Freundschaft und Macht

Freundschaft und Macht von Jahn,  Wiegand, Stellrecht,  Irmtraud
Indus Kohistan ist eine Region zu beiden Seiten der Indus-Schlucht in der pakistanischen North-West-Frontier-Province, die 1976 im Zuge des Baus des Karakorum Highways als Distrikt in das pakistanische Staatswesen integriert wurde. Die Bevölkerung besteht aus vielen Sprach-, Territorial- und Deszendenzgruppen, wobei letztere wiederum verschiedenen Statusgruppen zugeordnet werden. Shin ist die Bezeichnung für Deszendenzgruppen von hohem sozialem Rang und Prestige, die in den meisten Teilen Kohistans die Bevölkerungsmehrheit darstellen. Die vorliegende Untersuchung beschränkt sich auf die Beziehungen zwischen Akteuren und Gruppen der Shin. Die Mehrzahl der etwa 600.000 Menschen zählenden Bevölkerung Indus Kohistans wohnt bis heute in den Indus-Seitentälern und lebt von traditionaler Subsistenzökonomie: Ackerbau und Hochweidewirtschaft. Eine Minderheit allerdings siedelte in den letzten zwei Jahrzehnten um in neuentstandene Bazar-Orte am Karakorum Highway und kehrte der traditionalen Subsistenzökonomie den Rücken: Sie arbeiten als Bedienstete in den „governmental departments“, als Lehrer in Schulen oder im „business“ auf dem Bazar. Angehörige dieser ökonomischen Minderheit, die sozial und politisch aber eng mit der Mehrheit in den Seitentälern verbunden bleiben, stehen im Mittelpunkt der Untersuchung. Konkreter Gegenstand der Fallstudie sind zwei Haushalte im Doppelort Dasu/Komila, dem politischen und ökonomischen Zentrum des Distrikts. Die Arbeit basiert auf Daten, die auf einer 16-monatigen ethnologischen Feldforschung 1998–2000 erhoben wurden. Thematisch ergeben sich zwei Schwerpunkte: Es wird erstens aufgezeigt, dass „Freundschaftsbeziehungen“ in einer traditionalen segmentären Gesellschaft auch in zentralen gesellschaftlichen Feldern eine tragende Rolle spielen. Dabei wird „Freundschaft“ definiert als eine Form interpersonaler Beziehungen, die auf Freiwilligkeit und Wahl basieren und ein weites Spektrum von egalitären bis hin zu hierarchisierten Patron-Klient-Beziehungen einschließen. Mit diesem Fokus soll die einseitige und bislang in der Ethnologie vorherrschende Sichtweise ergänzt werden, die in traditionalen und/oder segmentären Gesellschaften seit jeher allein Verwandtschaft und Deszendenz (in Indus Kohistan: streng patrilineare Deszendenzgruppen) als das Handeln der Akteure strukturierende Prinzipien (an)erkennt. Zum Anderen werden diese Freundschaftsbeziehungen als Machtbeziehungen analysiert. Die Untersuchung von Macht bezieht sich auf die konkrete Handlungsebene. Macht wird dabei verstanden als Fähigkeit, das Handeln Anderer zu beeinflussen. Bezugspunkt ist der routinisierte Alltag „durchschnittlicher“ Akteure und nicht etwa das Handeln prominenter, erklärtermaßen „mächtiger“ Persönlichkeiten. REZENSION "To conclude, friendship in Indus Kohistan is much more than a peripheral social phenomenon. The evidence is against the long standing conviction in social anthropology that in traditional societies only kinship is of real importance, leaving only limited, if any, space for friendship. This insight of the present study corresponds widely with recent fieldwork-based research results predominantly carried out in African societies (Grätz/Meier/Pelican 2003). However, this does not mean that the time has now come to simply put old convictions aside and propagate the dominance of bonds of friendship over those of kinship in traditional societies. Moreover, the time has come to pay more careful attention to the overlappings and interim zones between these social domains, be it in Western or in non-Western (traditional) societies." (Ulrich Oberdiek in „Anthropological Abstracts“, VIII/2009, 141-142)
Aktualisiert: 2023-07-02
> findR *

