger Beobachtungen und Interpretationen und das dahinterstehende Konzept einer aesthetischen Theorie sehr eindrucksvoll -. Mit Antigone, Marie Beaumarchais, Donna Elvira und Fausts Gretchen wird das Leid von Frauen, deren Liebe mißhandelt wird, "stimmungsvoll" mit großer Einfühlungsgabe nachgezeichnet. Umgekehrt wird in einer geistreichen Besprechung von Scribes Lustspiel "Les premiers amours" die Überzeugung eines jungen Mädchens, daß "die erste Liebe die wahre Liebe" ist, erbarmungslos dem Spott preisgegeben. Als "Wechselwirtschaft" wird ein Lebensprinzip angepriesen, dessen höchstes Ziel die Vermeidung der Langeweile ist; das soll vor allem auch die ernsten menschlichen Bindungen treffen wie z.B. die Ehe. Schließlich wird in der Novelle "Das Tagebuch des Verführers" - literarisch meisterhaft - ein junger Mann vorgeführt, der mit feinster Einfühlungsgabe ein junges Mädchen für sich gewinnt und sie dann kaltherzig verläßt. So birgt diese Sammlung eine Fülle verschiedenartigster, oft gegensätzlicher Gedanken und Stimmungen, von zynischer Leichtfertigkeit und Spottlust bis zu niederdrückender Schwermut. Gemeinsam ist allen Stücken, daß Empfindungsleben und Selbstgenuß als die letztlich beherrschen-den Gesichtspunkte hervortreten. - Völlig anderen Charakter hat der II. Teil des Werks. Der Hauptinhalt sind zwei umfangreiche Abhandlungen, die sich als "Briefe" eines "Freundes", des "Gerichtsrats", an den - fingierten - Verfasser des I. Teils geben; sie unterwerfen dessen "aesthetische Lebensanschauung" einer kritischen Analyse und zeichnen das Gegenbild einer Lebensführung in ethisch-religiöser Verantwortung. Der Grundgedanke dieses Bildes ist eine Paradoxie: Der Mensch soll seine geistige Bestimmung verwirklichen durch entschlossene Wahl des Guten - dies ist das "Entweder-Oder", vor das der Mensch gestellt ist -; sie ist nur möglich, indem er zugleich im Bewußtsein seiner Sündigkeit und in Reue "sich selbst wählt". Und doch ist die richtige Wahl etwas, das ihm widerfährt: "da tut der Himmel sich gleichsam auf, und das Ich wählt sich selbst, oder richtiger, es empfängt sich selbst" (II.Teil S.188). Ein Schwerpunkt der breit ausgeführten ethisch-religiösen Lebensanschauung ist das Verständnis der Ehe; sie ist als Lebensgemeinschaft auf der Grundlage des Vertrauens die wahre Erfüllung des Eros. Im ganzen bildet dieser zweite Teil zum ersten einen besonders auffälligen Kontrast. Tanzt der erste oft voller Laune und Übermut daher und fesselt durch seinen Reichtum an überraschenden Ideen und Wendungen, so entwickelt der zweite Teil seine ohnehin ernsten, schwerblütigen Gedanken noch dazu mit einer gewissen Umständlichkeit und Pedanterie, die dem Leser den Zugang nicht erleichtert. - Warum hat Kierkegaard ein so ungleiches Paar zusammengespannt? Des Rätsels Lösung ist diese: Als er dies Werk schrieb, hatte er soeben seine Verlobung aufgelöst; weil er die religiösen Gründe dafür seiner Verlobten Regine nicht glaubte enthüllen zu dürfen, hatte er, um die Auflösung durchzusetzen, die Maske eines Hartherzigen, Leichtfertigen angenommen. Dies Werk ist nun geschrieben als Versuch, sich Regine nachträglich verständlich zu machen, sozusagen als Frage an sie: Bin ich der geistreiche Aesthet des I. Teils, der mit den Gefühlen eines ihn liebenden Mädchens spielt und sich dann der Verantwortung entzieht, oder gibt der II. Teil mit seinem Loblied auf die Ehe meine wahren Überzeugungen wieder? Diese Frage ist das "Entweder-Oder", vor das Regine gestellt werden sollte. Der Grund, durch den Kierkegaard sich zur Auflösung der Verlobung gezwungen fühlte, wird dabei nur knapp angedeutet: es gibt die "Ausnahme", die "das Allgemeine nicht verwirklichen kann" (II. Teil S.351-355). Die Ehe kann z. B. dem versagt sein, der die Last eines Geheimnisses trägt, das er auch einem Ehepartner nicht offenbaren dürfte; das klingt als eine Möglichkeit an im I. Teil (S.201f, ausgesprochen von Marie Beaumarchais). - Für die Wirkung des Gesamtwerks war es bedauerlich, daß der I. Teil wegen seiner literarischen Qualität einen sehr viel stärkeren Eindruck gemacht hat. Das Bild Kierkegaards und der Ziele seines Wirkens als Schriftsteller ist dadurch entstellt worden; aus seiner Sicht zeigt dieser Teil Beispiele menschlicher Fehlhaltung. Der II. Teil ist es, der die wahre Überzeugung Kierkegaards ausspricht. Er ist bedeutend, weil er die erste ausführliche Fassung wichtiger Aussagen seines ethisch-religiösen Denkens bietet, und diese Fassung ist, trotz den durch die Fiktion des "Gerichtsrats" bedingten Pedanterien, besonders eindrucksvoll, weil sie aus der Leidenschaft des die Verlobungskrise Durchleidenden und in ihr um Klarheit Ringenden geboren ist; die drei gleichzeitigen "Erbaulichen Reden" tragen zur Vertiefung des Verständnisses Wesentliches bei.
