"Story to go" – Böblinger Migranten erzählen ihre Geschichte
„Story to go“ mit Böblinger Migranten schließt sich an eine Reihe von Projekten des Vereins für Jugendhilfe e.V. (VfJ) an, die der Verein im Bereich Integration erfolgreich durchgeführt hat und durchführt:
– Migranteneltern im Landkreis Böblingen bilden aus
– Story-Telling erfolgreicher Migranten
– ABC junger Migranten
– Bildungsbeauftragte im Landkreis Böblingen
– „Jugend stärken“ im Quartier für jugendliche Neuzuwanderer
Diese Angebote sind Empowermentprojekte, die auf den Stärken der neudeutschen Zuwanderer aufbauen.
Bei „Story to go“ wurde ein Perspektivenwechsel vorgenommen. Nicht mehr die Migranten mit ihren Problemen stehen im Vordergrund, sondern diejenigen, die trotz aller Schwierigkeiten, die sie in der Aufnahmegesellschaft vorfanden, erfolgreich ihren Weg gegangen und in der Gesellschaft angekommen sind.
Sie sind so gut angekommen, dass sie ihre Geschichten in vielfältiger Art und Weise als Vorbilder und Gesprächspartner in Schulklassen, Migrantenvereinen und sozialen Organisationen erzählen können.
Mit dem Buchprojekt wollen wir die vielfältigen Potenziale und Vorbilder der Böblinger Bevölkerung sichtbar und öffentlich machen. Es gibt so viele Einwanderer in den unterschiedlichsten Berufen und Generationen, die besonderes Ansehen und Vertrauen genießen: Lehrer und Erzieher, Ärzte oder Sozialarbeiter. Oft haben die unterschiedlichen Zuwanderer bei „Null“ angefangen – jetzt sind sie Einser-Abiturienten, erfolgreiche Unternehmer, Schriftsteller, Berater oder Geschäftsleute.
„Story to go“ zeigt Menschen, die es geschafft haben, weil sie kämpfen mussten. Böblinger Erfolgsgeschichten, die Vorbilder sind und über Böblingen hinaus Schule machen sollten. Für die meisten ist ihre ausländische Herkunft offenkundig nicht Stolperstein, sondern Extra-Motivation.
Der Verein für Jugendhilfe e.V.
Der Verein für Jugendhilfe ist Träger von zwanzig ambulanten, teilstationären und stationären Einrichtungen der Jugendhilfe im Landkreis Böblingen und besteht seit 1973. Er ist Mitglied im Diakonischen Werk Württemberg.
Der Schwerpunkt der Kinder- und Jugendhilfe liegt im Landkreis Böblingen vor allem im Bereich der kommunalen Jugendarbeit: Offene, mobile, Jugend- und Schul-Sozialarbeit, ein Kinder- und Jugendbüro und ambulante und stationäre Jugendhilfeangebote: Familienhilfe, Kinder- und Jugendhilfezentren, Mädchenwohngruppen und betreutes Jugendwohnen.
Alle Einrichtungen arbeiten mit Schulen und anderen Netzwerkpartnern zusammen. Der VfJ ist im Projektmanagement professionell aufgestellt und führt Projekte auf EU-, Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene in Böblingen und im Landkreis durch. So auch die unterschiedlichen Integrationsprojekte wie jetzt „Story to go“.
Im Bereich der Jugend- und Familienhilfe, der Jugendsozialarbeit und der kommunalen Jugendarbeit bestehen beim VfJ bereits interkulturelle, multilinguale Arbeitsteams (mit Türkisch, Italienisch, Russisch, Serbisch und Kroatisch), die viele inklusive Kompetenzen mit Vorbildfunktion für Migrantenfamilien, Kinder und Jugendliche bündeln. Und das ist auch notwendig: Zwei Drittel all der Kinder, Jugendlichen und Familien, die wir unterstützen, beraten und erziehen sind Neudeutsche mit unterschiedlichen Zuwanderungsbiografien.
Im letzten Jahr hat der Verein für Jugendhilfe seine Angebote in diesem Bereich noch für die besonders schutzbedürftigen jungen Flüchtlinge aus Kriegs- und Krisengebieten erweitert. In diesem Rahmen gibt es betreutes Einzelwohnen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge und eine Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Ausländer (UmA) in Böblingen.
Im unserem Leitbild „Gemeinsam junge Menschen stärken“ wird unser Selbstverständnis beschrieben: Allen Menschen mit Respekt und Wertschätzung zu begegnen und als Grundlage der Hilfe die Würde und Einzigartigkeit jedes Menschen zu achten. Die Stärke des Vereins besteht in dem Zusammenwirken verschiedener Hilfesysteme. Dabei wird die individuelle Lebenslage berücksichtigt, mit dem Ziel, ein eigenverantwortliches, selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.
