Die Sprachtoten

Die Sprachtoten von Mangold,  Wendelin, Wald,  Boris
Entrechtet und entmündigt Wendelin Mangold, unter den Bedingungen des autoritären Regimes in der Sowjetunion aufgewachsen, die Schule besucht, gearbeitet, studiert und als Lehrer der deutschen Muttersprache ausgebildet, siedelte 1990 in die Bundesrepublik über und betreute seine übergesiedelten russlanddeutschen Landsleute. Somit ist er aus eigenem Erleben und aus dem Studium der Historie und Sprache heraus mit dem Denken und Fühlen seiner Landsleute bestens vertraut und weiß um die Geschichte und das Schicksal der Deutschen aus Russland wie kaum ein anderer. Der Titel seiner hier vorgelegten Theatertrilogie ‚Die Sprachtoten‘ zeigt an, dass es ihm bei allen drei Stücken um die besondere Bedeutung der Sprache der Russlanddeutschen im Rahmen eines mehr als zwei Jahrhunderte langen Wanderungs- und Integrationsprozesses geht. Der Erhalt der deutschen Sprache, das Klammern an ihr, Verbot und Verlust derselben infolge widriger und turbulenter Lebensumstände insbesondere in der Zeit des Ersten und des Zweiten Weltkrieges und danach bis in die Neunzigerjahre des 20. Jahrhunderts hinein – die Russlanddeutschen wurden regelrecht entrechtet und sprachtot gemacht, im direkten und indirekten Sinne des Wortes. So und nicht anders ist der Titel seiner Theatertrilogie zu verstehen. Mit ihren jeweiligen deutschen Dialekten vor 250 Jahren nach Russland gewandert, war die Sprache für die deutschen Siedler in Russland ein wesentliches Element, ihre Wurzeln nicht zu vergessen, ihre Identität nicht zu verlieren. Integration in eine andere Gesellschaft kann niemals gegen die Herkunftsmerkmale erfolgen, denn mittels derer erschließen sich die kulturellen und sozialen Werte einer Volksgruppe und ihrer einzelnen Mitglieder. Mangold verdeutlicht in seinen Theaterstücken, dass sich die Verwendung der deutschen Sprache in ihren jeweiligen Dialekten auch keinesfalls gegen die russische Gesellschaft richtete, denn ansonsten wäre ja die besondere wirtschaftliche, politische und soziale Rolle der Deutschen in Russland nicht möglich gewesen. Klar wird in den Theaterstücken Mangolds, dass dann, wenn der Gebrauch der traditionellen Sprache im Integrationsprozess eingeschränkt oder gar verboten wird, etwa auch durch die Nichterlaubnis des Schreibens von Literatur in der ursprünglichen Sprache, ein erheblicher Identitätsverlust einsetzt, was die Integrationsprozesse erschwert oder gar unmöglich macht. Diese Problematik besteht natürlich auch bei der Übersiedlung in der Bundesrepublik. Die über Jahrhunderte erodierte deutsche Sprachkultur und die zur Sowjetzeit indoktrinierte sozialistische Kultur und Literatur stößt in der Bundesrepublik auf eine völlig veränderte Sprache und Kultur, Gesellschaft und Mentalität. Viele von Mangolds Landsleuten ziehen sich daher nostalgisch zurück und suchen ihr Heil in der Hinwendung zur russischen Sprache, Geschichte und Kultur, fühlen sich hierzulande zerrissen zwischen zwei Sprachen und zwei Welten, der russischen und der deutschen. Mangold gelingt es mit seinen Theaterstücken, die angesiedelt sind zwischen Volkstheater und modernem experimentellen Theater, diese zentralen Fragestellungen der russlanddeutschen Geschichte zu vereinfachen und verständlich zu machen, bald mit einem ernsten, bald mit einem heiteren Auge. Er bietet durch seine Theaterstücke vielgestaltig die Möglichkeit, die Problemstellungen dieser Entwicklung zu verstehen. Er wechselt Stil und Stimmung von Stück zu Stück. Insgesamt großes Theater, nicht nur für seine Landsleute. Alfred Büngen, Verleger
Aktualisiert: 2020-08-17
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Zu sich wandern

Zu sich wandern von Mangold,  Wendelin, Wald,  Boris
LEBENSSTATIONEN Wendelin Mangold wurde am 5. September 1940 in der Südukraine auf einem russlanddeutschen Bauernhof geboren. Seine Familie gelangte 1943/44 über Rumänien, Ungarn, die Tschechoslowakei und Polen nach Deutschland, wurde eingebürgert und 1945 willkürlich in den Nordural verschleppt. Durch diese turbulenten Kriegs- und Nachkriegsjahre erlebte seine Familie nicht nur viel bittere Not, sondern auch schlimme Ächtung als Russlanddeutsche. Feindseligkeit, Entrechtung, Misshandlung, Hunger, Kälte wurde zum Alltag. Trotz des stalinistischen Verbots unter der Lebensgefahr wurde weiter an der deutschen Muttersprache, den deutschen Traditionen und dem christlichen Glauben in der Familie fest gehalten. Mit der Entlassung aus der Kommandanturaufsicht 1956 siedelte die Familie nach Sibirien in die Stadt Nowosibirsk um, da der Rückweg in die alte Heimat Ukraine für die Russlanddeutschen von Staats wegen für immer abgeschnitten war. Und so begann für den Sechzehnjährigen das harte Arbeitsleben im Bau bei mörderischer sibirischer Kälte - das übliche Schicksal der verbannten und verschleppten Russlanddeutschen jener Zeit. Aber er gab nie auf, von einer anderen Laufbahn zu träumen: Besuchte nebenbei die Abendschule, begann 1962 ein Deutschlehrerstudium, dass er 1967 erfolgreich abschloss, und nahm eine Lehrtätigkeit bei seinen russlanddeutschen Landsleuten in Nordkasachstan auf, anfänglich als Dozent, später, nach seiner Promotion im Fach Germanistik, als Lehrstuhlinhaber für deutsche Muttersprache. Als der Massenexodus begann, konnte ihn auch nichts mehr halten, und er reiste 1990 nach Deutschland aus. Seitdem lebt er in Königstein im Taunus und ist bei der Seelsorge für katholische Russlanddeutsche der Deutschen Bischofskonferenz als Sozialarbeiter tätig. Er hat sich auch in schwierigsten Lebenssituationen stets zum Deutschtum bekannt, die deutsche Sprache, die christlichen Tugenden und Traditionen der Russlanddeutschen gepflegt und als einmaliges Erbe an die jungen Russlanddeutschen weiter gegeben. Dichten war immer seine Leidenschaft: Es sind drüben und hüben mittlerweile Hunderte von poetischen Texten in deutschen Zeitungen, Almanachen, Anthologien und in eigenen Gedichtbänden erschienen.
Aktualisiert: 2020-10-01
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