Ernst sei das Leben, heiter die Politik. Oder ist es umgekehrt? So eine Frage wird unbeantwortbar, wenn es den Schriftsteller Ladislaus Pexl plötzlich durch die Jahrzehnte weht. Aufgrund undurchsichtiger Vorgänge schreibt er einmal noch auf seiner klapprigen Reiseschreibmaschine, die unvermittelt zu einem Laptop wird -, und Manuskripte lösen sich in Blogs auf. Auch manch anderes bleibt ihm rätselhaft und doch vertraut: Karrieresüchtige Ministerinnen etwa wirken zeit-, wenn auch nicht alterslos. Und der Roman, an dem er arbeitet, „weiß“ mehr über das Geschehen als der Verfasser selbst.
Christian Locker, Surrealist von Herzmanovsky-Orlandos Gnaden, überbietet sich mit diesem Parallelwelt-Roman – fast schien es unmöglich – noch einmal: Mit Spannung und sarkastischem Esprit führt er einen Narrenzug durch Ämter und Alltag, durch Mutmaßung und Trug. Und schnell wird das Buch seinem Titel gerecht …, denn es ist ein Streifzug durch Österreich, was immer das auch sein mag.
Aktualisiert: 2023-05-17
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Ernst sei das Leben, heiter die Politik. Oder ist es umgekehrt? So eine Frage wird unbeantwortbar, wenn es den Schriftsteller Ladislaus Pexl plötzlich durch die Jahrzehnte weht. Aufgrund undurchsichtiger Vorgänge schreibt er einmal noch auf seiner klapprigen Reiseschreibmaschine, die unvermittelt zu einem Laptop wird -, und Manuskripte lösen sich in Blogs auf. Auch manch anderes bleibt ihm rätselhaft und doch vertraut: Karrieresüchtige Ministerinnen etwa wirken zeit-, wenn auch nicht alterslos. Und der Roman, an dem er arbeitet, „weiß“ mehr über das Geschehen als der Verfasser selbst.
Christian Locker, Surrealist von Herzmanovsky-Orlandos Gnaden, überbietet sich mit diesem Parallelwelt-Roman – fast schien es unmöglich – noch einmal: Mit Spannung und sarkastischem Esprit führt er einen Narrenzug durch Ämter und Alltag, durch Mutmaßung und Trug. Und schnell wird das Buch seinem Titel gerecht …, denn es ist ein Streifzug durch Österreich, was immer das auch sein mag.
Aktualisiert: 2018-11-01
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Ein Mord erschüttert Wien: Der berühmte Philosoph Dr. Heinrich Zerner wird vor Dutzenden Zeugen von einer unbekannten Dame erschossen. Bald schon steht Major Machinger bei den Ermittlungen vor einem merkwürdigen Problem, denn das Opfer lebte offensichtlich in den Dreißiger-Jahren!? Droht nun der Einmarsch der Wehrmacht in Österreich? Noch immer? Schon wieder? Was passiert, wenn man seine Zeit verliert – im weitesten Sinn? Gibt es ein Zurück in die Gegenwart – und wenn ja, in welche?
Christian Locker, unangefochtener Meister der surrealen Literatur, besticht mit diesem spannenden Buch noch einmal – und ein letztes Mal - durch seinen subtilen Humor, die historisch-philosophischen Verschlingerungen und unerwarteten Wendungen.
„Der Journalist Martin Haidinger hat mit dem sterbenskranken Schriftsteller im April 2018 ein letztes Gespräch geführt. Christian Locker machte sich wieder Gedanken in der Art: Was wäre, wenn man den eigenen Großvater erschlägt? Kommt man dann überhaupt auf die Welt? Er glaube an die Zeitlosigkeit, verriet er.“
Peter Pisa
Aktualisiert: 2019-01-22
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Dass in Christian Lockers Geschichten die Realität als eine sehr relative erscheint, ist zumindest seit „Setzen! Nicht genügend!“ unübersehbar. In seinem neuen Roman dreht er der Logik und dem, was man landläufig Alltagserfahrung oder auch gesunden Menschenverstand nennt, wiederum eine lange Nase, eine besonders lange diesmal …
Paralleluniversen kennt die (ganz) moderne Physik durchaus, allerdings ändert sind der Charakter dieses Wortes, wenn er Fleisch bekommt, wenn ihn Menschen bevölkern: da steigen Personen aus Bildern, da steht eine längst verstorbene Mutter im Zimmer, aktuelle Morde geschehen mit einem Parierdolch, und am Wienerberg wird wieder gehängt, gehenkt, die DDR besteht weiter. Und die Schleuse zwischen den Welten scheint ein banales Büro, ein banales Ölbild in einem banalen Büro zu sein.