Freundschaft und Macht

Freundschaft und Macht von Jahn,  Wiegand, Stellrecht,  Irmtraud
Indus Kohistan ist eine Region zu beiden Seiten der Indus-Schlucht in der pakistanischen North-West-Frontier-Province, die 1976 im Zuge des Baus des Karakorum Highways als Distrikt in das pakistanische Staatswesen integriert wurde. Die Bevölkerung besteht aus vielen Sprach-, Territorial- und Deszendenzgruppen, wobei letztere wiederum verschiedenen Statusgruppen zugeordnet werden. Shin ist die Bezeichnung für Deszendenzgruppen von hohem sozialem Rang und Prestige, die in den meisten Teilen Kohistans die Bevölkerungsmehrheit darstellen. Die vorliegende Untersuchung beschränkt sich auf die Beziehungen zwischen Akteuren und Gruppen der Shin. Die Mehrzahl der etwa 600.000 Menschen zählenden Bevölkerung Indus Kohistans wohnt bis heute in den Indus-Seitentälern und lebt von traditionaler Subsistenzökonomie: Ackerbau und Hochweidewirtschaft. Eine Minderheit allerdings siedelte in den letzten zwei Jahrzehnten um in neuentstandene Bazar-Orte am Karakorum Highway und kehrte der traditionalen Subsistenzökonomie den Rücken: Sie arbeiten als Bedienstete in den „governmental departments“, als Lehrer in Schulen oder im „business“ auf dem Bazar. Angehörige dieser ökonomischen Minderheit, die sozial und politisch aber eng mit der Mehrheit in den Seitentälern verbunden bleiben, stehen im Mittelpunkt der Untersuchung. Konkreter Gegenstand der Fallstudie sind zwei Haushalte im Doppelort Dasu/Komila, dem politischen und ökonomischen Zentrum des Distrikts. Die Arbeit basiert auf Daten, die auf einer 16-monatigen ethnologischen Feldforschung 1998–2000 erhoben wurden. Thematisch ergeben sich zwei Schwerpunkte: Es wird erstens aufgezeigt, dass „Freundschaftsbeziehungen“ in einer traditionalen segmentären Gesellschaft auch in zentralen gesellschaftlichen Feldern eine tragende Rolle spielen. Dabei wird „Freundschaft“ definiert als eine Form interpersonaler Beziehungen, die auf Freiwilligkeit und Wahl basieren und ein weites Spektrum von egalitären bis hin zu hierarchisierten Patron-Klient-Beziehungen einschließen. Mit diesem Fokus soll die einseitige und bislang in der Ethnologie vorherrschende Sichtweise ergänzt werden, die in traditionalen und/oder segmentären Gesellschaften seit jeher allein Verwandtschaft und Deszendenz (in Indus Kohistan: streng patrilineare Deszendenzgruppen) als das Handeln der Akteure strukturierende Prinzipien (an)erkennt. Zum Anderen werden diese Freundschaftsbeziehungen als Machtbeziehungen analysiert. Die Untersuchung von Macht bezieht sich auf die konkrete Handlungsebene. Macht wird dabei verstanden als Fähigkeit, das Handeln Anderer zu beeinflussen. Bezugspunkt ist der routinisierte Alltag „durchschnittlicher“ Akteure und nicht etwa das Handeln prominenter, erklärtermaßen „mächtiger“ Persönlichkeiten. REZENSION "To conclude, friendship in Indus Kohistan is much more than a peripheral social phenomenon. The evidence is against the long standing conviction in social anthropology that in traditional societies only kinship is of real importance, leaving only limited, if any, space for friendship. This insight of the present study corresponds widely with recent fieldwork-based research results predominantly carried out in African societies (Grätz/Meier/Pelican 2003). However, this does not mean that the time has now come to simply put old convictions aside and propagate the dominance of bonds of friendship over those of kinship in traditional societies. Moreover, the time has come to pay more careful attention to the overlappings and interim zones between these social domains, be it in Western or in non-Western (traditional) societies." (Ulrich Oberdiek in „Anthropological Abstracts“, VIII/2009, 141-142)
Aktualisiert: 2023-07-02
> findR *

