Hoboken, eine Kleinstadt am Hudson und Teil der an deren Piers vor dem Ersten Weltkrieg die Einwanderer-Schiffe der Hamburg-Amerika Linie anlegten: Sinnbild einer Normalität, die von einem Tag zum anderen ihr Gesicht wechselt. Ulrich Schödlbauers neue Gedichte leuchten die menschliche Ratlosigkeit aus, in die der technokratische Aufbruch der letzten Jahrzehnte die transatlantische Gesellschaft gestürzt hat. Der Ton, spröde-ironisch an der Oberfläche, elegisch im Ganzen, geht an die ethischen Gründe des Weltverhältnisses, in dem sich der Einzelne mit Lagen konfrontiert sieht, die, mächtiger als er und seine Beziehungen, über sein Wohl und Wehe entscheiden:
Aktualisiert: 2023-06-22
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Hoboken, eine Kleinstadt am Hudson und Teil der an deren Piers vor dem Ersten Weltkrieg die Einwanderer-Schiffe der Hamburg-Amerika Linie anlegten: Sinnbild einer Normalität, die von einem Tag zum anderen ihr Gesicht wechselt. Ulrich Schödlbauers neue Gedichte leuchten die menschliche Ratlosigkeit aus, in die der technokratische Aufbruch der letzten Jahrzehnte die transatlantische Gesellschaft gestürzt hat. Der Ton, spröde-ironisch an der Oberfläche, elegisch im Ganzen, geht an die ethischen Gründe des Weltverhältnisses, in dem sich der Einzelne mit Lagen konfrontiert sieht, die, mächtiger als er und seine Beziehungen, über sein Wohl und Wehe entscheiden:
Aktualisiert: 2023-06-22
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Hoboken, eine Kleinstadt am Hudson und Teil der an deren Piers vor dem Ersten Weltkrieg die Einwanderer-Schiffe der Hamburg-Amerika Linie anlegten: Sinnbild einer Normalität, die von einem Tag zum anderen ihr Gesicht wechselt. Ulrich Schödlbauers neue Gedichte leuchten die menschliche Ratlosigkeit aus, in die der technokratische Aufbruch der letzten Jahrzehnte die transatlantische Gesellschaft gestürzt hat. Der Ton, spröde-ironisch an der Oberfläche, elegisch im Ganzen, geht an die ethischen Gründe des Weltverhältnisses, in dem sich der Einzelne mit Lagen konfrontiert sieht, die, mächtiger als er und seine Beziehungen, über sein Wohl und Wehe entscheiden:
Aktualisiert: 2023-06-22
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Hoboken, eine Kleinstadt am Hudson und Teil der an deren Piers vor dem Ersten Weltkrieg die Einwanderer-Schiffe der Hamburg-Amerika Linie anlegten: Sinnbild einer Normalität, die von einem Tag zum anderen ihr Gesicht wechselt. Ulrich Schödlbauers neue Gedichte leuchten die menschliche Ratlosigkeit aus, in die der technokratische Aufbruch der letzten Jahrzehnte die transatlantische Gesellschaft gestürzt hat. Der Ton, spröde-ironisch an der Oberfläche, elegisch im Ganzen, geht an die ethischen Gründe des Weltverhältnisses, in dem sich der Einzelne mit Lagen konfrontiert sieht, die, mächtiger als er und seine Beziehungen, über sein Wohl und Wehe entscheiden:
Aktualisiert: 2023-06-22
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Hoboken, eine Kleinstadt am Hudson und Teil der an deren Piers vor dem Ersten Weltkrieg die Einwanderer-Schiffe der Hamburg-Amerika Linie anlegten: Sinnbild einer Normalität, die von einem Tag zum anderen ihr Gesicht wechselt. Ulrich Schödlbauers neue Gedichte leuchten die menschliche Ratlosigkeit aus, in die der technokratische Aufbruch der letzten Jahrzehnte die transatlantische Gesellschaft gestürzt hat. Der Ton, spröde-ironisch an der Oberfläche, elegisch im Ganzen, geht an die ethischen Gründe des Weltverhältnisses, in dem sich der Einzelne mit Lagen konfrontiert sieht, die, mächtiger als er und seine Beziehungen, über sein Wohl und Wehe entscheiden:
Aktualisiert: 2023-06-22