Aktualisiert: 2019-01-01
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Die bedrückenden Erlebnisse im "Corsarenstreit" 1846 (s. 32. Abteilung der "Gesammelten Werke") nötigten Kierkegaard, sein Verständnis der Aufgabe des Christen neu zu durchdenken. Zeugnisse dieses die nächsten Jahre füllenden "Reflexionskampfes" sind außer seinen Tagebüchern (s. 38. Abteilung der "Gesammelten Werke und Tagebücher", insbes. II. und III. Band) zunächst eine Reihe "erbaulicher Reden"; sie beginnt mit diesem Band. Gerdes schreibt dazu in der Einleitung: Kierkegaard erkennt, "daß Christentum sich nicht in verborgener, wahrer Innerlichkeit erschöpft, sondern als Nachfolge Jesu leidender Zusammenstoß mit dem geistfeindlichen und gottlosen Wesen des "Bestehenden" ist." - Die erste dieser Reden, über das Thema: "Die Reinheit des Herzens ist, Eines zu wollen", und "wer in Wahrheit nur Eines will, der kann nur das Gute wollen", wird von dem großen dänischen Kierkegaardforscher Eduard Geismar so gekennzeichnet: "Mir scheint es, daß nichts von dem, was er geschrieben hat, so unmittelbar aus seinem Gottesverhältnis entsprungen ist, wie diese Rede. Es ist eine Beichtrede; und ihre Absicht ist, den Menschen zur inneren Selbstvertiefung und Reue vor Gott zu helfen." Kierkegaard betont, daß es bei der Verantwortung vor Gott "kein Versteck in der Menge" gibt, daß ein Handeln in Übereinstimmung mit dem Urteil anderer keine Entschuldigung für ein Verfehlen des Guten ist: "Für sich selbst, also als Einzelner, soll jeder Mensch Gott Rechenschaft ablegen". Diese "lange Beichtrede" wird besonders empfohlen zur Ergänzung und Belebung des Bildes, das "Climacus" in der "Abschließenden unwissenschaftlichen Nachschrift" (16. Abteilung der "Gesammelten Werke") von der höchsten, der christlich-religiösen Existenzsphäre (der "Religiosität B") gegeben hat. - Zu demselben Zweck ist auch die letzte Redengruppe dieses Bandes, über "Das Evangelium der Leiden", hilfreich. "Das Leiden ist zugleich die von Gott gegebene Gabe des Wegs, der allein uns Vertiefung ins Gottesverhältnis, das Christus ähnlich Werden und ewiges Leben gewährt, und die von Gott gegebene Aufgabe des Wegs, an der wir ethisch-religiös das lernen, was wir von Christus als Glaubende lernen sollen: Selbstverleugnung, fröhliche Sanftmut, stillehaltenden Gehorsam, Anbetung, Gehen in dem von Gott Gewiesenen, Ewigkeitsrichtung und Freimut. Die vierte Rede, das Freudige darin, daß ein Mensch im Verhältnis zu Gott immer schuldig leidet, zeigt, daß das Leiden des Unschuldigen, ins Zentrum des Versöhnungsglaubens gestellt, der uns im Grundverhältnis als vor Gott schuldig und Sünder nimmt, zu einem Zeugnis der sich unser annehmenden göttlichen Liebe wird". (E. Hirsch in "Kierkegaard-Studien" 1930-33 Bd.2, Neuausgabe E. Hirsch, Gesammelte Werke Bd. 12, Waltrop 2004, S.865) Damit wird hier sogleich sehr eindrucksvoll erläutert, was Kierkegaard unter der nun mehr und mehr hervortretenden Forderung: "Christentum heißt dem Herrn Nachfolgen" versteht.
Aktualisiert: 2019-01-01
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Das Werk Kierkegaards weist eine ungeheuer große Spannweite auf: vom leichtfertigen Zynismus der "Wechselwirtschaft", des "Tagebuchs des Verführers" und der Reden auf dem Gastmahl der Pseudonyme in den "Stadien." und von der an Nihilismus grenzenden Skepsis der "Climacus"-Schriften bis zum tiefen
sittlichen und religiösen Ernst der "Erbaulichen Reden" und des Spätwerks, vom heitersten Übermut bis zu abgründiger Schwermut. Wie paßt das in einem Kopf und in einem Herzen zueinander? Davon hat Kierkegaard uns in den Aufzeichnungen
dieses Bandes selbst "Rechenschaft" gegeben und seine religiöse Lebensgeschichte mit unbedingter Redlichkeit dargestellt. So ist dies Selbstzeugnis besonders wichtig als Hilfe, um seine Gesamtpersönlichkeit mit ihren zum Teil befremdlichen Zügen zu verstehen und über sein Werk zu einem Urteil zu kommen.
Aktualisiert: 2019-01-01
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Der zweite Band der Tagebücher Kierkegaards umfaßt die Zeit von Dezember 1844 bis Mai 1848. In dieser Zeit verfaßte er zwei große Werke, mit denen sein Wirken als Dichter und als philosophischer Schriftsteller im eigentlichen Sinn seinen Abschluß findet: die "Stadien auf des Lebens Weg" und die "Abschließende
unwissenschaftliche Nachschrift zu den Philosophischen Brocken". Dann sehen wir in seinem Lebensgang einen weiteren tiefen Einschnitt: Empört über die Tyrannei, die ein gewissenloses Witzblatt, der "Corsar", in der dänischen Öffentlichkeit übte, provozierte er einen Angriff dieses Blatts auf sich selbst; er erzielte schließlich den Erfolg, daß das Hetzblatt seine Arbeit einstellen mußte, aber um den Preis, daß er selbst ein halbes Jahr lang schlimmste Anpöbelungen und Diffamierungen zu erdulden hatte, während die Masse der Gebildeten sich duckte, viele mit Schadenfreude (vgl. hierzu die 32. Abteilung der "Gesammelten Werke"). Diese deprimierenden Erlebnisse drängten ihm die Folgerung auf, daß das im ganzen Land "mit den Lippen bekannte" Christentum nur die Fassade eines weltlichen Egoismus sei und daß vom Christen die Nachfolge Christi im Konflikt mit dieser getarnten Weltlichkeit gefordert werde. Sein Ringen darum, seine
Aufgabe als christlicher Schriftsteller von dieser Einsicht her neu zu verstehen, spiegelt sich wie in der damals beginnenden Reihe umfangreicherer Bände "erbaulicher" und "christlicher Reden" so auch in diesen Tagebüchern.
