»Die Verurteilung des Sokrates ist eben nur eine der zahllosen Äußerungen jener hemmenden, niederzwingenden, vernichtenden Gewalt, mit der die niedere Schicht menschlichen Seelenlebens überall der vollen Entfaltung des inneren, geistigen Gehaltes der Kultur, der Vernunft und Sittlichkeit entgegenwirkt. Die Tragödie, die sich hier abspielt, wiederholt sich durch die ganze Geschichte der Menschheit hindurch bis auf den heutigen Tag ...« [Pöhlmann]
Aktualisiert: 2021-02-02
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Als Virtuose der psychologischen Interpretation des geschichtlichen Lebens, als Meister der Motivenforschung gehört Tacitus von vornherein in die Reihe der kausal erklärenden Historiker. Und er hat ja auch selbst in seinem ersten großen Geschichtswerk eine umfassende Erklärung der Erscheinungen unter dem Gesichtspunkt der Kausalität in Aussicht gestellt durchaus im Sinne des Polybios. Wie dieser, so verlangt auch Tacitus, daß die Historie vor allem Klarheit darüber schaffe, was er echt polybianisch die ratio rerum und ihre Verursachung nennt. Freilich sieht auch er sich alsbald zu dem schmerzlichen Bekenntnis gedrängt, daß jenem Gebiete des Rationalen in der Geschichte und damit dem eigentlich wissenschaftlichen Begreifen enge Grenzen gesteckt sind, daß ihm ein weites Reich des für uns Irrationalen gegenübersteht. [Pöhlmann]
Aktualisiert: 2021-02-02
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Die Kritik hat in Bezug auf die erste unter dem Titel »Geschichte des antiken Kommunismus und Sozialismus« erschienene Auflage dieses Werkes mit Recht bemerkt, daß sich dem Verfasser die Geschichte des Sozialismus mit einer gewissen inneren Notwendigkeit zu einer Geschichte der sozialen Frage geweitet hat. Daher wurde für die neue Auflage eine Bezeichnung gewählt, die dem tatsächlichen Inhalt mehr entspricht. Auch der Aufbau des Ganzen ist ein anderer geworden und zugleich als wesentliche Ergänzung ein neues Kapitel über den Sozialismus im antiken Christentum hinzugetreten. So möge denn das Buch auch in der neuen Gestalt an seinem Teile bezeugen, was für die Gegenwart gerade die Antike zu bedeuten hat: eine Entwicklungsphase der Kulturmenschheit, für die recht eigentlich das Wort Dahlmanns von den »bevorzugten« Epochen der Geschichte gilt, die für alle künftigen Geschlechter eine Fülle von Mahnung, Warnung und Lehre enthalten. Hier liegt der Prozeß abgeschlossen vor uns, der in dem antiken »Staat des gleichen Stimmrechts« nicht nur zur Überwindung eines staatswidrigen Aristokratismus und Plutokratismus, sondern sehr oft auch zur systematischen Ausbeutung, politischen Mundtotmachung und bis zur Expropriation der Besitzenden fortschreitenden Vergewaltigung der Minderheit durch die Massenmehrheit geführt hat. Ein typischer Entwicklungsprozeß, der die ideologischen Täuschungen der Gegenwart über die »politische Kultur« des »durchgeführten Demokratismus« und über die innere Wandlungsfähigkeit des sozialdemokratischen Radikalismus und einer frivolen und skrupellosen Demagogie in ihrer Nichtigkeit klar erkennen läßt. Hier könnten unsere politischen Doktrinäre mit Händen greifen, zu welchen Konsequenzen ochlokratische Verwilderung und eine »den Wünschen der Massen entsprechende« Politik notwendig führen muß, was auf der politischen Bühne das entfesselte »Ungetüm« das nun auch wieder im 20. Jahrhundert »mit der großen Schwere des gleichförmigen Massenkörpers herangekrochen kommt an die Tore der Zukunft«, für Staat und Gesellschaft, für Eigentum, Freiheit und Persönlichkeit zu bedeuten hat
Aktualisiert: 2021-02-02
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Die Kritik hat in Bezug auf die erste unter dem Titel »Geschichte des antiken Kommunismus und Sozialismus« erschienene Auflage dieses Werkes mit Recht bemerkt, daß sich dem Verfasser die Geschichte des Sozialismus mit einer gewissen inneren Notwendigkeit zu einer Geschichte der sozialen Frage geweitet hat. Daher wurde für die neue Auflage eine Bezeichnung gewählt, die dem tatsächlichen Inhalt mehr entspricht. Auch der Aufbau des Ganzen ist ein anderer geworden und zugleich als wesentliche Ergänzung ein neues Kapitel über den Sozialismus im antiken Christentum hinzugetreten. So möge denn das Buch auch in der neuen Gestalt an seinem Teile bezeugen, was für die Gegenwart gerade die Antike zu bedeuten hat: eine Entwicklungsphase der Kulturmenschheit, für die recht eigentlich das Wort Dahlmanns von den »bevorzugten« Epochen der Geschichte gilt, die für alle künftigen Geschlechter eine Fülle von Mahnung, Warnung und Lehre enthalten. Hier liegt der Prozeß abgeschlossen vor uns, der in dem antiken »Staat des gleichen Stimmrechts« nicht nur zur Überwindung eines staatswidrigen Aristokratismus und Plutokratismus, sondern sehr oft auch zur systematischen Ausbeutung, politischen Mundtotmachung und bis zur Expropriation der Besitzenden fortschreitenden Vergewaltigung der Minderheit durch die Massenmehrheit geführt hat. Ein typischer Entwicklungsprozeß, der die ideologischen Täuschungen der Gegenwart über die »politische Kultur« des »durchgeführten Demokratismus« und über die innere Wandlungsfähigkeit des sozialdemokratischen Radikalismus und einer frivolen und skrupellosen Demagogie in ihrer Nichtigkeit klar erkennen läßt. Hier könnten unsere politischen Doktrinäre mit Händen greifen, zu welchen Konsequenzen ochlokratische Verwilderung und eine »den Wünschen der Massen entsprechende« Politik notwendig führen muß, was auf der politischen Bühne das entfesselte »Ungetüm« das nun auch wieder im 20. Jahrhundert »mit der großen Schwere des gleichförmigen Massenkörpers herangekrochen kommt an die Tore der Zukunft«, für Staat und Gesellschaft, für Eigentum, Freiheit und Persönlichkeit zu bedeuten hat.
Aktualisiert: 2021-02-02
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