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Hoboken, eine Kleinstadt am Hudson und Teil der an deren Piers vor dem Ersten Weltkrieg die Einwanderer-Schiffe der Hamburg-Amerika Linie anlegten: Sinnbild einer Normalität, die von einem Tag zum anderen ihr Gesicht wechselt. Ulrich Schödlbauers neue Gedichte leuchten die menschliche Ratlosigkeit aus, in die der technokratische Aufbruch der letzten Jahrzehnte die transatlantische Gesellschaft gestürzt hat. Der Ton, spröde-ironisch an der Oberfläche, elegisch im Ganzen, geht an die ethischen Gründe des Weltverhältnisses, in dem sich der Einzelne mit Lagen konfrontiert sieht, die, mächtiger als er und seine Beziehungen, über sein Wohl und Wehe entscheiden:
Aktualisiert: 2023-06-22
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Hoboken, eine Kleinstadt am Hudson und Teil der an deren Piers vor dem Ersten Weltkrieg die Einwanderer-Schiffe der Hamburg-Amerika Linie anlegten: Sinnbild einer Normalität, die von einem Tag zum anderen ihr Gesicht wechselt. Ulrich Schödlbauers neue Gedichte leuchten die menschliche Ratlosigkeit aus, in die der technokratische Aufbruch der letzten Jahrzehnte die transatlantische Gesellschaft gestürzt hat. Der Ton, spröde-ironisch an der Oberfläche, elegisch im Ganzen, geht an die ethischen Gründe des Weltverhältnisses, in dem sich der Einzelne mit Lagen konfrontiert sieht, die, mächtiger als er und seine Beziehungen, über sein Wohl und Wehe entscheiden:
Aktualisiert: 2023-06-22
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Hoboken 11
1
Mein Land, kein Land,
liegt auf der Hand.
2
Verbirg dich nicht.
Die Hand, die wäscht,
kennt dein Gesicht.
3
Vergessen, was quält.
Behalten, was zählt.
Vertuschen, was fehlt.
4
Klug, wer vergisst.
Es ist, wie es ist.
Es scheint, wie es scheint.
Zuversicht eint.
5
Wer vieles glaubt, findet die Lösung überall.
Kurz vor der Niederlage erscheint der Sieg greifbar –
Neues Leben in Sicht.
6
Dass es den bestraft,
der zu spät kommt, die Regel gilt
für Anfänger, später kehrt sie sich um.
Wer zu spät kommt, der bestraft das Leben
doppelt und dreifach. Er selbst ist die Strafe.
Aktualisiert: 2023-06-14
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Soweit die Überlegungen dieses Buches von einer These getragen werden, wäre es diese: Der unter Druck geratene liberale Staat ist es wert, verteidigt zu werden – weniger gegen die ständig bemühte Drohkulisse aus ›rechten‹ und ›linken‹ Pappkameraden zugunsten einer aufs jeweils eigene Interessenspektrum zurechtgeschneiderten ›Mitte‹, sondern gegen die Zauberlehrlinge und Menschenmeister einer Weltgesellschaft, deren postulierte Erfordernisse sie besser zu kennen scheinen als die artikulierten Bedürfnisse von Menschen, in deren Namen sie handeln und für die sie daher in vollem Ernst die Verantwortung tragen. Die Souveränität des Volkes wurde zu schwer erkauft, um sie eilends einem Weltphantasma zu opfern.
Das schließt Verantwortung gegen die wirkliche Weltgemeinschaft nicht aus. Hat die politische Klasse in Deutschland die Nerven verloren, als ihre Kanzlerin sich zum Idol aller refugees aufschwang, Englands Brexit den europäischen Einigungsprozess widerrief und Donald Trump die Wahl zum US-Präsidenten gewann? Viele, darunter nicht wenige Ernüchterte des Betriebs, meinen, sie habe in den entscheidenden Tagen und Wochen Verstand, Urteilsver-
mögen und Augenmaß, kurz, den ›Kontakt zur Wirklichkeit‹verloren, wo auch immer man letztere anzusiedeln bereit ist. Vor der Einsicht steht die Analyse, jedenfalls sollte sie dort stehen.
Aktualisiert: 2023-06-14
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Aktualisiert: 2023-06-14
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Aktualisiert: 2023-06-14
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Hoboken 11
1
Mein Land, kein Land,
liegt auf der Hand.
2
Verbirg dich nicht.