Aktualisiert: 2019-01-01
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Mit "Entweder/Oder" beginnt die Reihe der religionsphilosophischen, dichterischen und erbaulichen Werke, mit denen Kierkegaard sich in der Geistesgeschichte einen hervorragenden Platz erworben hat. Er eröffnet sie hier mit einem Werk voller eigenartiger Kontraste. Der I. Teil bietet eine Sammlung hochorigineller literarischer Essays. In einer viel bewunderten Analyse von Mozarts "Don Giovanni" wird gezeigt, daß für die Darstellung "sinnlich-erotischer Genialität", als deren reinste Verkörperung Don Juan vorgestellt wird, ein musikalisches Kunstwerk die angemessene Gestalt ist - auch wenn Musik dabei zu einseitig gefaßt sein sollte, bleibt die Fülle feinsinniger Beobachtungen und Interpretationen und das dahinterstehende Konzept einer aesthetischen Theorie sehr eindrucksvoll -. Mit Antigone, Marie Beaumarchais, Donna Elvira und Fausts Gretchen wird das Leid von Frauen, deren Liebe mißhandelt wird, "stimmungsvoll" mit großer Einfühlungsgabe nachgezeichnet. Umgekehrt wird in einer geistreichen Besprechung von Scribes Lustspiel "Les premiers amours" die Überzeugung eines jungen Mädchens, daß "die erste Liebe die wahre Liebe" ist, erbarmungslos dem Spott preisgegeben. Als "Wechselwirtschaft" wird ein Lebensprinzip angepriesen, dessen höchstes Ziel die Vermeidung der Langeweile ist; das soll vor allem auch die ernsten menschlichen Bindungen treffen wie z.B. die Ehe. Schließlich wird in der Novelle "Das Tagebuch des Verführers" - literarisch meisterhaft - ein junger Mann vorgeführt, der mit feinster Einfühlungsgabe ein junges Mädchen für sich gewinnt und sie dann kaltherzig verläßt. So birgt diese Sammlung eine Fülle verschiedenartigster, oft gegensätzlicher Gedanken und Stimmungen, von zynischer Leichtfertigkeit und Spottlust bis zu niederdrückender Schwermut. Gemeinsam ist allen Stücken, daß Empfindungsleben und Selbstgenuß als die letztlich beherrschen-den Gesichtspunkte hervortreten. - Völlig anderen Charakter hat der II. Teil des Werks. Der Hauptinhalt sind zwei umfangreiche Abhandlungen, die sich als "Briefe" eines "Freundes", des "Gerichtsrats", an den - fingierten - Verfasser des I. Teils geben; sie unterwerfen dessen "aesthetische Lebensanschauung" einer kritischen Analyse und zeichnen das Gegenbild einer Lebensführung in ethisch-religiöser Verantwortung. Der Grundgedanke dieses Bildes ist eine Paradoxie: Der Mensch soll seine geistige Bestimmung verwirklichen durch entschlossene Wahl des Guten - dies ist das "Entweder-Oder", vor das der Mensch gestellt ist -; sie ist nur möglich, indem er zugleich im Bewußtsein seiner Sündigkeit und in Reue "sich selbst wählt". Und doch ist die richtige Wahl etwas, das ihm widerfährt: "da tut der Himmel sich gleichsam auf, und das Ich wählt sich selbst, oder richtiger, es empfängt sich selbst" (II.Teil S.188). Ein Schwerpunkt der breit ausgeführten ethisch-religiösen Lebensanschauung ist das Verständnis der Ehe; sie ist als Lebensgemeinschaft auf der Grundlage des Vertrauens die wahre Erfüllung des Eros. Im ganzen bildet dieser zweite Teil zum ersten einen besonders auffälligen Kontrast. Tanzt der erste oft voller Laune und Übermut daher und fesselt durch seinen Reichtum an überraschenden Ideen und Wendungen, so entwickelt der zweite Teil seine ohnehin ernsten, schwerblütigen Gedanken noch dazu mit einer gewissen Umständlichkeit und Pedanterie, die dem Leser den Zugang nicht erleichtert. - Warum hat Kierkegaard ein so ungleiches Paar zusammengespannt? Des Rätsels Lösung ist diese: Als er dies Werk schrieb, hatte er soeben seine Verlobung aufgelöst; weil er die religiösen Gründe dafür seiner Verlobten Regine nicht glaubte enthüllen zu dürfen, hatte er, um die Auflösung durchzusetzen, die Maske eines Hartherzigen, Leichtfertigen angenommen. Dies Werk ist nun geschrieben als Versuch, sich Regine nachträglich verständlich zu machen, sozusagen als Frage an sie: Bin ich der geistreiche Aesthet des I. Teils, der mit den Gefühlen eines ihn liebenden Mädchens spielt und sich dann der Verantwortung entzieht, oder gibt der II. Teil mit seinem Loblied auf die Ehe meine wahren Überzeugungen wieder? Diese Frage ist das "Entweder-Oder", vor das Regine gestellt werden sollte. Der Grund, durch den Kierkegaard sich zur Auflösung der Verlobung gezwungen fühlte, wird dabei nur knapp angedeutet: es gibt die "Ausnahme", die "das Allgemeine nicht verwirklichen kann" (II. Teil S.351-355). Die Ehe kann z. B. dem versagt sein, der die Last eines Geheimnisses trägt, das er auch einem Ehepartner nicht offenbaren dürfte; das klingt als eine Möglichkeit an im I. Teil (S.201f, ausgesprochen von Marie Beaumarchais). - Für die Wirkung des Gesamtwerks war es bedauerlich, daß der I. Teil wegen seiner literarischen Qualität einen sehr viel stärkeren Eindruck gemacht hat. Das Bild Kierkegaards und der Ziele seines Wirkens als Schriftsteller ist dadurch entstellt worden; aus seiner Sicht zeigt dieser Teil Beispiele menschlicher Fehlhaltung. Der II. Teil ist es, der die wahre Überzeugung Kierkegaards ausspricht. Er ist bedeutend, weil er die erste ausführliche Fassung wichtiger Aussagen seines ethisch-religiösen Denkens bietet, und diese Fassung ist, trotz den durch die Fiktion des "Gerichtsrats" bedingten Pedanterien, besonders eindrucksvoll, weil sie aus der Leidenschaft des die Verlobungskrise Durchleidenden und in ihr um Klarheit Ringenden geboren ist; die drei gleichzeitigen "Erbaulichen Reden" tragen zur Vertiefung des Verständnisses Wesentliches bei.