Ein Narrenzug skurriler Gestalten bevölkert ein ebenso skurriles Wien, dass eben gerade Fasching gefeiert wird und Verkleidungen zur allgemeinen Verwirrung beitragen, aber auch befremdliches Eigenleben gewinnen können, fügt allen Versuchen der Erleuchtung, der Ausleuchtung ein weiteres Irrlicht hinzu – Schatten wachsen überall.
Die Schriftstellerin Marianne Gruber sah sich durch Christian Lockers Prosa einmal auf Louis Aragon und Jorge Luis Borges verwiesen - große Namen, große Vorwürfe gewiss. Doch umgekehrt gesehen: Mehr hineingezogen zu werden in eine Geschichte, mehr einem Erzählsog ausgesetzt sein durch eine Geschichte als es bei „Den Galgenvogel abgeschossen“ sicher viele Leserinnen und Leser erleben und erfahren werden, ist nicht leicht möglich. Also warum nicht Aragon und Borges …
Aktualisiert: 2018-02-27
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Seltsames ereignet sich in dem abgeschabten Wiener Kaffeehaus, in dem sich einige Männer regelmäßig zu einem selektiven Klassentreffen versammeln: sehr unterschiedliche Charaktere und Lebensläufe seit je. Doch wenn da plötzlich einer sitzt, der vor Jahrzehnten ermordet wurde – und seinen Ovid zurücklässt, so wie vor Jahrzehnten schon. und verständnislos ein Handy anstaunt …, ist dann die Zeit in eine Schleife gekippt?
In einen irren Reigen treten die Figuren ein, alte Erinnerungen, alte Liebschaften und Verfehlungen mischen sich mit dem Heute, unentwirrbar, verwinkelt und verwickelt, und die Hauptfigur weiß nicht mehr im Geringsten, wie ihr geschieht. Was soll ein nicht mehr ganz junger Mann auch sagen, wenn er nur mit Milch ernährt wird, Windeln trägt, sich an Dinge erinnert, die erst kommen müssen, kommen können? An Brüsten nuckelt, aber anders als er es eigentlich tun möchte? Der Leser und die Leserin wissen dies sehr wohl – nicht dass sie durchschauen könnten, was da abgeht, nein, das gewiss nicht. Und sie werden aus dem Staunen nicht rauskommen, wenn sie dem Autor durch dieses Panoptikum folgen, das er entfaltet, sich auf seinen hinterfotzigen Humor, auch seine schalkhafte Phantasie einlassen, einfach mit ihm mitgehen beim Narrenzug durch das nächtliche (oder tägliche?) Wien –. Subtile Unterhaltung auf höchstem Niveau!
Aktualisiert: 2023-03-14
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Der Geschichtswissenschaftler und Schriftsteller Mergenthal erzählt die ganze Nacht seinem versoffenen jüngeren Freund Dordinger eine merkwürdige Geschichte von einem Wesenszwilling, der vor exakt 300 Jahren gelebt hat und unter dem Fallbeil sein Leben lassen musste. Dordinger vermutet, dass sein Freund an einer Psychose leidet und überlegt schon ein.e ihm bekannte Psychiaterin um Rat zu fragen.
Doch plötzlich befindet sich Dordinger in Mergenthals Wohnung vor einer Guillotine und wird von diesem aufgefordert als sein Henker ans Werk zu gehen…
Weshalb glaubt Meinhard Dordinger ein Mörder zu sein und wieso schickt das Schicksal diesen versoffenen Zeitgenossen ins idyllische Graubach?
Hat die psychiatrische Patientin Gisela-Amalie Gräfin Hohenschwengen doch Recht und Zeitreisen sind durchaus möglich und welches furchtbare Geheimnis tragen die Gebrüder Wasser mit sich herum?
Was sieht die blinde Oppositionspolitikerin Manuela Pressburger wirklich und sind Politiker alles andere, als für was man sie eigentlich hält?
Sind alle Menschen nur Getriebene, die dem Unabwendbaren nicht entrinnen können?