Die Hand, die wäscht,
kennt dein Gesicht.
3
Vergessen, was quält.
Behalten, was zählt.
Vertuschen, was fehlt.
4
Klug, wer vergisst.
Es ist, wie es ist.
Es scheint, wie es scheint.
Zuversicht eint.
5
Wer vieles glaubt, findet die Lösung überall.
Kurz vor der Niederlage erscheint der Sieg greifbar –
Neues Leben in Sicht.
6
Dass es den bestraft,
der zu spät kommt, die Regel gilt
für Anfänger, später kehrt sie sich um.
Wer zu spät kommt, der bestraft das Leben
doppelt und dreifach. Er selbst ist die Strafe.
Aktualisiert: 2023-06-14
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Der Part des akademischen Intellektuellen endet dort, wo er, dem klassischen Verständnis nach, beginnt: sobald er sein Verhältnis – beziehungsweise das Verhältnis des Geistes – zur Macht bestimmt. Es könnte gut möglich sein, dass all jene, die darin nur Feigheit oder Borniertheit zu sehen vermögen, sich grundlegend täuschen, insofern sie die Machtkonstellation, der sie die Gelegenheit zur eigenen Rede verdanken, vordergründig aus ihren Überlegungen ausblenden, um sie desto gewisser in ihr zu rekapitulieren. Es ist nicht nötig, dass Macht aggressiv auftritt und in Soldatenstiefeln und Uniformen auftrumpft: jede faktische Konstellation enthält genügend Anreize, sich so und nicht anders in Szene zu setzen, und keiner, der in ihr das Wort führt, sollte sicher sein, dass unter seinen Zuhörern nicht auch solche sitzen, denen die Situation das Wort verbietet oder abschnürt. Er darf es nicht einmal wünschen: unter seinesgleichen zu sein, bedeutet den schlimmsten anzunehmenden Unfall.
...
Die Fremdheit lokaler oder nationaler Traditionen in der modernen Welt ist aber ein Thema, auf das sich Sieger und Verlierer, Opfer und Täter, Kolonisierer und (De-)Kolonisierte innerhalb der ›gegenwärtigen Weltkultur‹ gleichermaßen einigen können. Es ist ein universales Thema für eine sich universalisierende Welt. Die Götter landen gewöhnlich nur einmal – in der Normandie oder wo auch immer. Danach gilt es, die Grenzen der Welt neu zu erfinden, indem man über den festgezurrten Macht- und Verkehrsverhältnissen das Spiel des Eigenen und des Fremden als ein mentales Ereignis inszeniert. Dieses Spiel ist an keine bestimmte Sprache und keine bestimmte Überlieferung gebunden. Buchstäblich kann es jederzeit an jeder beliebigen Stelle beginnen.
INHALT
Vorwort des Autors
Die Grenzen der Welt
Croces Türken
Über den allegorischen Charakter der Kultur
Im Labyrinth des Heiligen
Coverversion. Giorgio Agamben und die Seinen
Die Wirksamkeit der Scham
Elitärer Egalitarismus
Sarrazin: Der asymmetrische Sexus
Denkverbrechen
Anmerkungen zur Reformgesellschaft
Exkurs über den Exzess
Lektüre des Neuen
Die Globusfalle
Bildungsmanöver
Lügen als eine Signatur der Moderne
Demokrat sein. Eine Replik
Die Ordnung des Geldes
Staatskrise als Menetekel der Moral
Klima und Apokalypse
Bibliografie
Aktualisiert: 2021-10-21
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»Es ist eine Zeit des Lichtes. Es ist eine Zeit der
Dunkelheit. Oder besser: Diese Zeit ist nur in der
Lage, in den Kategorien des absolut Guten und
des absolut Bösen zu denken. Es dürfte kaum eine
bessere Illustration dieses Syndroms geben als die
Art und Weise, wie in den vergangenen Jahren
amerikanische Präsidenten in Medien und veröf-
fentlichter Öffentlichkeit behandelt worden sind.