Verwandtschaft, Geschlecht und Raum

Verwandtschaft, Geschlecht und Raum von Gratz,  Kathrin, Stellrecht,  Irmtraud
Die vorliegende Ethnographie ist das Produkt einer Feldforschung im Norden Pakistans. Über eineinhalb Jahre teilte die Autorin den Alltag der Frauen und Mädchen zweier Familien in Gilgit, einer dynamischen und sich rasch wandelnden Stadt im Karakorumgebirge. Vor dem Hintergrund strenger muslimischer Geschlechtertrennung beschreibt sie die alltäglichen Arbeiten der Frauen und Mädchen, ihre Mobilität und ihre – häufig konfliktreichen – Interaktionen in Familie und Nachbarschaft. Die Kleinräumigkeit der weiblichen Lebenswelt, ihre Verwurzelung im häuslichen Alltag und die übergroße Bedeutung verwandtschaftlicher Beziehungen wird sichtbar. Gleichzeitig zeigt die Arbeit, wie aktiv sich Frauen und Mädchen mit den Potenzialen und Gefahren ihrer sich wandelnden Lebensbedingungen auseinandersetzen. Aspekte, die sonst durch die Raster der Aufmerksamkeit zu fallen drohen – weil weibliche Akteure oft im Verborgenen agieren oder weil ihnen von vornherein Machtlosigkeit und Passivität unterstellt werden – finden besondere Beachtung. Damit ist dies einerseits eine Ethnographie der „kleinen Dinge”, der alltäglichen Handlungen und Begegnungen. Andererseits arbeitet die Autorin die grundlegenden Strukturprinzipien heraus, die den weiblichen Alltag formen – Prinzipien, die nicht auf Nordpakistan beschränkt, sondern auf weite Teile des Landes übertragbar sind, ebenso wie auf Afghanistan und andere Regionen der muslimischen Welt. Zahlreiche aufwändige Grafiken veranschaulichen diese Grundstrukturen. Die Bereiche der Familie und des Haushalts – die primären Wirkungsfelder der Frauen – gelten bis heute in der Ethnographie Pakistans als schwer zugänglich und werden aus diesem Grund vernachlässigt. Im Gegensatz zu dieser gängigen Meinung zeigt die Autorin, wie einfach es für eine weibliche Forscherin ist, in Haushalten Aufnahme zu finden und pakistanisches Familienleben zu beobachten – vorausgesetzt sie ist bereit, den Preis zu zahlen: Sie muss die privilegierte Rolle der Forscherin opfern; sie muss akzeptieren, dass – einmal „drinnen“ angekommen – die Forschung nicht mehr unter ihrer Regie stattfindet; und sie muss der Tatsache ins Auge sehen, dass ihre mitgebrachte Methodik sich als inkompatibel mit dem Gegenstand erweist. Diese spezifische Forschungssituation, die in der Einleitung eingehend analysiert wird, hat die Arbeit geprägt: Bewusst enthält sich die Autorin eines allzu wissenschaftlichen Vokabulars, belässt Bezüge zu fachlichen Debatten implizit und entscheidet sich für eine unkonventionelle Darstellungsweise. Verwandtschaft, Geschlecht und Raum ist damit auch ein Experiment ethnographischen Schreibens. Die Autorin versucht, möglichst viel von der erlebten ethnographischen Erfahrung in den Text herüberzuretten. Die willkürliche Zerstückelung von Erlebtem und seine Unterordnung unter fachliche Erkenntnis- und Darstellungsinteressen konterkariert sie mit der Stärke und dem Eigenleben des Erlebten. Zitate aus ihren Feldtagebüchern durchziehen fortlaufend den Text. Damit wird die Ebene der ethnographischen Erfahrung kontinuierlich einbezogen und das erfahrende Subjekt in den Text integriert, ohne im Mittelpunkt zu stehen. Studierenden der Ethnologie präsentiert sich so eine wertvolle Innensicht auf den Prozess der Feldforschung, ihren Erlebnisreichtum und die unterschiedlichen Ebenen der ethnographischen Aufarbeitung und ethnologischen Analyse – im Feld und am heimischen Schreibtisch. REZENSION „Die Dissertation ist ein wichtiges Grundlagenwerk über weibliche Lebenswelten in einer muslimischen Gesellschaft. Für eine Beschäftigung mit dem durch Erdbeben und politische Unruhen destabilisierten pakistanischen Staat ist das Werk unentbehrlich, zeigt es doch eine - weibliche - Seite der Gesellschaft, die in den oftmals holzschnittartigen Berichten über religiöse Fanatiker, Korruption und Frauenunterdrückung verloren zu gehen scheint.” (Annemarie Gronover in „Humanities – Sozial- und Kulturgeschichte”, http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de, 1-3)
Aktualisiert: 2021-11-20
> findR *

