Der neueste Band in der "Kulturhistorischen Reihe der Stadt Hüfingen" bietet einen bemerkenswerten Beitrag zum lokalen und regionalen Geschehen in unserem Raum am Ende des Zweiten Weltkriegs. Als Quelle für die Ereignisse in Hüfingen und auf der Baar dient das Tagebuch des damals 23jährigen Niederländers Bart Heyning, der von Juni 1943 bis April 1945 mit einigen anderen jungen Holländern im Fürstlich Fürstenbergischen Säge- und Hobelwerk in Hüfingen als Zwangsarbeiter arbeiten musste.
Bart Heynings Tagebuch dokumentiert den Kriegsalltag in Hüfingen und beschreibt das fremdbestimmte Leben der jungen Holländer, in Lebensumständen, die unser Tagebuchautor - trotz einiger Sonderrechte für niederländische Zwangsarbeiter - als unwürdig und bedrückend empfand. Heyning erlebte die näher kommende Front und die Ängste und Nöte der einheimischen Bevölkerung bei den schrecklichen Bombardierungen von Hüfingen und Donaueschingen. Die für ihn "verlorene Zeit", wie er die Jahre der Zwangsarbeit nennt, endet erst mit seiner Flucht im April 1945.
Die beiden Herausgeber des Tagebuchs von Bart Heyning bleiben mit der deutschen Version in Textausführung und Gestaltung möglichst nahe an der niederländischen Vorlage. Julie Heyning-van Maanen, eine Nichte des Autors, übernahm die Aufgabe, den größten Teil des Tagebuchs aus dem Niederländischen ins Deutsche zu übersetzen, Rüdiger Schell, der versierte Regionalhistoriker, überarbeitete den Text sprachlich, stilistisch und inhaltlich, wobei er darauf achtete, auch den Tagebuchcharakter mit dem raschen Wechsel von knappen Notizen, breiten Darstellungen bzw. tiefgründigen Überlegungen des Autors ungebrochen beizubehalten.
Fazit: Das Tagebuch des Bart Heyning hält in besonderer Weise die Erinnerung wach an eine schlimme Zeit in der Geschichte unserer Heimat. Es ist dafür ein ungewöhnliches, wertvolles Zeitdokument!
Aktualisiert: 2020-06-30
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Als 2008 das Buch von Rüdiger Schell über die Dominikanerinnen im fürstenbergischen Hauskloster Auf Hof bei Neudingen erschien, stellte der Autor bereits damals die Fortsetzung der Klostergeschichte nach 1565 - das Kloster dann geführt von Zisterzienserinnen - in Aussicht. Dieser zweite Teil der Historie liegt nun vor.
Die Darstellung zeigt, wie Graf Heinrich VIII. von Fürstenberg nach dem Niedergang des Dominikanerinnenklosters die Erneuerung des monastischen Lebens in die Wege leitete, indem er neun aus Lauingen (östlich von Ulm) geflohenen Zisterzienserinnen erlaubte, sich im Neudinger Kloster niederzulassen, worauf sich alsbald junge religiöse Frauen aus der Baar der neuen Gemeinschaft anschlossen. Der Graf erreichte zudem nach zähen Verhandlungen das Einverständnis des Päpstlichen Stuhles, das Neudinger Gotteshaus dem Zisterzienserorden anzuvertrauen. Da Papst Gregor XIII. zugleich dem Kloster Auf Hof das Prädikat "Maria" verlieh, wurde es seit 1584 immer häufiger „Maria Hof“ genannt.
Für die folgenden rund 200 Jahre beschreibt Schell, der in akribischer Kleinarbeit Hunderte von Aktenstücken und Urkunden, zudem das Neudinger Anniversar, zwei dicke Protokollbücher und eine umfangreiche Chronik ausgewertet hat, ein wechselvolles, zuweilen auch konfliktträchtiges Verhältnis zwischen den zisterziensischen Ordensfrauen und den Grafen und Fürsten zu Fürstenberg. Deren Beziehungen als Schirm- und Kastvögte zu ihrem Hauskloster waren nicht mehr so eng wie in früherer Zeit. Der neue Orden war nämlich gemäß seinen Regeln konsequent bestrebt, sich weltlichen Einflüssen zu entziehen und wirtschaftlich autark zu bleiben. Die Neudinger Zisterziensernonnen konnten sich daher bei ihrer ordensgemäßen Haltung stets des Rückhalts der sie betreuenden Zisterzienserabtei Salem - wie das Haus Fürstenberg Mitglied im Regenburger Reichstag - sicher sein.
Eben deshalb gab es vor allem zwischen 1620 und 1780 immer wieder angespannte Situationen, die der Verfasser an vielen interessanten Details lebendig werden lässt. Eben deshalb gab es vor allem zwischen 1620 und 1780 immer wieder angespannte Situationen, die der Verfasser an vielen interessanten Details lebendig werden lässt. Berichtet wird u. a. von der Tätigkeit des Advokaten in fürstenbergischen Diensten, Mathias Tinctorius, der 1632 in Hüfingen als Hexer verbrannt wurde, und über die fast modern zu nennende ärztliche Versorgung der Nonnen durch den Schaffhauser Arzt Heinrich Screta oder den Streit mit dem Dorfschmied Christoph Schaller wegen der Einrichtung einer klostereigenen Schmiede.