Das gilt für Deutschland. Das gilt für den Groß-
teil Europas. ...«
(Aus dem Vorwort von Alexander Will)
»Und wenn ich Geld habe und wenn ich reich
bin und wenn ich reicher bin als die da, die ihren
dürftigen Reichtum in die Waagschale werfen
müssen, damit die Spendenmaschine anspringt,
und wenn ich meine Politik machen will und nicht
die meiner allvermögenden Golffreunde, die mich
seit Jahren schon langweilen, und wenn ich be-
griffen habe, wie man daraus ein Geschäft macht,
ein Geschäft, ein Geschäft, das sich trägt ... und
wenn alle Welt mich für einen Komödianten hält,
einen Krösus im Komödiantenkostüm, dann gebe
ich eben den Komödianten. ... (S. 49«
Aktualisiert: 2020-07-09
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Das Bersten ist die Bestandsaufnahme einer Beziehung im Augenblick ihres einsetzenden Zerfalls. Der Dozent der Philosophie Tronka durchlebt während eines Migräneanfalls an einem südfranzösischen Urlaubsort ein zweites Mal die Momente einer Partnerschaft, in denen das Ende von Anfang an programmiert erscheint. Tronka, Lesern der Versiegelten Welt aus den vorliegenden Bänden Das Ungelebte und Hiero vertraut, analysiert unter Schmerzen, was dran ist an der von seiner Generation als Lebensform gewählten ›Beziehung‹. »Beziehung ist Lebenspartnerschaft, Lizenz zum Ausleben all dessen, was in einer Welt, in der Menschen einander verzeihen, ungelebt bleibt, weil jedes Verzeihen sonst sinnlos wäre. Beziehung und Ungelebtes schließen einander aus. ›Ich lebte alles‹ steht als Motto über den Viten der Beziehungsheroen und -heroinen und alles stürzt hinterdrein. Hat er alles gelebt? Falls er es wollte, so ist er daran gescheitert. Wollte er es? Ja sicher.« Im Gefüge der Versiegelten Welt schließt das Geschehen an Tronkas gescheiterte Ehe mit Pida aus Kybrium an.
»Der Denker Tronka kennt kein ›Hinieden‹. Dabei lebt er es wie der demutsvollste Klosterbruder. Kein Gesellschaftsmensch kann ihm das Wasser reichen. Jeder darf ihn verlachen und Tronka gibt ihm innerlich recht. Er lacht gern und viel, aber nicht über sich selbst. Der Stachel sitzt tief. Sein verborgenster Wunsch: nicht geboren zu sein. Sein oberflächlichster: die Fülle der Welt genießen. Sein gefühltester: Größe. Sein kleinlichster: Liebe.«
Aktualisiert: 2020-07-07
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Sechs Männer besteigen den Kilimandscharo. Sie haben - ironisch, da es sich so gehört - eine Abmachung getroffen: wer nicht hinaufkommt, geht nicht zurück. Bald gerät jeder an seine Grenze; der Sauerstoffmangel verändert das Bewusstsein. Genau darauf kommt es ihnen an - sie gehören zu den 'höheren Menschen' (wie Nietzsches Zarathustra sie nennt), die nicht aufhören können, in dem, was sie tun, das Allgemeine wahrzunehmen. So haben sie die Höhenkrankheit, bevor sie einen von ihnen überfällt und die Abmachung in Kraft tritt.
Vordergründig geht es in diesem ›Bericht‹ um den alljährlich von Tausenden praktizierten, touristisch präparierten Aufstieg zum Kilimandscharo, dem höchsten Berg Afrikas mit der schier unaufhaltsam schrumpfenden Gletscherkappe, der 1848, im Jahr der gescheiterten deutschen Revolution, von dem pietistischen Missionar Rebmann ›entdeckt‹ und von dem Verlagserben Hans Meyer – bekanntestes Produkt: Meyers Konversationslexikon – erstmals 1889 bestiegen wurde. Das eigentliche Thema des Buches ist allerdings die ›dünne Luft‹, die Ausdünnung, aber auch Intensivierung der intellektuellen und emotionalen Ressourcen des Einzelnen bis hin zur Implosion der Person.
Schödlbauer beschreibt diesen Prozess aus der Innensicht der sechsköpfigen Gruppe, die zunehmend zu einer Figur verschmilzt, um, ununterscheidbar geworden, radikal auseinanderzufallen. Zurück bleibt der Einzelne, dessen ›Verbleib‹ von den anderen, den Heimgekehrten, als Rätsel empfunden und gedeckt wird.