60 Jahre Institut für Ethnologie und Afrikastudien

60 Jahre Institut für Ethnologie und Afrikastudien von Beier,  Ulli, Brandstetter,  Anna-Maria, Buddruss,  Georg, Geary,  Christraud, Gross,  Gerhard, Hauck,  Gerhard, Lentz,  Carola, Müller,  Ernst-Wilhelm, Nachtigall,  Horst, Rein,  Anette, Seiler,  Signe, Snoy,  Peter, Stellrecht,  Irmtraud, Zwernemann,  Jürgen
INHALT Anna-Maria Brandstetter / Carola Lentz: Einleitung Chronik Irmtraud Stellrecht: Feldforschung als Erfahrung. Adolf Friedrich und Karl Jettmar in Nordpakistan Georg Buddruss / Peter Snoy: Die Deutsche Hindukusch-Expedition (DHE) 1955–56 Horst Nachtigall: „Der erste Student der Völkerkunde“ Ernst Wilhelm Müller: Reminiszenzen eines Betroffenen Zusammengestellt von Anna-Maria Brandstetter: Erika Sulzmann zwischen Mainz und Kongo Lorenz G. Löffler: Die fünfziger Jahre. Erinnerungen an meine Erlebnisse 1950–60 Jürgen Zwernemann: Erinnerungen an meine Studienzeit in Mainz 1950–54 Christraud Geary: Sommersemester 1966 in Mainz Signe Seiler: Erika Sulzmann räumt auf. Erinnerungen an die 1960er und 1970er Jahre Raimund Kastenholz: Afrikanische Sprachen, Afrikanistik, Afrikanische Philologie Thomas Geider: Janheinz Jahn als Vermittler afrikanischer Literatur in den deutschen Sprachraum und die Weltliteratur Anja Oed: Literaturen in afrikanischen Sprachen und die Jahn-Bibliothek für afrikanische Literaturen Alfons M. Dauer: Dauer und die Ethnologie in Mainz. Wie alles so kam Christoph Klein: Blues en bloc Wolfgang Bender: Kulturerbe Musik. Das Archiv für die Musik Afrikas in Mainz Manfred K.H. Eggert / Rosemarie K. Eggert: Mainz und das Innere Kongobecken. Archäologisch-ethnographische Forschungen 1977–87 Bernhard Streck: Symposium auf dem Podium oder Die Betäubung des Initianden Brigitta Benzing: „König, Fürsten, Bauern“. Die erste ethnographische Ausstellung im Neubau des Mainzer Philosophicums Ulli Beier: „Neue Kunst aus Afrika“. Über die Ausstellung im Landesmuseum Mainz, Juni–Juli 1980 Uta Reuster-Jahn: „Mawingu – Skulpturen der Makonde“ Gerhard Grohs: Das Institut und der Kampf gegen die Apartheidpolitik Südafrikas Thomas Bierschenk: Laudatio zum 70. Geburtstag von Gerhard Grohs (1999) Gerhard Hauck: Teilnehmende Beobachtung als „ständiger Vertreter“ am Institut für Ethnologie und Afrikastudien Mabiala Mantuba-Ngoma: Promovieren am IFEAs. Zwischen Wissenschaft und Menschlichkeit Anette Rein et al.: Das Autonome DoktorandInnenkolloquium 1990–98 und ein Epilog Ivo Strecker: Aha, aha! Oho, oho! – Oho, oho! Aha! Kollage einer Professur Carola Lentz: Selbstberichte, Evaluationen, Zielvereinbarungen, STEPs und andere Zeitfresser. Das Institut im Spiegel administrativer Genres Anhang / Abbildungsnachweis / Zu den Autoren / Index
Aktualisiert: 2021-11-22
> findR *