Migranten als Vorbilder
Am 25.08.2015 sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel: „Wir brauchen Migranten als Vorbilder in allen Berufssparten.“ Wir finden: Am nötigsten brauchen wir sie für die Kinder und Jugendlichen, also im Bereich Erziehung und Schule. In Böblingen leben besonders viele erfolgreiche Migranten mit hohem Einkommen und guten Schulabschlüssen. Was sind ihre Erfolgsrezepte? Was raten sie Einwandererkindern?
Am besten sieht man das an den Mottos, die unsere „Story to go“-Erzähler, gleichfalls erfolgreiche Migranten, haben:
– „Wie will man erfolgreich sein, wenn man keinen Mut hat?“
– „Wir tragen eine neue Welt in unseren Herzen“
– „Nicht andere zufrieden stellen, sondern sich selbst“
– „Kantig und hartnäckig“
– „Ich kann mehr und lass mich nicht hängen“
– „Niemals aufgeben“
– „Mach das Beste aus deinem Leben
im Rahmen deiner Möglichkeiten“
In den unterschiedlichen Mottos kommen wichtige Schlüssel zur Integration zum Ausdruck.
Deshalb arbeiten wir intensiv daran, auch jungen Migrantinnen und Migranten gute Bildungs- und Berufschancen zu eröffnen. Leider gibt es zu wenige Vorbilder, die Eltern und Kindern zeigen, dass es und wie es geht. Hier spielen unsere „Story to go“-Erzähler eine wichtige Rolle: Sie gehen in Schulen, aber auch in Moscheen, Stadtteilzentren und Jugendtreffs und erzählen Eltern und Kindern, wie Bildung funktioniert – und welche Erfolge sie hatten.
Die Methode Des Storytelling
Das Storytelling ist eine Methode, die Erfahrungen, Erfolge und Motivationen von heute erfolgreich Berufstätigen sammelt und anderen zugänglich macht, indem diese Berufstätigen ihre Erlebnisse anderen erzählen. Schüler und Jugendliche mit/ohne Migrationshintergrund brauchen diese Storyteller als ausbildungs- und berufsbiografische Vorbilder, denn sie können ihnen Orientierung und Motivation vermitteln und sie „heiß“ auf ihren Aufstieg machen.
Wir haben die Einzelgeschichten der Storyteller in Buchform zur Wir-Geschichte gebündelt und damit letztlich eine gemeinsame, gelingende Erfolgsstory für und mit den jungen Migranten erzählt.
Das Entscheidende beim Storytelling ist, dass der Entstehungsprozess einer Erfahrungsgeschichte „bottom-up“ erfolgt, das heißt, jeder Beteiligte findet sich später in der großen Story wieder.
Die fünf Stufen des „Story to go“:
1. Planen:
Auswahl der Kernereignisse in der Biografie der Beteiligten
2. Interviewen:
Was ist genau passiert?
3. Wichtiges sammeln:
Die wichtigsten Aussagen werden zu einer Reihe zentraler
Themen in Form von Kurzgeschichten zusammengefasst.
4. Verschriftlichen:
Das Schreiben einer emotionsbetonten, aber wirkungsvollen
Geschichte mit persönlichem Motto.
5. Veröffentlichung und Verbreitung:
Veröffentlichung der Erfolgsgeschichten in Buchform.
Erfolgreiche Migranten als Teil der Willkommenskultur
Seit dem letzten Jahr ist Deutschland Weltmeister der Willkommenskultur, wie uns die bewegenden Bilder gezeigt haben. Viele Flüchtlinge sind Einwanderungswillige, die wahrscheinlich nie mehr in ihr Heimat- bzw. Bürgerkriegsland oder in die großen Flüchtlingscamps an der Schwelle Europas zurückkehren. Hier beginnen die Mühen der Einwanderungsgesellschaft. Es ist eine Sache, Flüchtlinge mit Wasserflaschen, Kleidungsstücken und Süßigkeiten willkommen zu heißen und sie dann in ihre Flüchtlingsunterkünfte zu entlassen. Die andere ist der oft steinige Weg, vom Flüchtling zum Zuwanderer, Neudeutschen und Bürger dieses Staates. Dies dauert oft Jahre und ist ein mühsames Lernen und Aushandeln mit unseren Wertvorstellungen, dem Verhältnis von Frau und Mann und der Integration in schulische und berufliche Ausbildung und Job. Genau da sollten wir auf die Multiplikatoren und Vorbilder aus den unterschiedlichsten Migrantenmilieus als Motoren und Mittler der Mehrheits- und Minderheitsgesellschaft setzen. „Story to go“ zeigt solche Menschen.