'Unerträglich ist dies alles und überdies besorgniserregend. Denn wenn er sich auch sagen muß, daß im Augenblick nichts zu machen sei, so hält er den Hohn, der in dieser Feststellung liegt, für den Eröffnungszug einer Siegerlaune, die nicht mit Drohungen gegen Leib und Leben geizt. Die überlegene, willig anerkannte Macht, gegen die sich aufzulehnen ihm gleich zu Anfang zwecklos erschien, möchte sich nicht damit zufrieden geben, daß sie einen Jünger gefunden hat, sie will ihn ganz, sie will das Opfer. Im Gedanken daran wirkt es im nachhinein wie ein Akt unfaßbaren Leichtsinns, willig, mit gleichsam gesenktem Haupt dort unten weitergegangen zu sein, und sich damit nahezu vertrauensvoll dem Ungeheuer in die Hände überliefert zu haben.'
Aktualisiert: 2022-07-21
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Die Begegnung mit dem Ungelebten kann unkalkulierbare Folgen für den Einzelnen haben. Kenne ich meine Mit- und Nebenmenschen? Eine beliebte, dabei müßige Frage, die sich am ehesten stellt, wenn man von einem plötzlich Verstorbenen eine Aufgabe erbt - in diesem Fall ein Manuskript, das danach verlangt, zum Druck befördert zu werden, aber seinen Sinn ebenso wenig preisgibt wie der Freund zu Lebzeiten seine Autorschaft. Das klingt nach einem Rätsel, aber es ist nur der Anfang einer Erkundungsreise, die dem Ungelebten im Leben, seinen Unausweichlichkeiten und produktiven Aspekten nachgeht.
Leseprobe:
"Die Schlager, die da von der Promenade heraufdonnerten, waren schlecht, sie waren lächerlich - kein Zweifel. Aber niemand war überhaupt in der Lage zu entscheiden, ob sie wirklich lächerlicher klangen als die anglophone Einheitskost, mit der die Plattenfirmen und Rundfunkanstalten den Planeten eindröhnten. Der rituelle Zirkus braucht keine Motive, er ist sich selbst genug und er funktioniert, solange er immer neue Millionenheere Verzückter aus dem Boden stampft. Die Leute, die sich hier delektierten, waren vom Veranstalter als alt und hässlich, als minderbemittelt in beiderlei Wortsinn konzipiert worden. Man hatte ihnen einen Musikgeschmack aufs Ohr gedrückt wie den Stempel einer Behörde, die Mastschweine in Güteklassen einteilt. Seltsam war das schon, denn sie unterschieden sich in nichts von den Mitmenschen, die im Bilde waren (und somit jung, schön und intelligent), man hätte meinen können, es seien dieselben Leute. Zum Beispiel zeigte sich nichts von der Verachtung, die junge Menschen für diese Art von Gedudel empfinden mussten, auf dem stark gebräunten Gesicht der Blondine dort - ich war jetzt doch aufgestanden und an die Brüstung getreten -, deren halboffener Mund eine angeklebte Illustrierten-Sinnlichkeit demonstrierte. Auch der Jüngling an ihrer Seite, ein Wuschelkopf mit seltsam blasierten Zügen, der seine Augäpfel wie zwei überteuerte Rassehunde unter strenger Kontrolle Gassi gehen ließ, ließ nichts dergleichen erkennen. Abgesehen davon, dass sich auf den meisten Gesichtern ohnehin nicht viel zeigte, was man nicht bereits wusste, wirkte vielleicht die Zugehörigkeit zu diesem Ort, zu dieser Strandszene disziplinierend, so dass man das, was man hörte, weil man nicht anders konnte, ›nicht so übel‹ fand und daraus den Vorteil zog, sich obendrein für ungemein differenziert zu halten. Wie naiv ich war. Ich wusste nichts davon, dass diese Dinge ununterbrochen und allerorten in kleinen und großen wissenschaftlichen Projekten erforscht wurden, vermutlich also auch geradewegs vor meinen Augen. Das Strandidyll trog - es handelte sich, unsichtbar für meinesgleichen, um ein gesellschaftliches Labor, in dem die ausgeklügeltsten Untersuchungen liefen, ohne dass die Folgen für die erforschte Personengruppe, von leichten Gehörschäden abgesehen, als besonders gravierend eingeschätzt werden mussten. Vielleicht befand sich jenes Pärchen dort unten, für mich ein Emblem jugendlicher Selbstadoration, inmitten einer Feldstudie und kämpfte abends mit den Tücken gedruckter Statistiken, vielleicht übte es sich in ›dichter Beschreibung‹ und hatte auch meinen Balkon längst entdeckt und mich dem Inventar der imaginären Lokalität, die unter seinen emsigen Blicken und Fingern entstand, zugeschlagen. Die Professoren, die ich kannte, waren recht einseitig ausgewählt, es fehlten, ohne dass es mir auffiel, die Sozialwissenschaftler und Psychologen."