Rechtspluralismus in den Northern Areas / Pakistan

Rechtspluralismus in den Northern Areas / Pakistan von Lentz,  Sabine, Stellrecht,  Irmtraud
Die vorliegende Studie untersucht Recht und Rechtssysteme in den Northern Areas. Die Northern Areas liegen zwischen Pakistan im Süden, Afghanistan im Westen, China im Norden und Indien im Osten. Historisch gehörten sie zum Fürstenstaat von Jammu und Kashmir, einem Klientelstaat des Britischen Empire. Heute werden sie von Pakistan verwaltet. Nach einer Einführung in die Forschungsproblematik folgt im zweiten Kapitel eine kurze ethnographische Beschreibung des Gebietes, wobei neben Verwaltung, Geographie und Infrastruktur auch die heterogenen Bevölkerungsteile, Identitäten, Wirtschaft und Religion behandelt werden. Kapitel drei und vier vermitteln die theoretische Grundlage und die angewandten Untersuchungsmethoden für die Diskussion des Themas Recht und Rechtspluralismus in dem beschriebenen Umfeld. Kapitel fünf bis sieben unternehmen die historische Genese der gegenwärtigen Situation und die prekäre konstitutionelle Stellung der Bewohner der Northern Areas, da die pakistanische Verfassung von 1973 für diese Gebiete keine Gültigkeit hat. Der Grund für diesen außergewöhnlichen Zustand liegt in dem System der kolonialen Verwaltung begründet, welches niemals grundlegend geändert wurde. Kapitel acht und neun befassen sich mit der Entwicklung des indigenen und islamischen Rechts. Diese wurde ermöglicht durch das Desinteresse der verschiedenen Zentralverwaltungen an einer grundlegenden Reform des Rechtssystems. Indigenes Recht wurde stark durch lokale Gegebenheiten und die Auseinandersetzung mit dem islamischen Recht beeinflußt, welches einen weiteren nicht zu unterschätzenden Faktor in den Northern Areas darstellt. Die folgenden sechs Kapitel beleuchten den Einfluß des Rechtspluralismus in verschiedenen Rechtsbereichen, so z.B. im Strafrecht, Familien- oder Eigentumsrecht, wie es in den Northern Areas angewendet wird. Als Ergebnis wird festgehalten, daß das Rechtssystem der Northern Areas offensichtlich stärker von indigenem und islamischem Recht in seinen lokalen Ausprägungen beeinflusst ist als von den Rechtsnormen des pakistanischen Rechtssystems. REZENSION „Sabine Lentz widmet sich [...] diachron und auf unterschiedlichen Betrachtungsebenen einem Themenkomplex, der in zahlreichen regionalen Studien häufig ausgeblendet wird bzw. zu kurz kommt. Der Rechtsrahmen, in dem unterschiedliche Rechtssysteme zur Anwendung gelangen, bietet die Bühne, auf der menschliche Handlungen in Beziehung dazu behandelt werden können. Somit eröffnet diese Arbeit über den konkreten Bezugsrahmen hinaus einen Einblick in komplexe Sachverhalte, die auch andernorts einer Analyse harren, ist eine wahre Fundgrube für Hinweise aus der pakistanischen Rechtspraxis und bietet eine wertvolle Ergänzung der bereits publizierten Sammelbände und Monographien aus dem DFG-Schwerpunktprogramm ‚Kulturraum Karakorum’.” (Hermann Kreutzmann in „Die Erde“ 133/2, 2002, 224)
Aktualisiert: 2021-12-13
> findR *