Aktualisiert: 2019-01-01
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"Ein christliches Erbauungsbuch zu schreiben, welches jedermann, auch dem schlichtesten Leser, verständlich ist," das war, wie E. Hirsch in der Einleitung ausführt, das Ziel Kierkegaards mit diesem Band "Christlicher Reden". "Nirgends sonst hat er mit solcher Nüchternheit und Klarheit die für ihn entscheidenden christlichen Grundbegriffe und Grundaussagen hingestellt." In der ersten Redengruppe über "Die Sorgen der Heiden" werden uns Menschen gezeigt, deren Denken in naiver Unmittelbarkeit von den alltäglichen Problemen des menschlichen Lebens so ausgefüllt ist, daß das Gottesverhältnis sich verdunkelt, - und in diesen Gott entfremdeten "Heiden" müssen wir Glieder der Christenheit uns selbst wiedererkennen. In der zweiten Gruppe, "Stimmungen im Streit mit Leiden", wird das Verhältnis von Leiden und Sünde durchdacht: Leiden, das ich in Glaubensgehorsam innerlich annehme, erweist sich als Heil; das einzige wahre Unheil ist die Sünde, weil sie uns eben gegen diesen Glauben verschließt. Die dritte Gruppe, "Gedanken, die hinterrücks verwunden - zur Erbauung", hat Kierkegaard erst ganz zuletzt dem Manuskript eingefügt, gegen starke innere Hemmungen; denn in diesen Reden ist die Härte dessen, was das echte Christentum fordert, und sein "Gerichtsernst" noch einmal sehr verschärft. Christus Nachfolgen hat für die Apostel bedeutet, daß sie die irdischen Güter freiwillig aufgaben und sich durch das Bekenntnis zu ihm harten Verfolgungen aussetzten. Was besagt unser heutiges Christentum, wenn wir es an diesem Maßstab messen? In der letzten Gruppe, den "Reden beim Altargange am Freitag", geht es vor allem um die Frage: Wird durch die von Gott uns gewährte Sündenvergebung, die "Versöhnung", nicht der Ernst der sittlichen Forderung aufgehoben? Die Reden zeigen dagegen, daß gerade die immer neue Vergebung unserer Sünden uns die sittliche Forderung nur um so schärfer einbrennt. Entstanden sind die Reden in dieser Reihenfolge: zuerst die letzte Gruppe, dann die zweite, dann die erste, zuletzt die dritte. "Langsam sieht man, wenn man die Entstehungsfolge der einzelnen Stücke beachtet, in Kierkegaard die polemische Stimmung wider die mit dem Christlichen Mißbrauch treibende Christenheit aufsteigen. Im vierten und zweiten Stück findet sie noch keinen Ausdruck. In ihnen ist die Darstellung des Christlichen noch ganz auf die "verborgene Innerlichkeit" gerichtet. Im ersten Stück wird dann schon auf den unechten Christen der Begriff des Heiden angewandt. Das dritte Stück ist die Ouvertüre zu Kierkegaards Angriff auf die Christenheit."
Aktualisiert: 2019-01-01
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In den Schriften dieses Bandes geht es um eine Frage, die Kierkegaard auch nach dem Zeugnis seiner Tagebücher in diesen Jahren immer auf's Neue durchgrübelt hat: um das Verhältnis von religiöser Forderung und Gnade, von Nachfolge Christi und Vergebungsglaube, von "Gesetz und Evangelium". Kierkegaard zeigt, daß er ein Gottesverhältnis nur im Glauben an die alles umfassende Gnade Gottes für möglich hält. Es ist jedoch sein Ziel, so von der Gnade und dem Glauben zu reden, daß der Stachel der "unendlichen Forderung" und unseres Versagens an ihr sich um so schärfer ins Herz des Lesers drückt; sehr eindrucksvoll ist es da z.B., wie er die Geschichte vom barmherzigen Samariter deutet: sieh den Priester, der den Mißhandelten in seinem Elend liegen läßt, und dann "sollst Du zu Dir selbst sagen: 'Das bin ich.'" Christus und seine Gnade werden hier verstanden und erlebt als eine ständige Unruhe, die zur Verinnerlichung treibt. - Die Schriften zeigen Kierkegaards religiöses Denken in einer Endphase, ehe er für mehr als 3 Jahre verstummte, um dann seinen Aufsehen erregenden Angriff auf Kirche und "Christenheit" der Gegenwart zu unternehmen (s. "Der Augenblick", 34. Abteilung
der Gesammelten Werke).