Wir danken den „Story to go“-Erzählern, dem Kreisjugendring Böblingen e.V., der Integrationsbeauftragten der Stadt Böblingen und dem Programm Partnerschaft für Demokratie Böblingen, die uns dieses Projekt ermöglicht haben.
Maria Stahl, Vorstandsvorsitzende, Verein für Jugendhilfe e.V. Wolfgang Carl, Projektmanager, Verein für Jugendhilfe e.V.
Aktualisiert: 2023-03-20
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Deutsch lernen? Mein Kopf ist voll!
Persönlich, spannend, berührend. Auf diese Einblicke hat man in Deutschland zu Zeiten der Sarrazinaden gewartet: Junge türkeistämmige Frauen berichten, wieso sie nach Jahren hier nur bruchstückhaft Deutsch sprechen. Sie erzählen von Ängsten und zerschlagenen Träumen, von kranken Kindern, finanziellen Nöten und ihrer manchmal erzwungenen Unterordnung unter die Familie. „Mein Kopf ist voll!“ Diese Aussage gilt es ernst zu nehmen. Davon sind die Herausgeberinnen überzeugt.
Aber sie finden sich damit nicht ab! Anschaulich erläutern sie, mit welch interessanten Ansätzen in der Elternsozialarbeit sie die Frauen erreichen. Wie aus Frauen, die sich schämen für ihr schlechtes Deutsch, Menschen werden, die beginnen sich etwas zuzutrauen. In denen die Sehnsucht geweckt wird, sich in ihrer neuen Heimat einzubringen, darauf, auch in der Sprache anzukommen. Und wie es gelingt, dass die Frauen Schritt für Schritt mutiger, offener und selbstbewusster werden.
Ein erhellendes Buch, nach dessen Lektüre man unsere gemeinsame Lebenswelt mit anderen Augen sieht.
Versprochen!
Aktualisiert: 2021-05-06
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Es ist die Zeit des ausgehenden Hochmittelalters. Der erhabene Kaiser Friedrich II., der Enkel Friedrichs des I., der von den Italienern den Beinamen Barbarossa erhalten hatte, war im Dezember des Jahres 1250 gestorben. Mit Friedrich II. war damals im Heiligen Römischen Reich wieder etwas Ruhe und Stabilität eingekehrt. Diese Ära ging nun mit dem Tod des „Kindes aus Apulien“, wie er einst genannt wurde, zu Ende.
Mit dem Ende der Staufer war die letzte große Dynastie für lange Zeit an der Macht des Reiches gewesen. Der Papst hatte schon einige Zeit zuvor den Machtkampf mit dem Stauferhaus aufgenommen. Er wollte die Staufer in „Frucht und Samen“ auslöschen. Das Interregnum, die Zeit, zwischen dem Tod Kaiser Friedrichs II. aus dem Geschlecht der Staufer und der Thronbesteigung Rudolf I. von Habsburg 1273, brachte Unruhe und Instabilität für alle.
So versuchte jeder der Fürsten und Herzöge, aber auch Grafen und niederen Adeligen, seinen Machtbereich auszuweiten und den Einfluss zu erhöhen. Das Reisen im Reich wurde wieder zu einer abenteuerlichen und gefährlichen Angelegenheit. So suchten die Händler und Reisenden um Schutz bei ihnen wohlgesinnten Herrschern nach. Sie taten sich zu größeren Gruppen zusammen und ließen sich von gewappneten und bewaffneten Dienstleuten und Begleitpersonen, sogenannten Reisigen, Geleitschutz geben, was sie nicht unbedingt immer vor Überfällen schützte.
Doch nicht alle der Adelshäuser suchten nach dieser Art von Aufgabe. Mit der Machtausweitung der einzelnen Grafen und Freiadligen stieg auch vielerorts das Raubrittertum. So geschah es nicht selten, dass die Händler überfallen und ausgeraubt wurden. Auch im Schwarzwald haben mancherorts solch raue Gesellen ihr Unwesen getrieben. So wird auch der Wagenzug mit der Händlerstochter Anna, die mit ihrem Vater und den Brüdern unterwegs zum Sommermarkt ist, auf einem Höhenzug des Schwarzwaldes überfallen und Anna dabei schwer verletzt. Anna kann gerettet werden, doch muss sie weitere Schicksalsschläge hinnehmen. Findet sie neues Glück oder wird sich auch dieses ins Gegenteil verkehren?
Aktualisiert: 2022-09-29
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