Ein Labyrinth von Identitäten in Nordpakistan

Ein Labyrinth von Identitäten in Nordpakistan von Sökefeld,  Martin, Stellrecht,  Irmtraud
Identitätsdiskurse und -prozesse im nordpakistanischen Hochgebirge sind das Thema des vorliegenden Bandes. Die plurale Gesellschaft der Stadt Gilgit, zentraler Ort der Northern Area, ist das Feld für die Untersuchung eines verschlungenen Labyrinths von Identitäten. Drei untereinander verbundene Hauptstränge von Identitätsbildungsprozessen werden analysiert: die an der Symbolik von Landbesitz orientierte Unterscheidung von „Leuten aus Gilgit“ und „Leuten von außen“, der Konflikt zwischen Schiiten und Sunniten sowie die Formierung einer umfassenden, nationalen Identität Nordpakistans im Kontext des Kaschmir-Konflikts. Im Mittelpunkt des verwendeten Ansatzes zur Analyse von Identitätsprozessen stehen nicht Gruppen, sondern Individuen, die handeln, sprechen und Unterscheidungen treffen. Die Dynamik und Kreativität, mit der in Gilgit Grenzen gezogen oder wieder aufgelöst werden, stehen im Vordergrund der Darstellung. Im Sinne reflexiver Ethnologie wird dabei diskutiert, wie Identitäten und Identitätsprozesse textlich repräsentiert werden können, ohne sie zu verdinglichen. Die Untersuchung des „Labyrinths von Identitäten“ in Gilgit bietet zahlreiche neue Einblicke in die koloniale und nachkoloniale Geschichte der Region. Grundlage der Arbeit ist eine Langzeitfeldforschung in Gilgit. Über den Autor: Dr. Martin Sökefeld, der mit diesem Werk seine überarbeitete Dissertation vorlegt, ist Professor für Ethnologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Aktualisiert: 2022-07-13
> findR *

