Autor: Anja Rotter

In Deutschland leiden aktuell 6,3 Mio. Patienten über dem 50igsten Lebensjahr an einer Osteoporose [Ott et al 2013]. Die sozioökonomischen Folgen sind immens. In der EU liegt die Zahl der Hospitalisationen bei jährlich um die 41000 [Berlemann et al 2002]. Es werden Kosten von rund 10 Milliarden Euro pro Jahr verursacht. Die Tendenz steigt [Vogel et al 2005]. Die Osteoporose stellt die häufigste Ursache für Wirbelkörperfrakturen und einen zunehmenden Grund für Schmerzen und Behinderung im Alter dar. In den ersten 12 Monaten birgt eine Fraktur eine Mortalität von 20 %. Es besteht ein hohes Risiko für Pneumonie und Thrombose [Rachner et al 2011]. Der Therapiehauptpfeiler ist die konservative Behandlung. Die konservative Therapie kann die oben genannten Aspekte jedoch nur bedingt beherrschen. Bei Versagen nehmen die minimalinvasiven Behandlungsstrategien einen hohen Stellenwert in der chirurgischen Behandlung ein [Scholz et al 2009]. Der Orthopäde/Unfallchirurg sollte in die Wahl des operativen Verfahrens seine Erfahrungen einfließen lassen und die aktuelle Literatur kritisch betrachten. Somit kann dem Patienten eine solide Behandlungsofferte angeboten werden [Bonnaire et al 2005]. Die Vesselplastie stellt eine schonende Behandlungsmethode dar und kann Anwendung bei Patienten mit hohen ASA Werten (≥ 3) und/oder hohem Anästhesierisiko finden. Die Vesselplastie ist bei osteoporotischen, traumatischen und neoplastischen Wirbelkörperfrakturen indiziert. In Allgemeinanästhesie, Lokalanästhesie oder Analgosedierung wird ein Introducer mit Vessel-X perkutan in den frakturierten Wirbelkörper eingebracht. Die Methode findet unter radiologischer Kontrolle statt. Der Zugang kann extra- oder transpedikulär, uni- oder biateral erfolgen. Mit Hilfe einer Injektorspritze und vorbereitetem Zement können die Vessel durch Drehen schonend befüllt werden. Durch die Befüllung wird die angestrebte Aufrichtung und Reposition der Fraktur erreicht. Es entstehen keine Hohlräume, welche die Verbindung zwischen Zement und Knochen irritieren könnten. Osteo-G ist eine neue Zementform aus dem Formenkreis der Kompositzemente. Es besteht aus einem Strontium-Hydroxyapatit /SrHA-Gemisch. Die vorläufigen Studien ergaben Idealbedingungen von SrHA in der Anwendung der Vesselplastie [Darwano et al 2008]. Zusätzlich wird die pharmakologische Wirkung gegen Osteoporose untersucht. Die Vesselplastie erreicht eine signifikante Wirbelkörperaufrichtung, Kyphosereduktion und Schmerzreduktion. Die vorliegende retrospektive Studie erfolgte an 78 Patienten im Orthopädischen Fachkrankenhaus Bad Düben. Mit 69,32 % war die Osteoporose die häufigste Ursache der Fraktur. Mit 25,6 % war der erste Lendenwirbelkörper am häufigsten betroffen. > 90 % der Frakturen sind MRT- morphologisch als frische Fraktur diagnostiziert worden. Bei 26,9 % der Patienten wurde nach einer Woche die OP-Indikation gestellt. In unserem Patientenkollektiv konnte postoperativ eine signifikante Schmerzreduktion in Ruhe und unter Belastung nachgewiesen werden. Auch im Intervall zeigte der Schmerzmittelbelverbrauch, dass 55% der Patienten selten bzw. keinen Analgetikabedarf nach einem Jahr mehr angaben. Für die mittlere Wirbelkörperhöhe konnte eine signifikante Verbesserung der Wirbelkörpermaße von 67% auf 82 % festgestellt werden. Auch nach einem Jahr gab es weiterhin diese Signifikanz. Die ventrale Wirbelkörperhöhe verbesserte sich signifikant im Mittel von 72% auf 82%. Der Kyphosewinkel wurde signifikant von 10,2° auf 7,9° korrigiert. Der Zugang zum frakturierten Wirbel erfolgte in unserer Studie in 73 (94%) der Fälle durch eine bipedikuläre Punktion. Bei 69% der Patienten traten intra- und postoperativ keine Komplikationen auf. In 19 % ereignete sich ein asymptomatisches Zementparavasat. In 25 % traten Anschlussfrakturen auf. 97% der Patinten gaben eine hohe Zufriedenheit mit der Vesselplastie an. Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden kritisch im Kontext mit der aktuellen Literatur verglichen und dargestellt. Schlussfolgernd zeigen die Ergebnisse dieser Studie, dass die Vesselplastie einen statistisch signifikanten Nutzen in der Schmerzreduktion, Wiederherstellung der Wirbelkörperhöhe und Verbesserung des Kyphosewinkels ermöglicht. Es scheint eine alternative Therapiemethode in der Behandlung von Wibelkörperkompressionsfrakturen zu sein.