Aktualisiert: 2019-01-01
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Schon das erste Buch, das Kierkegaard veröffentlicht hat, ist etwas sehr Merkwürdiges: im Alter von nur 25 Jahren, als ein völlig Unbekannter, wagt er es, das neueste Werk eines angesehenen und beliebten Autors - Andersens "Nur ein Spielmann" - einer vernichtenden Kritik zu unterwerfen. Um das zu erklären, genügt nicht der Anstoß an der literarischen Minderwertigkeit des kritisierten Romans (s. den Bericht in Anm. 35); der Kern der Kritik ist "ein leidenschaftliches Nein zu der Grundaussage von Andersens Roman, daß ein Genie der Gunst des Schicksals und der Menschen bedürfe, um nicht unterzugehn. Kierkegaard, welcher. (im) Mai 1838 das Ja zum Glauben an Gottes Liebe nur als ein in seinem irdischen Lebensmut und seinen irdischen Hoffnungen völlig Zerbrochener gefunden hatte, weiß. aus persönlicher Erfahrung weit tiefer als Andersen,. daß ohne Angst und Leiden, ohne inwendiges Zermalmtwerden des Glücksverlangens kein Mensch seine höhere, seine wahre Bestimmung zu erfüllen vermag. Dennoch glaubt er, daß das Genie immer siegt, d.h. die ihm mitgegebene Aufgabe und Bestimmung im Ganzen des menschlichen Daseins gerade auch durch den Untergang seiner privaten Person hindurch erfüllt. Zugleich glaubt er, daß ein Genie, auch wenn es den tiefen christlichen Glauben an Gottes Liebe nicht findet, allen Widrigkeiten und Hemmungen jenen unzerbrechlichen Stolz und jenen freien starken Willen entgegensetzt, welche die Bedingungen für echtes großes Schaffen sind. In alledem muß ihn nun Andersens Roman aufs Tiefste verletzen und empören. Er findet hier eine menschenunwürdige weichliche Schlaffheit dem Schicksal gegenüber, einen Unglauben an einen geisthaften großen Sinn des menschlichen Lebens und eine sentimentale, zutiefst unchristliche, halb sinnliche Religiosität gepredigt. Indem er nun aber zeigt, daß die verkehrte Lebensanschauung Andersens seinen Roman zu einem allen strengeren ästhetischen Anforderungen widersprechenden kitschigen Gebilde macht, stellt sich für ihn eine Einheit zwischen dem Ethisch-Religiösen und dem Geisthaft-Ästhetischen her."(E. Hirsch in der Einleitung) - Unter den übrigen Dokumenten der frühen Entwicklung des Dichters und Religionsphilosophen ist das wichtigste die erste von ihm verfaßte Predigt. Sie "ist ein biographisches Dokument ersten Ranges. Sie ist während der Verlobungszeit. in eben dem Augenblick geschrieben worden, als ihm die unübersteigliche religiöse und seelische Kluft zu Regine klar wurde und ihm eben damit das irdische Lebensglück für immer zerbrach. diese Predigt (ist) das einzige Zeugnis, welches uns einen unmittelbaren ins Letzte gehenden Einblick in Kierkegaards Seele zu Beginn der Verlobungskrise gewährt. Der Übersetzer hat in Anm. 96, 103 und 111 Hinweise gegeben, welche dem Leser an besonders durchsichtigen Punkten die biographischen Hintergründe aufschließen können. Darüber hinaus ist die Predigt als einziges vorhandenes Gesamtbild der religiösen Überzeugungen des zum Christentum heimgekehrten jungen Kierkegaard für die Interpretation seiner gesamten späteren Schriftstellerei nicht zu entbehren." (E. Hirsch a.a.O.) Zusammen mit der Predigt ist das Protokoll der Seminarsitzung abgedruckt, in der sie besprochen wurde. Die abwertenden Urteile der Seminarteilnehmer zeigen ungeheuer eindrucksvoll die Kluft, die sich gleich zu Anfang zwischen dem um einen verinnerlichten Glauben ringenden Kierkegaard und der flachen Kirchlichkeit auftat, mit der er schließlich seinen letzten Streit ausgefochten hat. - Sehr bemerkenswert sind schließlich die Fragmente eines frühen literarischen Entwurfs von "Briefen eines jungen faustischen Zweiflers". Sie geben uns ein lebendiges Bild der Gedanken und des Seelenzustands des jungen Kierkegaard in der Zeit seiner radikalen Abwendung vom Christentum des Vaterhauses.
Aktualisiert: 2019-01-01
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Seit Juli 1843 war ein Pfarrer Adler hervorgetreten mit der Mitteilung, er habe eine Offenbarung Jesu Christi erlebt, und dieser habe ihm selbst eine neue Lehre über die Entstehung des Bösen diktiert; diese Lehre, die er in weiteren Veröffentlichungen noch ausbaute und die von kirchlich anerkannten Lehren deutlich abwich, wollte er als verbindlich zur Geltung bringen. Da Kierkegaard sich seit dem Corsarenstreit 1846 mit der Frage quälte, ob er berechtigt sei, seine radikale Kritik an der "bestehenden Christenheit" und Kirche öffentlich vorzutragen, mußte dieser Fall ihm - trotz der Fragwürdigkeit der Adlerschen "Offenbarung" - sehr wichtig werden: Wer hat die Vollmacht, gegen Lehre und Verhalten der Kirche, der gegenwärtigen Gemeinde Christi, mit eigenen Überzeugungen aufzutreten und ihr einen Abfall vom wahren Christentum vorzuwerfen, und worauf beruht eine solche Vollmacht? So hat er sich über mehr als zwei Jahre hin mehrmals, einmal drei volle Monate lang, intensiv um dies Problem bemüht und die so entstandene Schrift über und gegen Adler zweimal umgearbeitet. Er gewinnt durch diese Arbeit "die Einsicht, daß es nicht nur eine Verkehrung des Christentums gibt durch Einpassung in das Bestehende., sondern daß es auch einen Wahn menschlichen Hochmuts gibt, der sich vor Gott nicht beugen kann und das eigene Denken und Meinen, die eigene geniale Veranlagung, mit einer Berufung von Gott unentwirrbar verquickt. Dies letzte war das Warnungszeichen, das