Freundschaft und Macht

Freundschaft und Macht von Jahn,  Wiegand, Stellrecht,  Irmtraud
Indus Kohistan ist eine Region zu beiden Seiten der Indus-Schlucht in der pakistanischen North-West-Frontier-Province, die 1976 im Zuge des Baus des Karakorum Highways als Distrikt in das pakistanische Staatswesen integriert wurde. Die Bevölkerung besteht aus vielen Sprach-, Territorial- und Deszendenzgruppen, wobei letztere wiederum verschiedenen Statusgruppen zugeordnet werden. Shin ist die Bezeichnung für Deszendenzgruppen von hohem sozialem Rang und Prestige, die in den meisten Teilen Kohistans die Bevölkerungsmehrheit darstellen. Die vorliegende Untersuchung beschränkt sich auf die Beziehungen zwischen Akteuren und Gruppen der Shin. Die Mehrzahl der etwa 600.000 Menschen zählenden Bevölkerung Indus Kohistans wohnt bis heute in den Indus-Seitentälern und lebt von traditionaler Subsistenzökonomie: Ackerbau und Hochweidewirtschaft. Eine Minderheit allerdings siedelte in den letzten zwei Jahrzehnten um in neuentstandene Bazar-Orte am Karakorum Highway und kehrte der traditionalen Subsistenzökonomie den Rücken: Sie arbeiten als Bedienstete in den „governmental departments“, als Lehrer in Schulen oder im „business“ auf dem Bazar. Angehörige dieser ökonomischen Minderheit, die sozial und politisch aber eng mit der Mehrheit in den Seitentälern verbunden bleiben, stehen im Mittelpunkt der Untersuchung. Konkreter Gegenstand der Fallstudie sind zwei Haushalte im Doppelort Dasu/Komila, dem politischen und ökonomischen Zentrum des Distrikts. Die Arbeit basiert auf Daten, die auf einer 16-monatigen ethnologischen Feldforschung 1998–2000 erhoben wurden. Thematisch ergeben sich zwei Schwerpunkte: Es wird erstens aufgezeigt, dass „Freundschaftsbeziehungen“ in einer traditionalen segmentären Gesellschaft auch in zentralen gesellschaftlichen Feldern eine tragende Rolle spielen. Dabei wird „Freundschaft“ definiert als eine Form interpersonaler Beziehungen, die auf Freiwilligkeit und Wahl basieren und ein weites Spektrum von egalitären bis hin zu hierarchisierten Patron-Klient-Beziehungen einschließen. Mit diesem Fokus soll die einseitige und bislang in der Ethnologie vorherrschende Sichtweise ergänzt werden, die in traditionalen und/oder segmentären Gesellschaften seit jeher allein Verwandtschaft und Deszendenz (in Indus Kohistan: streng patrilineare Deszendenzgruppen) als das Handeln der Akteure strukturierende Prinzipien (an)erkennt. Zum Anderen werden diese Freundschaftsbeziehungen als Machtbeziehungen analysiert. Die Untersuchung von Macht bezieht sich auf die konkrete Handlungsebene. Macht wird dabei verstanden als Fähigkeit, das Handeln Anderer zu beeinflussen. Bezugspunkt ist der routinisierte Alltag „durchschnittlicher“ Akteure und nicht etwa das Handeln prominenter, erklärtermaßen „mächtiger“ Persönlichkeiten. REZENSION "To conclude, friendship in Indus Kohistan is much more than a peripheral social phenomenon. The evidence is against the long standing conviction in social anthropology that in traditional societies only kinship is of real importance, leaving only limited, if any, space for friendship. This insight of the present study corresponds widely with recent fieldwork-based research results predominantly carried out in African societies (Grätz/Meier/Pelican 2003). However, this does not mean that the time has now come to simply put old convictions aside and propagate the dominance of bonds of friendship over those of kinship in traditional societies. Moreover, the time has come to pay more careful attention to the overlappings and interim zones between these social domains, be it in Western or in non-Western (traditional) societies." (Ulrich Oberdiek in „Anthropological Abstracts“, VIII/2009, 141-142)
Aktualisiert: 2023-04-28
> findR *

