Professor James Petras erfreut sich in der lateinamerikanischen Linken großer Wertschätzung. Auf dem Weltsozialforum von Porto Alegre in Brasilien rief er zur Bildung einer weltweiten antiimperialistischen Bewegung auf. Der US-Soziologe und Berater der Landlosenbewegung MST in Brasilien argumentiert gegen die unter anderem von Antonio Negri verfochtene These von der zunehmenden Ohnmacht der Nationalstaaten gegenüber den Konzernen und bekräftigt die zentrale Rolle des Staates. Die Welt hat sich von einem bipolaren Zustand weg zu einem entwickelt in der viele Bürger durch große Widersprüche und Veränderungen in ihren Staaten betroffen sind. Dies sind reale Veränderungen, die in Verbindungen mit den materiellen Bedingungen stehen, in denen die verschiedenen internationalen Akteure agieren, wobei deren gegensätzliche und erheblich ungleiche Kräfteverhältnisse eine entscheidende Rolle spielen. Petras und seine Kollegen liefern eine umfassende Analyse der neuen Entwicklungen.
Im aktuellen Szenario sind die USA unzweifelhaft der Hauptdarsteller. Aber es wird deutlich, dass sie wirtschaftlich im Vergleich zu ihren Konkurrenten, insbesondere der EU, an Boden verlieren. Ein neuer europäischer Pol als große Weltmacht entsteht, vergleichbar mit den USA, wenn auch mit vielen Schwierigkeiten und Widersprüchen. Europa ist nicht der einzige potenzielle Kandidat, der ein Mitspieler im globalen Wettbewerb werden könnte. Auch China hat alle subjektiven und objektiven Voraussetzungen, um diese Rolle zu spielen. Russland hat, auch wenn es weder wirtschaftlich noch militärisch ein gleichwertiger Gegner der USA ist, ein nukleares Arsenal, das es von der UdSSR geerbt hat. Deshalb bleibt es weiterhin ein wichtiger Faktor in den internationalen Beziehungen. Russland kann dank seinem großen Reservoir an natürlichen Ressourcen seine Rolle beibehalten. Das Buch zeigt uns die zukünftigen Optionen der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Kräfteverteilung auf unserem Globus.
James Petras ist Professor Emeritus der Soziologie an der Binghamton University in New York. Als linker" Intellektueller unterstützt er praktisch und theoretisch seit Jahrzehnten Befreiungsbewegungen in der ,Dritten Welt". Er nimmt auch in Palästina eine deutliche Position ein:
,Betrachten Sie Dschenin und Warschau. In beiden Fallen schaute die Welt dem Gemetzel zu. Wie immer entsetzt, aber kraftlos, etwas zu tun. Heute kann im Gegensatz zu Warschau niemand mehr behaupten, er habe nichts gesehen." Die USA schränken James Petras in seiner Reisefreiheit ein. Sie untersagten ihm unter Androhung des Entzuges seines Reisepasses die Teilnahme an der Buchmesse in Havanna in Kuba 2005.
Aktualisiert: 2022-03-25
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Die FARC-EP im heutigen Kolumbien
Seit dem Abbruch der Friedensgespräche in Caguán 2002 hat die FARC-EP praktisch alleine die massivste Militäroffensive erlitten, die jemals in Lateinamerika stattfand, wobei der soziale und bewaffnete Konflikt in Kolumbien eines der schwärzesten Kapitel seiner Geschichte erlebte, charakterisiert vom schmutzigen Krieg der Armee und der paramilitärischen Verbände gegen jede Form der Opposition zur Regierung, und der Staatsterrorismus hat die zivile Bevölkerung schwer getroffen, besonders auf dem Land. Trotz der systematischen und brutalen Verletzung der Menschenrechte, welche die Bevölkerung erdulden musste, die als Ursuppe für die Entstehung der Guerilla, als ihre Unterstützungsbasis und als ihre Lebensader betrachtet wird, hat die FARC sich im Zusammenstoß mit dem ungezügelten Militarismus und dem Wüten der fürchterlichen paramilitärischen Gewalttätigkeiten gut gehalten. Trotz einiger Schläge, wie des Verlustes einiger historischer aufständischer Kommandanten, die im Gefecht fielen, erfährt die Guerilla ab 2008 ständigen Zulauf und auch der Regierung nahestehende Kreise geben zu, dass eine militärische Niederlage der FARC nicht mehr denkbar ist. Die Aktionen der ältesten und mächtigsten Guerilla in Lateinamerika sind von 1964 bis heute nach ihrer Anzahl und Wirkung die meisten und stärksten in ihrer Geschichte.
Aktualisiert: 2022-03-25
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Vorwort des Herausgebers
Die Völker der Welt sind sich inzwischen bewusst, wie grausam und pervers kreativ der US-Imperialismus ist. Er umgibt sich mit dem Mäntelchen der Demokratie. Tatsächlich schändet er nicht nur die Demokratie, sondern auch alle Prinzipien der Menschlichkeit und des friedlichen Zusam-menlebens der Völker. In seiner hundertjährigen Geschichte hat er jeden Streit zwischen Sippen, Ethnien, Völkern, Religionen und politischen Systemen zu seinen Gunsten instru-mentalisiert. Dank der Tüchtigkeit seiner Diplomaten und der Spendierfreudigkeit für seine „Freunde", konnte der US-Machtapparat bis heute das „große Wunder" schaffen:
1. nahöstliche Statthalter und europäische „Sozialisten",
2. Mörder der Mafia und christliche Puritaner,
3. ehemalige Faschisten und ehemalige Kommunisten,
4. anti-deutsche Intellektuelle, Feinde des alten, aber nicht des neuen Faschismus und alle, die den Medien bedingungslos Glauben schenken um den Finger zu wickeln.