Dieser skurrile, österreichische Roman führt den Leser in eine Welt, die nur auf den ersten Blick abstrus und unwahrscheinlich wirkt. Möglicherweise ist alles, was dort geschieht, gar nicht so weit weg!
„Einfach jeder“ behandelt die Themen Sterbehilfe, Schuld und Verantwortlichkeit und setzt sich mit der Thematik Schicksal oder Verschwörungstheorien auseinander. Die eigentliche Crux aber ist die unabdingliche Anklage gegen die Todesstrafe.
Aktualisiert: 2018-07-12
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Zwischen Rax und Schneeberg liegt das idyllische „Graubach im Bergl“ – so nahe der Bundeshauptstadt und doch eine völlig andere Welt.
Wenn nun ein Hofrat aus Wien mit dem Selbstverständnis des hohen Beamten anreist, um eine heikle Aktion des Bundes-heeres – von größter Bedeutung für das Überleben Österreichs, ja der gesamten Europäischen Union – vor dem Scheitern zu bewahren, ist der Zusammenprall geografisch so naher und dennoch grund-verschiedener Kulturen unvermeidbar. Einheimische Wirtshausseligkeit gegen amtsgegebenes Überlegenheitsgefühl – eine fesselnde Partie führt zu einer rasanten Abfolge ebenso tragischer wie komischer Gefechte!
Während führungslose Einheiten des Bundesheeres zu alkoholischer Verbrüderung mit dem einfachen Volke schreiten, vermeintliche Schatzsucher den armen Klämmer Sigi nicht bloß in ein geheimnis-umwobenes Höhlensystem, sondern in eine vergangene, ebenso verdrängte wie präsente Welt entführen, die einsame Manu einen schneidigen Offizier konfisziert und der Letztholzer Alois nie erhoffte Karriere macht, kämpft der Hofrat verzweifelt gegen das scheinbar unabwendbare vollständige Desaster!
Nach „Einfach Jeder“ und „Wann endet die Gemütlichkeit?“ bleibt Christian Locker auch in seinem dritten Roman keine menschliche Schwäche fremd. Tabulos und dennoch liebevoll werden die Eigenheiten verschiedenster Typen bloß-gestellt, mag es sich um „kleine Leute“ oder „hohe Tiere“ handeln.
Locker fesselt den Leser mit spannender Handlung, bringt ihn wechselnd zum Lachen und zum Weinen, um ihn dann doch mit leisem Schmunzeln zu entlassen.
Ein Lesegenuss erster Güte!
(Christian Weimann)
Aktualisiert: 2013-11-11
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Anarchie und Restauration, Terrorismus von Kaisers Gnaden, Telepathie und Sanctissimus, Folterpolizei und Mord für medizinische Zwecke, also Genie und Wahnsinn und viele weitere Tabubrüche finden sich in Christian Lockers zweitem Roman „Wann endet die Gemütlichkeit?“ Alles Einfälle, so spritzig wie ein Veltliner, der auch eine gewisse Rolle spielt…
Wie in seinem Debüt „Einfach jeder“ erweist sich Locker auch hier als Meister des Skurrilen. Gar schräge Vögel bevölkern dieses Nachtstück um eine Geheimgesellschaft, die einen legitimen Spross der 1740 im Mannesstamm ausgestorbenen Habsburger im Wien der Gegenwart reinthronisieren will, sich zuvor jedoch der österreichischen Regierung entledigen muss. Dass der Auserwählte sich nach einem Schlag auf den Kopf wieder für ein Schulkind hält, kompliziert die Dinge, wie man sich vorstellen kann.
Unüberlesbar ist dabei der Genuss, mit dem sich der Autor der politischen Unkorrektheit hingibt, mit dem er im Dreck der österreichischen Seele wühlt.
Unverhohlene Sympathie entwickelt er für die am tiefsten Gesunkenen in dieser so gar nicht offenen Gesellschaft. Da ist z.B. der Alkoholiker, dem, versehentlich für einen Terroristen gehalten, alle Zähne ausgeschlagen werden, der vor einem implodierenden Fernsehgerät in Brand gerät, sich aber nach einem weiteren Rausch an nichts mehr erinnern kann. In Erinnerung bleiben wird der Geistliche, der keine Kardinalschnitte mag und dafür von Gott verlassen wird, ohne Gottes Stimme zu erkennen.
Aktualisiert: 2015-09-04
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