Frauen und Feen

Frauen und Feen von Marhoffer-Wolff,  Maria, Stellrecht,  Irmtraud
Schamanismus ist ein klassisches Thema der Ethnologie. Mit einer bisher unbekannten Form des Schamanismus, nämlich der besonderen Beziehung zwischen Feen (parí) und Frauen in Nordpakistan, befasst sich die Autorin der vorliegenden Studie. Im Zentrum der Untersuchung stehen die sogenannten „mómalas“ (lit.: die Frau die sich fürchtet), junge Frauen, die von Besessenheitsattacken durch Feen betroffen sind. Diese Feen werden als weibliche Wesen aus einer spirituellen Welt angesehen, und man versucht, die mómalas durch religiöse Behandlung von ihnen zu befreien. Einige wenige, die nicht geheilt werden können, entwickeln sich zu spirituellen Medien zwischen der physischen Welt und der Welt der Feen. Eine mómalas kann bei kultivierter Besessenheit ihre parí auf Wunsch herbeirufen. Sie tanzt, heilt und sagt wahr, ähnlich wie ein Schamane, jedoch nur im Privaten. Die 20-monatige ethnomedizinische Feldforschung der Autorin (1989–1991) im nordpakistanischen Yasin-Tal war Teil eines interdisziplinären Forschungsprojekts zur Beziehung zwischen Mensch, Umwelt und Kultur in Nordpakistan. Im Rahmen ihrer Arbeit erfuhr sie von den mómalas und entwickelte die Fragestellung nach dem Einfluss der Feen auf das Leben dieser Frauen. Aus den Gesprächen mit diesen und deren sozialem Umfeld entstand eine Sammlung aus Erfahrungsberichten und Selbstbeschreibungen, Darstellungen von Gesprächssituationen, lokalen Geschichten, emischen Erzählungen und Wertschätzungen durch Dritte. Mit dem Werk vermittelt die Autorin eine feminine Sichtweise in dem bisher eher von Männern dominierten Forschungsgebiet der Geistbesessenheit in Nordpakistan, da sie als Frau Zugang zu den ansonsten streng separierten Frauen Pakistans hat.
Aktualisiert: 2021-11-29
> findR *
MEHR ANZEIGEN

Bücher von Stellrecht, Irmtraud

Sie suchen ein Buch oder Publikation vonStellrecht, Irmtraud ? Bei Buch findr finden Sie alle Bücher Stellrecht, Irmtraud. Entdecken Sie neue Bücher oder Klassiker für Sie selbst oder zum Verschenken. Buch findr hat zahlreiche Bücher von Stellrecht, Irmtraud im Sortiment. Nehmen Sie sich Zeit zum Stöbern und finden Sie das passende Buch oder die Publiketion für Ihr Lesevergnügen oder Ihr Interessensgebiet. Stöbern Sie durch unser Angebot und finden Sie aus unserer großen Auswahl das Buch, das Ihnen zusagt. Bei Buch findr finden Sie Romane, Ratgeber, wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Bücher uvm. Bestellen Sie Ihr Buch zu Ihrem Thema einfach online und lassen Sie es sich bequem nach Hause schicken. Wir wünschen Ihnen schöne und entspannte Lesemomente mit Ihrem Buch von Stellrecht, Irmtraud .

Stellrecht, Irmtraud - Große Auswahl an Publikationen bei Buch findr

Bei uns finden Sie Bücher aller beliebter Autoren, Neuerscheinungen, Bestseller genauso wie alte Schätze. Bücher von Stellrecht, Irmtraud die Ihre Fantasie anregen und Bücher, die Sie weiterbilden und Ihnen wissenschaftliche Fakten vermitteln. Ganz nach Ihrem Geschmack ist das passende Buch für Sie dabei. Finden Sie eine große Auswahl Bücher verschiedenster Genres, Verlage, Schlagworte Genre bei Buchfindr:

Unser Repertoire umfasst Bücher von

Sie haben viele Möglichkeiten bei Buch findr die passenden Bücher für Ihr Lesevergnügen zu entdecken. Nutzen Sie unsere Suchfunktionen, um zu stöbern und für Sie interessante Bücher in den unterschiedlichen Genres und Kategorien zu finden. Neben Büchern von Stellrecht, Irmtraud und Büchern aus verschiedenen Kategorien finden Sie schnell und einfach auch eine Auflistung thematisch passender Publikationen. Probieren Sie es aus, legen Sie jetzt los! Ihrem Lesevergnügen steht nichts im Wege. Nutzen Sie die Vorteile Ihre Bücher online zu kaufen und bekommen Sie die bestellten Bücher schnell und bequem zugestellt. Nehmen Sie sich die Zeit, online die Bücher Ihrer Wahl anzulesen, Buchempfehlungen und Rezensionen zu studieren, Informationen zu Autoren zu lesen. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen das Team von Buchfindr.