Kreft unternimmt in seinen Ausführungen in pointierter Form den Versuch, in der Tradition Hirschs, Ecos und Jannidis et al. der seit einigen Jahrzehnten literaturdidaktisch aus dem Blick geratenen Autorintention theoretisch nachzugehen und zu verdeutlichen, von welch grundlegender Bedeutung diese für Verstehens- und Bildungsprozesse ist. Die Praxisrelevanz dieser Positionierung steht außer Frage, denn Deutschlehrer(innen) sind der literaturdidaktischen Tabuisierung der Autorfrage nie wirklich gefolgt. Der Autor/die Autorin spielt in den unterrichtlichen Modellierungen in der Praxis oft immer noch eine zentrale Rolle. Allerdings geschieht dies hier nicht selten theoretisch verkürzt und damit unbefriedigend – ein Sachverhalt, der sich auch aus der Theorielücke erklären lässt, die die Literaturdidaktik hier gelassen hat. Das vorliegende Buch von Jürgen Kreft kann einen wesentlichen Beitrag leisten, diese Lücke zu schließen. Das Niveau des Textes ist ausgezeichnet, die Gedankenführung klar, die Lesbarkeit sehr gut. Das Buch wird seine Leser(innen) finden.
Aktualisiert: 2021-11-25
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Kreft unternimmt in seinen Ausführungen in pointierter Form den Versuch, in der Tradition Hirschs, Ecos und Jannidis et al. der seit einigen Jahrzehnten literaturdidaktisch aus dem Blick geratenen Autorintention theoretisch nachzugehen und zu verdeutlichen, von welch grundlegender Bedeutung diese für Verstehens- und Bildungsprozesse ist. Die Praxisrelevanz dieser Positionierung steht außer Frage, denn Deutschlehrer(innen) sind der literaturdidaktischen Tabuisierung der Autorfrage nie wirklich gefolgt. Der Autor/die Autorin spielt in den unterrichtlichen Modellierungen in der Praxis oft immer noch eine zentrale Rolle. Allerdings geschieht dies hier nicht selten theoretisch verkürzt und damit unbefriedigend – ein Sachverhalt, der sich auch aus der Theorielücke erklären lässt, die die Literaturdidaktik hier gelassen hat. Das vorliegende Buch von Jürgen Kreft kann einen wesentlichen Beitrag leisten, diese Lücke zu schließen. Das Niveau des Textes ist ausgezeichnet, die Gedankenführung klar, die Lesbarkeit sehr gut. Das Buch wird seine Leser(innen) finden.
Aktualisiert: 2021-11-15
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Die hier wieder veröffentlichten Aufsätze dokumentieren wesentliche Themen der Deutsch- und Literaturdidaktik, die in den letzten vier Jahrzehnten aktuell waren und es noch sind. Sie dokumentieren andererseits die Entwicklung einer Konzeption eines anderen Deutschunterrichts. Diese verwirft traditionelle Auffassungen des Deutschunterrichts als eines verkleinerten Abbilds von Fachwissenschaften und setzt ihnen ein Verständnis des Deutschunterrichts als eines praktisch-kommunikativen Unterrichts entgegen. Dieser bezieht sich vielfältig auf die sprachliche Lebenspraxis und die in ihr enthaltene und sie thematisierende Literatur. Im Gegensatz zu heute mit dem Zentralabitur wieder erneuerten Konzeptionen wird die Produktion literarischer Texte bis ins Abitur gefordert und begründet.
Aktualisiert: 2023-04-15
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Die Lektüre klassischer Texte wie Lessings Emilia Galotti und Nathan der Weise hat es in sich. Sie liegen uns zeitlich fern und sind uns dadurch auch in Weltbild und Mentalität ferngerückt. Der Schwierigkeiten, die sich daraus für die Leser ergeben, entledigen die sich zumeist, indem sie die Texte ans eigene Weltbild und an die eigene Mentalität assimilieren und sich damit den Herausforderungen der Texte entziehen. Was in der Auseinandersetzung mit den Klassikern gelernt werden könnte und sollte, findet auf diese Weise nicht statt, obwohl die Orte der Lektüre – zumeist die Schule und Hochschule – doch Lernorte sein sollen. Kritisch interpretierende Kommentare, die dicht am Text von Szene zu Szene fortgehen und zugleich zurück- und vorgreifend das Ganze im Blick haben und von ihm aus Szene und Zeile verstehen, können die Herausforderungen der Texte aktivieren und ihnen gerecht werden und zugleich den Lesern , die lernen wollen und sollen.
Seit langem hat man Lessings Dramen auf für die Praxis recht nützliche Weise kommentiert, aber bislang fehlten interpretierende Kommentare, die einerseits unterschiedliche und doch plausible ›Lesarten‹ vorschlagen und diskutieren; die andererseits die Forschung intensiv be-rücksichtigen und kritisch korrigieren, wo sich gravierende Missverständnisse der Texte etabliert haben. Wo diese Korrekturen im fortlaufenden Kommentar nicht genug Platz finden konnten, sind sie in den verschiedenen Anhängen ausführlich dargelegt und begründet worden.
Besonders hervorzuheben ist der methodische Ansatz der Kommentare: die intentionalistische Interpretation. Das heißt: die Bedeutung der Texte ist durch die Intention des Autors festgelegt. Der Text bedeutet das, was der Autor mit dem Geschriebenen meint, nicht, was der Leser an eigenen Meinungen, Vorurteilen und Missverständnissen in den Text projiziert. Nur die Methode der autor-intentionalistischen Interpretation ist geeignet, zu ermöglichen, dass der Leser am Text das Lesen lernt und damit auch wahrnimmt, was der Text an Einsichten in Welt und Leben bietet.
Aktualisiert: 2020-10-13
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«Im Auslegen seid frisch und munter! Legt ihr’s nicht aus, so legt was unter!» Taub gegen Goethes Ironie ersetzt man die zu jedem Text gehörige durch die eigene, einen neuen, vermeintlich Text kreierend. Der New Criticism hatte – im Kampf gegen den Psychologismus – die Autorintention nicht als sprachpragmatische Kategorie, also als das mit dem oder (Searle, Grice) begreifen können, hatte sie vielmehr als mißverstanden und als verworfen. Mit Syndromen von Halbwahrheiten als Begründung haben die folgenden Mainstream-Ansätze die Verkennung der pragmatischen Dimension der Literatur perpetuiert und vom gefaselt bis hin zu der alles verstehennegierenden These: «Sinnzuweisungen sind dezisionistische Akte der Rezipienten», wogegen hier die These der Autorintention als normative Instanz des Verstehens rational begründet wird.
Aktualisiert: 2023-04-12
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