sich mit dem Durchdenken des Adlerschen Schicksals vor Kierkegaard selber drohend aufrichtete. D.h. Kierkegaard findet auf die. persönliche Frage, ob die Einsicht in den Fehler der Christenheit nicht die besondere Berufung durch Gott schon einschließt, die Antwort, daß er selber kein eindeutiges Kennzeichen der Berufung besitzt; und zugleich geht ihm die neue Einsicht auf, daß die Apostel eine unmittelbare, undialektische Gewißheit der göttlichen Berufung gehabt haben müssen, und daß es keine andere Gewißheit einer solchen Berufung gibt." "Der Begriff des Apostels ist in dem Buch über Adler nur der Hintergrund, der das Hervortreten des außerordentlichen Zeugen ermöglicht. Kierkegaards Auseinandersetzung mit Adler gebiert die Gestalt des apostolisch nicht gedeckten, dennoch alles wagenden Wahrheitszeugen. Was also im Buch über Adler wirklich geschieht, ist nicht die Erzeugung der apostolischen Autorität, sondern die Einschränkung aller religiösen Autorität auf die vertiefte gläubige Innerlichkeit. Der 'Außerordentliche' muß den Mut haben, ohne durch eine besondere göttliche Offenbarung gedeckt zu sein, dennoch sein Zeugnis zu wagen." (H. Gerdes in der Einleitung) Das Buch über Adler ist so ein besonders wichtiges Dokument für Kierkegaards Selbstverständnis in den letzten großen Schriften und bei dem Angriff auf die Kirche in seinem letzten Lebensjahr (s. 24., 26. und 34. Abteilung der "Gesammelten Werke") - Er selbst hat nach langem inneren Schwanken aus dieser Schrift nur einen kleinen Abschnitt veröffentlicht, "Über den Unterschied zwischen einem Genie und einem Apostel" (s. 23. Abteilung der "Gesammelten Werke"). Der Hauptteil der Schrift und die dazugehörigen Überlegungen wurden erst lange nach seinem Tod in seinem handschriftlichen Nachlaß "Papirer" veröffentlicht, und zwar nicht im von Kierkegaard schließlich konzipierten Zusammenhang, sondern in mehr als 50 Einzelstücken, die entsprechend dem zeitlichen Fortgang seiner Arbeit an dem Problem über mehrere Bände verteilt abgedruckt sind. Die letzte Fassung muß in sorgfältiger Untersuchung aus diesen Stücken zusammengestellt werden. Diese Arbeit hat Gerdes im vorliegenden Band geleistet; die Schrift liegt damit in ihrer letzten Fassung zum ersten Mal als zusammenhängendes Werk vor.
Aktualisiert: 2019-01-01
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Was fordert das Christentum von dem Gläubigen, der seinen Glauben ernst nimmt? Das faßt Kierkegaard in dieser Schrift zusammen unter dem Begriff der "Nachfolge Christi": Christus soll uns zum Vorbild werden; dann wird er uns an seinem Gottesverhältnis Anteil geben. Doch dürfen wir dafür nicht den in
göttlicher Herrlichkeit "triumphierenden" Christus suchen; sondern
diese Wirkung geht gerade aus von dem in die "Unkenntlichkeit" des Menschseins erniedrigten. Wenn er uns so, als "Gleichzeitiger", begegnet, werden wir ihn dann erkennen und seine Gabe annehmen, oder wird er uns zum Ärgernis werden, weil er unsern in die Weltlichkeit gebannten Maßstäben nicht entspricht? Mit immer neuen Bildern und Beispielen bemüht sich Kierkegaard, uns
die konkrete Situation Jesu wie der ihm Begegnenden lebendig werden zu lassen, und zeigt, wie wir uns da gegen Christus, der uns in Liebe sucht, und seine Gnade verschließen. Wer aber mit der "Nachfolge" ernst machen will, dem sagt er, daß er sich damit zu den Maßstäben dieser Welt in Widerspruch setzt und schweres
Leiden auf sich nimmt. - Kierkegaard sah diese Schrift zusammen mit der "Krankheit zum Tode" (24. Abteilung) als den Gipfelpunkt seiner schriftstellerischen Arbeit an, als "Schrift der Vollendung". In den Anmerkungen sind aus dem Manuskript einige besonders scharfe Stellen der ursprünglichen Fassung mitgeteilt, die seinen späteren offenen Angriff auf Kirche und Christenheit vorwegnehmen, zu dem er sich damals noch nicht als berechtigt
ansah. Im Anhang findet man eine charakteristische Aufzeichnung darüber, wie er sich damals seine Stellung zu der "Christus verleugnenden" Christenheit zurechtlegte.
Aktualisiert: 2019-01-01
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Neben seinen großen religionsphilosophischen und dichterischen Werken hat Kierkegaard eine große Zahl meist kleinerer Predigtbände veröffentlicht; weil er kein kirchliches Amt als Prediger hatte, nannte er sie meistens "Erbauliche Reden". Gerade die ersten dieser Bände sind als Zeugnisse seiner inneren Entwicklung besonders wertvoll, weil sie, unter seinem eigenen Namen veröffentlicht, seine letzten Überzeugungen offen aussprechen, während die gleichzeitigen Hauptwerke diese nur gebrochen durch die konstruierten religiösen Standpunkte der Pseudonyme wiedergeben, die jeweils als Verfasser der einzelnen Bände fingiert sind. Die erbaulichen Reden dieses Bandes zeigen, wie der schwere Schock, den die anderweitige Verlobung seiner ehemaligen Braut Regine für Kierkegaard bedeutete, in ihm ein Ringen um ein neues, tieferes Verständnis der Vaterliebe Gottes und der göttlichen Vorsehung auslöst; "er erarbeitet sich durch meditative Versenkung in Worte und Gestalten der Bibel die Grundbegriffe und Grundkategorien einer. ganz auf das Ewige gekehrten, die Welt unter sich lassenden ethisch-religiösen Lebenshaltung." (E. Hirsch in der Einleitung). Die letzten drei Reden des Bandes sind dazu bestimmt, Aussagen der "Philosophischen Brocken", z. B. über die "Wiedergeburt", religiös zu vertiefen und zu korrigieren.
