Vor 700 Jahren stiftete der Mainzer Erzbischof Peter von Aspelt in seinem Testament das erste Kartäuserkloster im deutschen Sprachraum. Tagsüber beteten, arbeiteten und studierten die Mönche auf dem Michaelsberg vor den Toren von Mainz in ihren nach außen abgeschotteten Zellenhäusern, um nur zu den nächtlichen Gebetsstunden und an Sonntagen als Gemeinschaft zusammenzukommen. Allein das Medium Buch war ihr ständiger Begleiter.
In der Abgeschiedenheit schrieben die zum Schweigen verpflichteten Mönche im Mittelalter hunderte von Texten ab und stellten sie in Büchern zusammen, in der Hoffnung, damit den Mitchristen den Weg zu Gott zu zeigen. Obwohl ein Orden von weltabgewandten Eremiten, war die Mainzer Kartause im letzten Jahrhundert ihres Bestehens vor allem wegen ihrer prachtvollen barocken Skulpturen, Schreinerarbeiten, Altäre und Gemälde berühmt und gehörte zu den Sehenswürdigkeiten des frühneuzeitlichen Mainz bis sie 1781 vom vorletzten Erzbischof aufgehoben und bis 1792 abgerissen wurde.
Der Sammelband zum Gründungsjubiläum vereint fast ein Dutzend grundlegender Beiträge zu Geschichte und Baugestalt der Kartause, zur barocken Ausstattung und dem prunkvollen Chorgestühl, zum Bibliothekswesen und den Handschriften des Klosters, aber auch zu dessen Niedergang und Nachleben. Er verhilft zu einer Wiederentdeckung von zahlreichen Schätzen des untergegangenen Klosters, die sich versteckt in Mainzer Bibliotheken und Museen, aber auch verstreut auf weit entfernte Kirchen erhalten haben.
Aktualisiert: 2022-08-04
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Mit den Suleika-Gedichten, die Goethe unter seinem Namen im West-östlichen Divan veröffentlichte, hat Marianne von Willemer (1784 bis 1860) Literaturgeschichte geschrieben. Aus ihrem Besitz stammt das hier in Faksimilequalität reproduzierte Stammbuch, das Unikate aus den Jahren 1810 bis 1855 enthält und das einen zauberhaften Einblick in die Bürgerkultur des 19. Jahrhunderts gewährt. Unter »Stammbuch« verstand man das, was man heute vielleicht als ein Gästebuch oder ein Poesiealbum bezeichnen würde. Das Exemplar der Marianne von Willemer ist überdies nicht gebunden, sondern hat die Gestalt einer Schatulle in Buchform, in die die 56 Erinnerungsstücke einzeln eingelegt sind. Es enthält Gedichte, Widmungsblätter und Bilder in verschiedenen Techniken – so auch entsprechend den heutigen Postkarten als Reiseandenken verkaufte Gouachen oder die aus einem Ahornblatt herausgeschabte Silhouette Napoleons zu Pferde. Jedes dieser Stücke wird farbig abgebildet, beschrieben und kommentiert; die Texte werden transkribiert. Die Geschichten, die sich an die einzelnen Stücke knüpfen, werden von Kurt Andreae, einem Nachfahren Johann Jakob von Willemers, mit viel Anteilnahme erzählt – so etwa jene zu einem Gedicht Herman Grimms, dem Marianne, das »Großmütterchen«, 1850 ihre Autorschaft der Divan-Gedichte unter der Maßgabe anvertraute, daß er ihr Geheimnis bis nach ihrem Tod bewahren würde.
Mit dieser Faksimileedition des Stammbuchs der Marianne von Willemer wird ein kulturhistorisches Dokument ersten Ranges zugänglich gemacht. Vor dem Betrachter und Leser entsteht ein Panorama des gesellschaftlichen Lebens und des Tourismus in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, aber auch das Porträt einer auch über ihre Begegnung mit Goethe hinaus faszinierenden Frau, der Suleika aus Goethes West-östlichem Divan, die bis ins hohe Alter am gesellschaftlichen Leben als Gastgeberin und Künstlerin teilnahm.
Aktualisiert: 2020-02-27
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Aktualisiert: 2021-02-17
Autor:
Herbert Berndl,
Rainald Franz,
Ursula Härting,
Elfriede Haslauer,
Ingird Haslinger,
Roswitha Juffinger,
Gerhard Kölsch,
Peter Lechenauer,
Johannes Ramharter,
Andrea A Schnitzler-Sekyra,
Wolfgang Speyer,
Friederike Ulrichs,
Johannes Wieninger
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Der Maler Johann Georg Trautmann (1713-1769) ist Kunstfreunden seit jeher durch eine knappe Charakterisierung in Goethes als Mitglied eines Frankfurter Künstlerkreises bekannt, der für ein bürgerliches Publikum tätig war. Trautmanns Oeuvre umfaßt biblische Szenen, Genredarstellungen, Charakterköpfe und Feuersbrünste. Zusammen mit seinen Zeichnungen und Radierungen wird das Werk in dieser Arbeit erstmals umfassend beschrieben und in einem ausführlichen Katalog dokumentiert. Die Untersuchung verdeutlicht die Bedingtheit seines Schaffens innerhalb der spezifischen Kulturgeschichte Frankfurts und stellt die Voraussetzungen sowie die Art und Weise der Rezeption seiner verschiedenen Vorbilder, hier insbesondere Rembrandts, dar. Überlegungen zur Präsenz Trautmanns in zeitgenössischen Sammlungen sowie in der Gemäldesammlung des Grafen Thoranc führen schließlich zu exemplarischen Betrachtungen über die Geschmacks- und Sammlungsgeschichte der deutschen Staffeleimalerei des 18. Jahrhunderts.
Aktualisiert: 2019-12-19
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