Im Jahre 1936 wurde den Einwohnern von Renningen und Malmsheim der
Bau eines militärischen Flugplatzes mitgeteilt. In der Folge setzte eine Entwicklung
ein, die für die Geschichte von Renningen und Malmsheim von
großer Bedeutung war und bis heute anhält.
Diese Entwicklung reicht von den militärischen Ereignissen während
des Zweiten Weltkriegs über das staatliche Durchgangslager für
Heimatvertriebene und Flüchtlinge, die landwirtschaftliche Nutzung sowie
die neuerliche militärische Nutzung durch US-Streitkräfte und Bundeswehr
bis hin zu immer wieder ins Gespräch gebrachten Großprojekten. Auch die
zivile Nutzung, unter anderem durch die Sportflieger, begleitet das Gelände
seit vielen Jahrzehnten. Seinen vorläufigen Abschluss findet die Geschichte
des Fluggeländes nun in der Ansiedlung des Forschung- und Entwicklungszentrums
der Firma Bosch. Nach langwierigen Verhandlungen zwischen
der Bundesrepublik Deutschland, dem Land Baden-Württemberg und der
Gemeinde Renningen auf der einen und der Firma Bosch auf der anderen
Seite wurde ein neues Kapitel in der Geschichte des Geländes vor der Hardt
begonnen. Die Firma Robert Bosch GmbH beseitigte die letzten Reste der
militärischen Nutzung und errichtete ein Forschungszentrum, welches die
zukünftige Nutzung des Areals prägen wird.
Nach acht Jahrzehnten – die handelnden Akteure der Kriegs- und unmittelbaren
Nachkriegszeit sind zwischenzeitlich verstorben – hat sich das Stadtarchiv
Renningen auf Initiative von Rolf Mayer (Heimatverein Rankbachtal
e.V.) entschlossen, noch vorhandene Erinnerungen und Aufschriebe zusammenzutragen
und in Text und Bild vorzustellen. Der Flugplatz hat viele
Malmsheimer und Renninger Bürger ein Leben lang begleitet, und viele
Einheimische verbinden mannigfaltige Erinnerungen mit diesem Gelände.
Die älteren Einwohner haben ihre Eltern in der Nachkriegszeit zum Ausgraben
der Balken in den Unterständen auf den Platz begleitet, die dann zersägt
in Zeiten der Heizmaterialknappheit die Wohnungen heizten. Später fuhr
man mit dem „Leiterwägele“ den wenigen Restmüll, der damals anfiel in den
Hardtwald und entsorgte ihn, aus heutiger Sicht sicherlich nicht korrekt, in
den Bombentrichtern. Manch einer schloss Freundschaft mit den auf dem
Flugplatz stationierten amerikanischen Besatzungssoldaten, die die Kinder
mit Cadbury Schokolade und Kaugummi erfreuten. In späteren Jahren
lauschte man mit Gänsehaut den Schauergeschichten der älteren Kameraden,
die von den fremden Bewohnern des Lagers berichteten, die angeblich so
gefährlich waren, dass sich nicht mal die Polizei mehr dorthin getraut hätte.
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Aber auch den jüngeren Einwohnern ist der Flugplatz in vielfältiger Erinnerung:
Begeistert verfolgte man die Slalomrennen, die der Motorsportclub
Renningen veranstaltete, im Winter fanden Hundeschlittenrennen statt, im
Sommer lockten Flugtage nicht nur Gäste aus Malmsheim und Renningen
und viele junge Renninger und Malmsheimer erlernten bis in jüngste Zeit auf
dem Flugplatz das Fahrradfahren.
Aber nicht nur Erfreuliches hielt der Flugplatz für die Anwohner bereit:
manchmal konnte er auch ganz schön unbequem werden. Bundeswehr und
NATO-Streitkräfte brachten mit Nachtflügen Anwohner um den Schlaf und
sorgten für jahrelangen Disput.
All diese Ereignisse werden durch zahlreiche Materialien im Stadtarchiv Renningen
und im Archiv des Heimatvereins Rankbachtal dokumentiert, auch
die amtlichen Quellen im Staatsarchiv Ludwigsburg und im Militärarchiv
Freiburg sind dabei ergiebig. Zahlreiche Unterlagen wurden insbesondere
für eine Sonderausstellung des Heimatvereins Rankbachtal zum Malmsheimer
Flugplatz im Jahre 1999 zusammengetragen, aber bisher nicht in Form
einer Publikation aufgearbeitet.
Im Bereich der ortsansässigen Zeitzeugen gibt es unzählige interessante Informationen
zu finden. Dabei stellte sich heraus, dass die in den 1990er Jahren
geführten Zeitzeugeninterviews manchmal eine gute Ergänzung zu den
in Literatur und Archiven überlieferten Informationen darstellen. Der Mitautor
Rolf Steinhilber hat in den achtziger und neunziger Jahren an einigen
Treffen ehemaliger in Malmsheim stationierter Soldaten teilgenommen und
die Erzählungen dieser Zeitzeugen schriftlich festgehalten, sowie eine große
Anzahl von Bildern überlassen bekommen. Diese Bilder sind zum größten
Teil Momentaufnahmen von Amateuren. Nachfragen zu den Zeitzeugenberichten
aus diesen Jahren waren während der Erstellung dieses Werkes bei
auftretenden Unklarheiten oder Widersprüchlichkeiten leider nicht mehr
möglich, da zahlreiche Informationsgeber zwischenzeitlich verstorben sind.
Ziel dieser Publikation soll es sein, alle die verschiedenen Quellen auszuwerten
und zusammenzuführen und so dem interessierten Leser eine möglichst
vollständige und interessante Zusammenfassung der Ereignisse rund um das
Malmsheimer Flugplatzgelände zu bieten.
Aktualisiert: 2020-10-15
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