Aktualisiert: 2019-01-01
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"Die Wiederholung" ist ein Hauptdokument der Verlobungskrise Kierkegaards. Regine, seine ehemalige Verlobte hatte ihm im Gottesdienst mehrmals freundlich zugenickt - erhoffte sie vielleicht eine Wiederherstellung der Beziehung? Daraufhin schreibt er die Geschichte eines jungen Dichters, der seine Verlobung mit einem schwärmerisch geliebten, von ihm poetisch verklärten Mädchen abbricht, weil es ihm "unmöglich ist, dies rein poetische Verhältnis in eine wirkliche Liebe zu überführen"; sein Versuch, die zerstörte Beziehung wiederherzustellen, die "Wiederholung", scheitert und führt zum Selbstmord des jungen Mannes. Die Erzählung war bedeutend als eindrucksvolles Beispiel romantischer Kunst der Seelenschilderung - besonders gerühmt werden die Briefe, in denen der Verzweifelte im biblischen "Buch Hiob" Trost sucht -; die Wirkung wird noch gesteigert durch den Kontrast zur kalten Ironie des "Erzählers" Constantin Constantius. Hinter der ganzen Darstellung aber steht das schwere Problem: Eine Verlobung und deren Zerbrechen sind tief-ernste ethisch-religiöse Entscheidungen; was bedeutet dann eine "Wiederholung"; unter welchen Voraussetzungen ist sie möglich? - So war diese Schrift, zusammen mit der Schrift "Furcht und Zittern" (4. Abteilung der "Gesammelten Werke"), eine erneute Frage Kierkegaards an Regine: Weißt Du, welche Abgründe religiösen Ringens hinter meinem Verhalten stehen? Weißt Du, ob ich eine "Wiederholung" vollbringen und was ein Scheitern für Folgen haben kann? Vor der Veröffentlichung erfuhr er nun, daß Regine sich inzwischen anderweitig verlobt hatte. Unter diesem Schock hat er die Erzählung auf's Schwerste beschädigt: Das Schlußstück, das den Selbstmord des Dichters enthielt, nebst einigen sich darauf beziehenden früheren Stücken, wurde herausgeschnitten und vernichtet; an deren Stelle trat ein jubelnder Brief des Dichters: "Sie ist verheiratet". "mein Schifflein ist flott", dazu in anderen Ersatzstücken krasse Bosheiten über das weibliche Geschlecht - so daß die so tiefsinnig und schwermütig angelegte Erzählung nun als Farce endet. Der Übersetzung wurden jedoch aus dem Nachlaß Kierkegaards alle wichtigen Belege beigefügt, die für die Rekonstruktion der ursprünglichen Fassung noch verfügbar sind. - Die in diesem Band mit abgedruckten "Drei erbaulichen Reden" hat Kierkegaard selbst als Hilfe zum religiösen Verständnis der beiden genannten Schriften gleichzeitig veröffentlicht. Die ersten beiden zeigen, wie E. Hirsch in der Einleitung schreibt, wie Kierkegaard sich "aus dem harten und bösen Urteil über Regine herausarbeitet". Die dritte "bietet. die Gedankenkeime, aus denen Kierkegaard dann Der Begriff Angst und Die Krankheit zum Tode erwachsen sind, und ist damit zugleich das erste Zeugnis von der eigentümlichen Art, in welcher Kierkegaard von nun an das Gottesverhältnis und das Weltverhältnis innerlich aufeinander bezogen hat."
Aktualisiert: 2019-01-01
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Die sich seit dem Jahre 1846 immer mehr verschärfende Kritik Kierkegaards an der Verwässerung und Verfälschung des Christentumsverständnisses in Kirche und "Christenheit" seiner Zeit - theologisch tief und umfassend begründet in den Schriften "Die Krankheit zum Tode" 1849, "Einübung im Christentum" 1850 und "Zur Selbstprüfung der Gegenwart anbefohlen" 1851 (24., 26. und 28. Abteilung der "Gesammelten Werke") - entlud sich nach langem inneren Ringen vom Dezember 1854 ab in einer Reihe von Zeitungsartikeln und seit Mai 1855 in der Flugschriftenreihe "Der Augenblick". Sie sind der Inhalt dieses Bandes. - Die Flugschriften enthalten "an religiös begründeter Polemik und Satire wider Christenheit und Kirche das Schärfste und Geistreichste, das im 19. Jahrhundert gesagt worden ist. Das Losungswort des Angriffs lautet: Das Christentum des Neuen Testaments ist nicht mehr da", mit der "Folgerung, daß Christenheit und Kirche eine arglistige und verlogene Art von Abschaffung des Christentums sind" (E. Hirsch, Geschichte der neuern evangelischen Theologie Bd. 5, Gütersloh 1954 S.443, letzte Neuausgabe E. Hirsch, Gesammelte Werke Bd.9, Waltrop 2000). Den letzten Anstoß zu diesem Angriff gab Professor Martensen mit seiner Gedächtnisrede auf den hochangesehenen Bischof Mynster, der die dänische Kirche viele Jahre eindrucksvoll repräsentiert, aber auch mit taktisch geschickten Kompromissen durch die Wirren der Zeit gesteuert hatte; Martensen feierte ihn nun als einen von den "echten Wahrheitszeugen" und legte damit eine Gleichstellung mit den Märtyrern des Christentums der ersten Jahrhunderte nahe, die ihr Zeugnis für die Wahrheit des Evangeliums mit ihrem Blut besiegelt hatten. Da fühlte Kierkegaard sich in seinem Gewissen zum Protest genötigt: "Eine Kirche, die sich in dieser Welt eingerichtet hat, deren Oberhaupt Ritter des Danebrog und eine politische Macht ist, kann sich auf den Jesus des neuen Testaments, der als das Zeichen des Ärgernisses den Gläubigen mit der Welt entzweit und ihn zum Einzelnen vor