Schells zweiter Band der Klostermonographie bietet somit dem lokal- und territorialgeschichtlich Interessierten eine Lektüre, die lebendig und anschaulich, aber auch kritisch die Ereignisse des zweiten Teils der Neudinger Klostergeschichte beleuchtet. Und dabei das Wirken der Zisterzienserinnen in Gebetsgedenken und Begräbnistradition für das Haus Fürstenberg entsprechend würdigt.
Aktualisiert: 2020-03-18
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Die vorliegende Untersuchung handelt von der facettenreichen Geschichte des Reichsarbeitsdienstlagers in Hüfingen (Schwarzwald-Baar-Kreis). Aufgearbeitet wird die Zeitspanne von 1932 bis 1965, ein Zeitraum also von mehr als drei Jahrzehnten, in dem sich am Beispiel dieses Lagers zeigen lässt, wie die lokale Entwicklung in Hüfingen in vielem die Zeitgeschichte in Deutschland widerspiegelt.
Der Zeitrahmen beginnt am Ende der Weimarer Republik mit der Einrichtung eines Lagers des FAD (Freiwilliger Arbeitsdienst) im benachbarten Pfohren, primär unter sozialpolitischen Aspekten. Die Nationalsozialisten veränderten nach 1933, u.a. durch die Einführung der Arbeitsdienstpflicht, die ursprüngliche Funktion des Dienstes und erzogen die "Arbeitsmänner" im Sinne ihrer "Volksgemeinschaft" zu Opferbereitschaft und Wehrhaftigkeit. Das Lager der RAD-Abt. 2/263 "Heinrich von Fürstenberg", wie es nun hieß, wurde zuerst nach Donaueschingen, später nach Hüfingen verlegt. Im Krieg überwog die rein vormilitärische Ausbildung. Und in den letzten Kriegstagen diente das Barackenlager sogar zweckentfremdet für wenige Tage der SS zur Unterbringung einer sog. Eisenbahn-Baubrigade aus KZ-Häftlingen.
Dann war der Krieg zu Ende. Das frühere RAD-Lager wurde von der französischen Besatzungsmacht für ein Jahr als Internierungslager für tatsächliche und angebliche politische Funktionsträger des NS-Regimes verwendet. Nach 1950 kaufte die Stadt Hüfingen das Lager, weil Mangel an Wohnraum für Flüchtlinge und Einheimische herrschte. Auch als Nebenerwerbssiedlung für "Bauern aus dem Osten" war das Areal Ende der fünfziger Jahre im Gespräch. Um 1965 erfolgte dann das Aus für die Anlage: Die Zeiten hatten sich geändert.
Aktualisiert: 2020-03-17
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Mit dieser Klostermonographie liegt endlich eine Darstellung der spätmittelalterlichen Geschichte dieses damals zum Dominikanerorden gehörenden bedeutenden Frauenkonvents am Ursprung der Donau vor.
Rüdiger Schell entwirft mit dem teils spärlich vorhandenen Quellenmaterial ein lebendiges Bild einer Gemeinschaft, die in Randlage zeitweise (vor allem im 14. Jahrhundert) ums Überleben kämpft. Nicht allein der Einsatz der Grafen und ihrer Frauen und Töchter trug zum Fortbestand der Gemeinschaft bei, sondern auch die Bereitschaft der Schwestern, ihren persönlichen Besitz dem Kloster zu übereignen.
Zugleich vermag der Autor am Beispiel dieses Klosters überzeugend nachzuweisen, dass es sehr wohl „Hausklöster“ „als fester und zentraler Gedenkort“ einer adeligen Familie auch im Spätmittelalter gab. Nach einer sorgfältigen Analyse der mit der Entstehung der geistlichen Gemeinschaft Auf Hof verbundenen Einzelakte, vor allem der Rolle der Grafen von Fürstenberg als „Gründerfamilie“, und der Weiterentwicklung des Klosters Auf Hof (Maria Hof) bis ins 16. Jahrhundert hinein, wendet der Verfasser sich im letzten und für die Frage nach der Funktion des Konvents als „Hauskloster“ zentralen Teil seines Werkes diesem Thema zu. Angesichts der von ihm herausgearbeiteten Rolle der Grafen von Fürstenberg bei der Entstehung des Klosters und der Sorge der Fürstenberger um die Vermehrung von dessen wirtschaftlicher Ausstattung und angesichts der sich aus der Durchsicht der Archivalien ergebenden hohen Zahl weiblicher Mitglieder des Grafenhauses als Angehörigen des Neudinger Konvents, sodann angesichts des vom Konvent stets wahrgenommenen Gebetsgedenkens für Angehörige des Hauses Fürstenberg und der ebenso unablässigen Pflege des „Erbbegräbnisses“ in der Gruft der Klosterkirche und wegen der in der Kirche seinerzeit aufgestellten fürstenbergischen Grabdenkmäler vermag Schell zumindest am Beispiel „seines“ Klosters überzeugend deutlich zu machen, dass das Kloster Auf Hof bei Neudingen während des gesamten Spätmittelalters den Grafen von Fürstenberg als konkurrenzloses „Hauskloster“ gedient hat. Es bildete eindeutig den „festen und zentralen Gedenkort“ einer adeligen Familie.
Aktualisiert: 2022-06-27
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