Aktualisiert: 2022-07-21
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Aus einem Gespräch mit dem Autor:
"Ich saß am Strand von Pisa, blickte auf den Strand und aufs Meer, das nach wenigen Metern in einem ungeheuren Sommernebel verschwand, rechterhand ragte ein verwittertes netzebewehrtes Schöpfrad über das Wasser, ausgerenkt, mit geborstenem Zapfen, und hörte mir die Geschichte eines DDR-Wissenschaftlers an, der im Süden noch einmal eine Anstellung gefunden hatte, bevor ihn ein plötzlicher Tod auf dem Operationstisch ereilte. Ich hatte ihn etwas gekannt oder zu kennen geglaubt, doch als ich seine um etliche Jahre jüngere Frau auf der Rückfahrt in die Stadt fragte, ob man ihn in Deutschland zu Recht oder Unrecht verdächtigt habe, ein Zuträger der Staatssicherheit gewesen zu sein, blickte sie geradeaus auf den Verkehr, legte den Kopf leicht auf die Seite und sagte, beinahe ohne Nachdruck: 'Ich habe mit diesem Mann zwanzig Jahre zusammengelebt, aber ich kann es Ihnen nicht sagen. Ich weiß es nicht.'
Während der Fahrt erzählte ich ihr die Geschichte der jungen Frau, die in Ost-Berlin verheiratet ist, in den Westen geht und dort studiert, in den Jubelszenen nach dem Fall der Mauer ihren Ex-Mann zu erkennen glaubt, sich erst sträubt, aber dann nach Berlin fährt, um ihn zu treffen. In der Nacht vor der Abfahrt schläft sie mit einem Mann, den sie gerade kennengelernt hat und mit dem sie ihr Leben teilen möchte. Sie fährt trotzdem. 'Ich weiß noch nicht, wie die Geschichte ausgeht. Sie ist eine intelligente, emanzipierte Frau und sie gerät ins Niemandsland der Gefühle. Helfen Sie mir: welchen der beiden soll sie nehmen?' Und sie, leise: 'Wenn sie klug ist, nimmt sie den Wessi.' 'Sie ist klug. Aber sie ist auch integer.' 'Ich sagte doch: 'Wenn sie klug ist, nimmt sie den Wessi.' 'Aber es geht nicht gut aus.' 'Nein, es geht nicht gut aus.'
Was ›der Mensch‹ ist, entscheidet sich heute an Systemgrenzen, nicht in den existenziellen Situationen, die für frühere Generationen entscheidend waren. Genauer: es entscheidet sich dort, wo diese Grenzen kollabieren, um in den Individuen fortzubestehen. Das Geschlecht ist so ein Austragungsort imaginärer Schlachten, die das Leben der Einzelnen bestimmen. 'Ich leide, ich bin eine Frau. Nein, ich leide, ich bin ein Mensch', schreibt die Protagonistin. 'Gestern war alles Aufbruch, die Grenze, gerade diese, vollkommen unsichtbar, von allen Seiten, woher der Drahtverhau?' Solche Sätze kommen von vielen, nicht nur an dieser Grenze, die experimentelle Situation hat sich aus den Aufbrüchen zurückgezogen in die Niederungen des persönlichen Unglücks, in denen sich das Glück dazusein aus der Ummantelung einer verordneten Praxis schält. Nein, es geht nicht ums Unglück, um nichts in der Welt. Worum es geht? Sie wissen es nicht, aber sie bekennen es mit großer Härte."
Aktualisiert: 2022-07-21
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Die Begegnung mit dem Ungelebten kann unkalkulierbare Folgen für den Einzelnen haben. Kenne ich meine Mit- und Nebenmenschen? Eine beliebte, dabei müßige Frage, die sich am ehesten stellt, wenn man von einem plötzlich Verstorbenen eine Aufgabe erbt - in diesem Fall ein Manuskript, das danach verlangt, zum Druck befördert zu werden, aber seinen Sinn ebenso wenig preisgibt wie der Freund zu Lebzeiten seine Autorschaft. Das klingt nach einem Rätsel, aber es ist nur der Anfang einer Erkundungsreise, die dem Ungelebten im Leben, seinen Unausweichlichkeiten und produktiven Aspekten nachgeht.