Gott macht, nicht berufen. Statt in der Gleichzeitigkeit mit dem Erniedrigten lebt diese Kirche in dem Sinnentrug, daß es für sie ein unmittelbares Verhältnis zum erhöhten Herrn gebe und daß sich dies auch in weltlichem Ansehen verwirkliche." (H. Gerdes in der Einleitung dieses Bandes) - Die von Kierkegaard in seinen Flugschriften und Artikeln formulierte Kritik ist in manchen Stücken treffend und notwendig, besonders, wenn sie scheinchristliche Selbstzufriedenheit und Selbstbeweihräucherung, die Hohlheit des dazu dienenden christlichen Jargons und den Mißbrauch christlicher Gedanken und kirchlicher Ämter für weltliche Zwecke, der leider immer wieder vorkommt, in geistreicher Polemik sehr eindrucksvoll an den Pranger stellt und als Verfälschung des Christentums kennzeichnet. Doch zeigt sich gleichzeitig, daß die geistigen Kämpfe dieser Jahre in seiner Darstellung des Christentums mehr und mehr zu einer Radikalisierung und Verdüsterung des Bildes geführt haben, die gleichfalls eine Verfälschung des Christentums bedeuten. Besonders auffällige Beispiele sind die Ablehnung der christlichen Ehe und der Kindertaufe; die Entstellung des christlichen Denkens ist hier um so krasser, weil er, der jede Kritik an dem uns überlieferten Bibeltext radikal ablehnt, sich hier zum Neuen Testament in Widerspruch setzt. Sehr schwerwiegend ist ebenso die Entstellung der Rechtfertigungslehre; die Art, wie er die "christliche Forderung" an unsere Lebensführung geltend macht, ist trotz gegenläufigen Lippenbekenntnissen oft ein Rückfall in gesetzliches Denken; bei richtigem Verständnis bedeutet die Rechtfertigung durch den Glauben eine Wandlung derart, daß das wahrhaft Gute uns innerlich ergreift, daß es uns nicht als Forderung gegenübertritt, sondern aus eigenem Antrieb gesucht und erstrebt wird. Schließlich formuliert er seine Kritik an der heutigen Kirche und Christenheit meist als Pauschalurteile über "die" Pfarrer und "die" heutigen Christen; dabei kann er gar nicht wissen, auf wie viele Pfarrer und Gemeindeglieder seine Vorwürfe tatsächlich zutreffen. So ist sein religiöser Kampf zwar in seinem Gedankenreichtum und seiner Leidenschaft ein hochbedeutender Anstoß zur tieferen Erfassung des Christentums und gegen dessen Verflachung und Verweltlichung, darf aber nicht als reine Verkündigung der christlichen Wahrheit angenommen werden.
Aktualisiert: 2019-01-01
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Die Tagebücher Kierkegaards sind eines der bemerkenswertesten Dokumente der Weltliteratur. Einer der geistvollsten und ideenreichsten, aber auch tiefsinnigsten Schriftsteller Europas, bedeutend als Dichter, als Philosoph und als religiöser Denker, hat in den 20 Jahren seines geistig aktiven Lebens - er wurde nur 42 Jahre alt - fast ständig, mit nur wenigen Unterbrechungen, das,
was ihn bewegte und beschäftigte, Tagebüchern anvertraut. Aus einer Sammlung geistreicher und tiefschürfender Einfälle und eindrucksvoll geschilderter Beobachtungen entwickeln sich diese durch zwei seelische Katastrophen zu einem "ständigen Kommentar" seines inneren Erlebens, und wir erhalten so von diesem so unglaublich produktiven und reflektierten Denker einen die Wendungen seines Denkens und Empfindens verarbeitenden Einblick in seine innere Geschichte; die äußeren Tatsachen des Lebens spiegeln sich darin allerdings fast immer in einer durch intensive Reflexion verwandelten Gestalt. - Hayo Gerdes gibt uns dieses Dokument in einer Auswahl, die - zusammen mit den schon den "Gesammelten Werken" beigegebenen Auszügen - alles erfaßt, was für das Verständnis von Leben und Werk Kierkegaards wichtig sein könnte oder aber in sich bedeutungsvoll ist; eine derart umfassende Auswahl gibt es bisher sonst in keiner der großen europäischen Sprachen. In der Einleitung zum ersten Band erhalten wir eine sehr wertvolle Einführung in die Eigenart dieser Tagebücher, mit wichtigen Beobachtungen darüber, wie darin die eigenen Erlebnisse Kierkegaards verarbeitet und verwandelt werden, und daraus sich ergebenden Hinweisen auf Gefahren der
Fehlinterpretation. Diese Einleitung sowie die den einzelnen Abschnitten beigegebenen Erläuterungen geben dem Leser alle die Hilfen, die zum Verständnis wie zur wissenschaftlich verantwortlichen Benutzung der Tagebücher erforderlich sind. - Der erste Band umfaßt mit den Jahren von 1835 bis 1844 die Zeit, in der Kierkegaard durch innere Katastrophen auf den Weg des eigenwilligen religiösen Denkers und Mahners geführt wurde, den er dann als seine Lebensaufgabe erkannte: zuerst die Zeit des jugendlichen Protestes gegen das strenge, bedrückende Christentum des Vaters, mit einer Protesthandlung im Jahre 1836, deren Schmerz er nie ganz verwunden hat, dann im Jahre 1838 das beseligende Erlebnis der Bekehrung und die Versöhnung mit dem Vater, schließlich 1840/41 die Verlobung mit Regine Olsen und deren Zerbrechen, ein aufwühlendes Geschehen, durch das der erste große Schub genialer dichterischer und religiöser Schriften ausgelöst wurde.
Aktualisiert: 2019-01-01
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