Wieso passt nun gerade Israel nicht in dieses Schema? Petras erklärt in überzeugender Weise warum.
Wir freuen uns, nach der Veröffentlichung des Buches „Weltherrschaft durch Imperialismus“, in dem Petras sich mit den imperialen Zielen und Methoden der USA auseinander setzt, nun ein weiteres Buch von ihm vorlegen zu können.
Petras ist einer der wenigen „Überlebenden" der Studen-tenbewegung der sechziger Jahre, der seinen Überzeugungen treu blieb und auch im fortgeschrittenen Alter sich weiterhin praktisch politisch engagiert. Er selbst bezeichnet sich immer noch als „Antiimperialist" und revolutionärer Akti-vist. Das vorliegende Buch belegt diese Einstellung sehr deutlich.
Der Autor setzt sich mit dem Einfluss des Zionismus in den USA auseinander. Er spricht von der „Macht“ der Zionisten in den Vereinigten Staaten.
Für Petras spielt Israel in diesem Konzert eine besondere Geige. Er stellt die These auf, dass der Staat Israel, unabhängig von der jeweiligen dortigen Regierung, zusammen mit der „pro-israelischen Lobby“ in den USA sowohl die Medien und damit die öffentliche Meinung, als auch die poli-tischen Zentren der Macht, also die Legislative (Kongress) und Exekutive (Regierung) in seinem Interesse manipuliert und lenkt. Das geschieht parteiübergreifend. Sein Befund ist, dass die USA im Ergebnis deshalb im Nahen Osten gegen ih-re eigenen imperialen Interessen handeln.
Als Soziologe spricht er von einem einzigartigen Verhältnis zwischen den Vereinigten Staaten und Israel. Er analysiert den „Tribut“, den die USA Israel entrichten. Seine Aussagen sind gewagt und können unglaublich erscheinen. Möge der Leser entscheiden. Wir meinen, dass sie es wert sind, offen und ohne Vorbehalt diskutiert zu werden. Petras weist mehrfach darauf hin, dass eine kritische Einstellung gegen-über Israel sehr schnell mit dem Attribut des „Antisemitis-mus“ belegt wird. Durch die emotionale Besetzung dieses Begriffes erscheint in der Folge eine sachliche Auseinandersetzung unmöglich. Der Vorwurf des „Antisemitismus“ wird immer gerade von denen als Keule benutzt, die selbst die Semiten foltern und mit modernsten Waffen massakrieren.
Sozusagen als externer Beobachter stellt Petras fest, dass das US-Imperium eine durch Israel gesteuerte Außenpolitik betreibt, die sogar den eigenen Interessen schadet.
Petras vertritt vehement die These, dass die Verquickung der US-Regierung mit den Interessen Israels und der pro -israelischen Lobby zum Beispiel nicht im Sinne der US-amerikanischen Ölindustrie sei. Er versucht das mit Quellen zu belegen. Die Thematik ist ein wertvoller Denkanstoß und regt zu weiteren Forschungen an. Petras führt uns zu einer vollkommen anderen Sichtweise und schärft das Augenmerk für eine neue Perspektive.
Der Autor schreibt engagiert und man merkt ihm an, dass er das mit Wut im Bauch tut. Er spricht vom Völkermord, von ethnischen Säuberungen in Gaza und der Westbank.
Das Gespensterhaus der Folter, der gezielten Tötungen und des „kolonialistischen“ Terrors durch Israel wird beschrieben. Es kommt Gänsehaut auf, wenn man diesen Teil des Buches liest. Er spricht von terroristischen Experten für das Verhör der Gefangenen und zeichnet ein „Genre der Terrorkunde". Die Erfahrungen des israelischen Geheimdienstes Mossad werden durch gelehrige Schüler in Abu Ghraib und Guantánamo verwertet.
Eine weitere These Petras spricht von der „Endlösung" Israels. Er schärft den Blick für das strategische israelische Ziel: die Inbesitznahme des Restes Palästinas, indem es von Palästinensern entvölkert wird. Er bezeichnet das als „ethnische“ Säuberung. Der Begriff „Endlösung" wird bewusst provokativ von Petras gebraucht.
Er vertritt die These, dass die Politik der US-Regierung nicht nur im Gegensatz zu den Interessen des amerikanischen Volkes steht, sondern sogar den imperialistischen Zielen der herrschenden Klasse widerspricht. Es ist Israel, das diesen Krieg provoziert. Er meint, dass die Argumente hin-sichtlich einer atomaren Bedrohung durch den Iran, die von der israelischen Regierung vorgebracht und ihren Gefolgsleuten in den USA aufgegriffen werden, jeder tatsächlichen Grundlage entbehren und auf der ganzen Welt Ablehnung und Kopfschütteln hervorrufen, sowohl bei einigen europäischen Regierungen, internationalen Behörden, als auch bei den meisten leitenden Militärs und der Öffentlichkeit in den USA, bei der Ölindustrie und sogar bei Teilen der Bushregierung.
Nicht zuletzt setzt sich Petras polemisch mit US-amerikanischen Intellektuellen wie Noam Chomsky auseinander, denen er vehement vorwirft, dass sie weder den Mut, noch die analytische Fähigkeit besitzen, die wirkliche Rolle Israels und seiner pro-israelischen Lobby in den USA aufzuarbeiten. Er unterstellt ihnen, dass sie vor der Keule des „Antisemitismus“ zurückweichen und sich schweigend dem Mainstream unterordnen.
Der Verlag
Aktualisiert: 2022-12-23
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