Leseprobe:
"Die Schlager, die da von der Promenade heraufdonnerten, waren schlecht, sie waren lächerlich - kein Zweifel. Aber niemand war überhaupt in der Lage zu entscheiden, ob sie wirklich lächerlicher klangen als die anglophone Einheitskost, mit der die Plattenfirmen und Rundfunkanstalten den Planeten eindröhnten. Der rituelle Zirkus braucht keine Motive, er ist sich selbst genug und er funktioniert, solange er immer neue Millionenheere Verzückter aus dem Boden stampft. Die Leute, die sich hier delektierten, waren vom Veranstalter als alt und hässlich, als minderbemittelt in beiderlei Wortsinn konzipiert worden. Man hatte ihnen einen Musikgeschmack aufs Ohr gedrückt wie den Stempel einer Behörde, die Mastschweine in Güteklassen einteilt. Seltsam war das schon, denn sie unterschieden sich in nichts von den Mitmenschen, die im Bilde waren (und somit jung, schön und intelligent), man hätte meinen können, es seien dieselben Leute. Zum Beispiel zeigte sich nichts von der Verachtung, die junge Menschen für diese Art von Gedudel empfinden mussten, auf dem stark gebräunten Gesicht der Blondine dort - ich war jetzt doch aufgestanden und an die Brüstung getreten -, deren halboffener Mund eine angeklebte Illustrierten-Sinnlichkeit demonstrierte. Auch der Jüngling an ihrer Seite, ein Wuschelkopf mit seltsam blasierten Zügen, der seine Augäpfel wie zwei überteuerte Rassehunde unter strenger Kontrolle Gassi gehen ließ, ließ nichts dergleichen erkennen. Abgesehen davon, dass sich auf den meisten Gesichtern ohnehin nicht viel zeigte, was man nicht bereits wusste, wirkte vielleicht die Zugehörigkeit zu diesem Ort, zu dieser Strandszene disziplinierend, so dass man das, was man hörte, weil man nicht anders konnte, ›nicht so übel‹ fand und daraus den Vorteil zog, sich obendrein für ungemein differenziert zu halten. Wie naiv ich war. Ich wusste nichts davon, dass diese Dinge ununterbrochen und allerorten in kleinen und großen wissenschaftlichen Projekten erforscht wurden, vermutlich also auch geradewegs vor meinen Augen. Das Strandidyll trog - es handelte sich, unsichtbar für meinesgleichen, um ein gesellschaftliches Labor, in dem die ausgeklügeltsten Untersuchungen liefen, ohne dass die Folgen für die erforschte Personengruppe, von leichten Gehörschäden abgesehen, als besonders gravierend eingeschätzt werden mussten. Vielleicht befand sich jenes Pärchen dort unten, für mich ein Emblem jugendlicher Selbstadoration, inmitten einer Feldstudie und kämpfte abends mit den Tücken gedruckter Statistiken, vielleicht übte es sich in ›dichter Beschreibung‹ und hatte auch meinen Balkon längst entdeckt und mich dem Inventar der imaginären Lokalität, die unter seinen emsigen Blicken und Fingern entstand, zugeschlagen. Die Professoren, die ich kannte, waren recht einseitig ausgewählt, es fehlten, ohne dass es mir auffiel, die Sozialwissenschaftler und Psychologen."
Aktualisiert: 2022-07-21
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Hiero ist die Geschichte einer studentischen Clique, die - irgendwann in den späten Siebzigern des abgelaufenen Jahrhunderts - sich als Teil einer schmalen Denkerelite in Westdeutschland begreift und daraus Ansprüche für ihr künftiges Leben herleitet. Im Mittelpunkt dieser Spiele von Illusion und Desillusion steht die Figur des jungen Hiero, der gerader als die anderen seinen Weg geht und kompromissloser scheitert.
Nachdenken über die Lebensbedingungen einer Generation - so könnte man die innere Thematik dieses Buches umreißen, des zweiten Bandes aus dem Zyklus "Die versiegelte Welt".
Aktualisiert: 2022-07-21
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